Hessen Mobil

Straßenmeisterei in Bensheim ist auf den Winter vorbereitet

Von 
Thomas Tritsch
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Rund 3000 Tonnen Streusalz lagern bei der Straßenmeisterei im Depot an der Amperestraße in Bensheim. © Gutschalk

Bergstraße. Die weiteren Aussichten für Südhessen fallen eher mild und regnerisch aus. Aus Sicht der Straßenmeisterei Bensheim kann der Winter aber kommen. Aktuell sind im Depot an der Amperestraße rund 3000 Tonnen Streusalz eingelagert. Am Standort Fürth kommen nochmals 500 Tonnen dazu. Das reicht wahrscheinlich für die komplette Saison. Im vergangenen Jahr wurden für das rund 300 Kilometer große Straßennetz im Kreis Bergstraße insgesamt 1500 Tonnen verbraucht. In den beiden sanften Wintern zuvor war es nur jeweils rund ein Drittel dieser Menge.

Der Standort von Hessen Mobil – einer von zwölf im Bundesland – sieht sich daher gut gerüstet. In Bensheim stehen momentan sieben Fahrzeuge parat. Darunter ein moderner Dreiachser auf dem neuesten Stand der Technik, der bis zu zwei Tonnen mehr Ladevolumen schafft. Das ermöglicht längere Touren. Drei der vier Lkw stammen von externen Unternehmen. Damit fährt Hessen Mobil nach eigenen Angaben schlanker durch das Jahr, denn eine Aufstockung des eigenen Fuhrparks für den Winterdienst würde bedeuten, dass die Flotte im restlichen Jahr nicht ausgelastet wäre, erläutert der Fachdezernatsleiter für Südhessen, Michael Friemel. Für die Teilregion östlich der B 36 zwischen Fürth und Birkenau sind die Kollegen der Straßenmeisterei Beerfelden zuständig, die auch den weiteren Odenwaldkreis mitbetreut.

Dienstpläne mit drei Schichten

„Unsere Dienstpläne stehen“, betont Meistereileiter Wolfgang Lorentz. Zwölf Mitarbeiter und drei Fremdunternehmen teilen sich drei Schichten, wenn es losgeht. Das Zeitfenster erstreckt sich von sechs bis 22 Uhr. Die Motoren starten bereits gegen 1.30 Uhr nachts. Denn um sechs soll ein „verkehrsfähiger Zustand“ hergestellt sein – rechtzeitig vor dem Berufs- und Schulverkehr. Und Friemel versichert zudem, dass nicht punkt 22 Uhr der Hammer fällt, wenn die Situation dagegen spricht. Trotz einer einheitlichen Routenplanung nach einem landesweit standardisierten Verfahren könne man flexibel und der Straßenlage entsprechend agieren.

Die Bewertung der einzelnen Streckenabschnitte erfolgt nach bestimmten Kriterien. Neben der durchschnittlichen Verkehrsbelastung sind Faktoren wie Höhenlage, Gefälle und ÖPNV-Linien ebenso zu beachten wie wichtige Zufahrtswege zu Krankenhäusern, Schulen oder Bahnhöfen, so Michael Friemel. Neuralgische Punkte werden zuerst angefahren. Im Landkreis gehören dazu der komplette Bereich um Lindenfels („Dort zeigt sich der Winter zuerst“) und einige Lautertaler Ortsteile sowie der Jägersburger und der Viernheimer Wald. Hier ist Eisglätte ein wiederkehrendes Problem. Grundsätzlich werden Waldabschnitte und Brücken besonders genau beobachtet.

Um rechtzeitig vor Ort sein zu können, wird das Straßenzustands- und Wetterinformationssystem SWIS des Deutschen Wetterdienstes genutzt. Auf der Basis regionaler Prognosen und Warnmeldungen werden die Einsätze dann koordiniert. Hinzu kommen die Daten von den Glättemeldeanlagen im hessischen Straßennetz. Sensoren messen die Feuchtigkeit und Temperatur auf der Straße und in der Luft. Über einen Zentralrechner werden die Informationen laufend an alle Standorte verteilt, um noch gezielter planen zu können und vor der ersten Glätte unterwegs zu sein.

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Computergesteuerte Streutechnik

Wie in den Jahren zuvor setzt Hessen Mobil auf einen vorbeugenden Winterdienst, der im Zuständigkeitsbereich der Behörde auf allen Bundes- und Landesstraßen sowie auf den meisten Kreisstraßen praktiziert wird. Wenn Glätte gar nicht erst entsteht, werde am Ende weniger Salz benötigt. Das schone die Umwelt und erhöhe die Verkehrssicherheit. „So wenig wie möglich, so viel wie nötig“, so Friemel über die Dosierung des Salzes. Um das zu erreichen, kommt eine computergesteuerte Streutechnik zum Einsatz, die das Feuchtsalz gleichmäßig verteilt. Schon ab fünf Gramm – ein Teelöffel voll – kann ein Quadratmeter Fläche behandelt werden. Das Salz enthält 30 Prozent Sole, also eine wässrige Salzlösung, die dem Trockenstoff vor dem Ausbringen zugesetzt wird. Laut Straßen- und Verkehrsmanagement ist dies nach wie vor die wirksamste und sparsamste Lösung. Es haftet besser, wird kaum verweht und taