Pandemie - Im Schnelltestzentrum in Weinheim sind Menschen mehrfach mit einem fehlerhaften Nachweis nach Hause gegangen

Sturm der Entrüstung nach Corona-Tests

Von 
Sandra Kettenmann
Lesedauer: 
45 Euro wollen die Betreiber für einen Antigen-Schnelltest im Weinheimer 3-Glocken-Center. Auch darüber regen sich nun einige Menschen auf. © Kopetzky/ü

Weinheim. Um die Weihnachtsfeiertage oder den Silvesterabend nicht alleine, sondern in Gesellschaft verbringen zu können, wollten sich zahlreiche Bürger im Schnelltestzentrum (STZ) in den Räumlichkeiten des Weinheimer 3-Glocken-Centers auf das Corona-Virus testen lassen. Daraufhin erlebten die Betreiberinnen des Schnelltestzentrums, Karima Falkou und Meral Willmann, auf ihrer Facebook-Seite einen regelrechten Shitstorm. Grund hierfür waren Positiv-Ergebnisse einiger Antigen-Schnelltests, die durch einen folgenden PCR-Test (Polymerase-Kettenreaktion-Test) beim Arzt nicht bestätigt wurden. Es wurden also vermehrt positive Befunde für eine Covid19-Erkrankung ausgesprochen, die durch einen späteren PCR-Test nicht bestätigt werden konnten.

Auch in der Redaktion landeten zahlreiche Beschwerden über die falschen Testergebnisse. C. Bothe schrieb: „Wir haben am Sonntag nach Weihnachten im STZ zwei Corona-Schnelltests für je 45 Euro machen lassen. Beide waren positiv. Also sind wir nach Heppenheim für einen PCR-Test gefahren. Dann kam die Überraschung: beide negativ. Aus dem Bekanntenkreis kennen wir eine ähnliche Geschichte und auch bei Facebook häufen sich die Kommentare zu genau diesen Fällen. Irgendetwas scheint da ordentlich schiefzulaufen.“

Auf Nachfrage der Redaktion beim Landratsamt des Kreises Bergstraße wird allerdings mitgeteilt: „Dem hiesigen Gesundheitsamt sind ein paar Fälle in den letzten Tagen bekannt geworden, in denen der PCR-Test negativ war, darunter auch eine Person, die über das Testcenter in Weinheim berichtete.“ Mehr ist dem Landratsamt nicht bekannt.

Lagerung und Handhabung

Auch T. Luber schrieb auf Facebook: „Mir wurde heute durch verschiedene Menschen mitgeteilt, dass das Testzentrum im 3-Glocken-Center die Teströhrchen wohl falsch gelagert hatte und deswegen Dutzende von Menschen falsch-positiv getestet wurden.“

Ob diese Aussage stimmt und wie ein falsch-positiver Befund zustande kommen kann, wollte die Redaktion von den Betreibern des Schnelltestzentrums wissen und sprach mit Torsten Boorberg vom Management des Schnelltestzentrums: „Wir haben mittlerweile mehr als 500 dieser Antigen-Schnelltests durchgeführt. Und gerade um die Weihnachtszeit war die Nachfrage wirklich sehr hoch. Wir haben sicherlich eine statistische Ungenauigkeit, aber es kam halt auch alles sehr geballt. Und es ist ja so, dass ein Antigen-Schnelltest-Ergebnis durch ein PCR-Test-Ergebnis bestätigt werden muss. So waren bei acht positiven Ergebnissen auch zwei dabei, die später durch den PCR-Test sicher als positiv bestätigt wurden.“

Der Hersteller des Nadal-Covid19-Tests schreibt auf seiner Internetseite, dass die Ergebnisse dieses Antigentests „sehr genau“ sind. Die diagnostische Sensitivität liege bei 97,56 Prozent. Dieser Wert bezieht sich auf die Genauigkeit der Krankheitserkennung selbst. Die diagnostische Spezifität liegt laut Hersteller bei 99,9 Prozent. Damit ist die Wahrscheinlichkeit gemeint, dass gesunde Menschen auch als solche erkannt werden.

Dass die Tests falsch gelagert oder nicht korrekt durchgeführt wurden, verneinte Torsten Boorberg und erklärte, dass die Nadal-Tests bei einer Raumtemperatur zwischen 15 und 30 Grad gelagert werden müssen, und dies sei zu jeder Zeit gegeben gewesen. Dies bestätigt auch das Landratsamt des Rhein-Neckar-Kreises.

Besuch des Gesundheitsamtes

Auf Nachfrage der Redaktion heißt es: „Zunächst einmal muss gesagt werden, dass solche Testzentren keiner Genehmigungs- oder Kontrollpflicht durch das Gesundheitsamt unterliegen. Nach Beschwerden aus der Bevölkerung wurde jedoch am 29. Dezember eine unangemeldete Kontrolle der Einrichtung durch das Gesundheitsamt durchgeführt. Dabei wurden unter anderem das Gesamthygienekonzept der Einrichtung und die Einhaltung der Herstellerangaben der Schnelltests begutachtet. Die Kontrolle ergab keinerlei Grund zur Beanstandung.“

Das Personal, berichtete Boorberg im Gespräch, sei medizinisch geschult worden. Zwei Ärztinnen, Dr. Olga Vyokurova und Dr. Verena Ohneis, haben zudem die Betreiberin Karima Falkou als gelernte Zahnarzthelferin geschult, so dass sie selbst testen durfte. Das erklärt die Frage von Lesern, warum Falkous Name auf einigen Testergebnissen stand. Boorberg ergänzte: „Mittlerweile haben wir weiteres medizinisches Personal in der Durchführung der Tests schulen können, so dass nun mehrere Personen den Abstrich vornehmen dürfen.“

Torsten Boorberg könne sich die falschen Testergebnisse nur durch eine Fehlinterpretation erklären. In seiner Erklärung wird der Antigen-Schnelltest zum besseren Verständnis mit einem Schwangerschaftstest aus dem Drogeriemarkt verglichen. Dabei können kleinere Schwankungen das Testergebnis verfälschen, so das Management. Beim Schwangerschaftstest seien das die Schwangerschaftshormone im Urin und beim Antigen-Schnelltest die Proteine, die die RNA (Biomolekül Ribonukleinsäure) ummanteln. Bei solchen Schwankungen sei das Testergebnis nicht genau.

Davon berichteten auch zeitungsleser, deren Ergebnis als „leicht positiv“ betitelt wurde. Boorberg dazu: „Wir haben uns in solchen Fällen sehr vorsichtig verhalten und gemäß der Einweisung und der Anleitung des Herstellers ein positives Ergebnis erkannt. Sicherheitshalber. Denn ein falsch-negatives Ergebnis hätte weitaus schlimmere Folgen gehabt. Der Umgang mit der Gesundheit ist für uns ein hohes Gut und wir wollten nicht fahrlässig handeln.“

Kommentare gelöscht

Aufgrund der Fehlinterpretation häuften sich noch vor Silvester die Vorwürfe in den sozialen Medien gegen das Schnelltestzentrum, so dass die Betreiber der Facebook-Seite Kommentare löschten. Torsten Boorberg: „Wir sind im persönlichen Kontakt mit einigen Personen. Aber die Art des Umgangs in den sozialen Medien hat uns wirklich überrascht, auch Nötigungen und persönliche Diffamierungen waren darunter.“

Durch die Anfeindungen blieben Fragen nach der Genauigkeit der Testergebnisse, falscher Handhabung oder falscher Lagerung für einen Schnelltest auf den öffentlichen Kanälen unbeantwortet – auch die Frage nach dem Preis, denn im Großhandel kosten die verwendeten Nadal-Covid19-Tests der Firma von minden GmbH pro Stück zwischen acht und zehn Euro.

Personal kostet Geld

Boorberg über die Entstehung der Kosten: „Wir beziehen diese Tests über den medizinischen Großhandel. Die von uns verlangten 45 Euro setzen sich wie folgt zusammen: Wir haben die Räumlichkeiten im 3-Glocken-Center für zwölf Monate angemietet. Die medizinischen Abfälle, also die Tests, müssen gesondert entsorgt werden, was ebenfalls nicht günstig ist. Dazu brauchten wir einen speziellen Aerosol- und Luftreiniger für die Räumlichkeiten. Hinzu kommen noch die Mehrwertsteuer und Personalkosten. Daher empfinden wir die 45 Euro als absolut angemessen.“

Newsletter "Guten Morgen Bergstraße"

Copyright © 2025 Bergsträßer Anzeiger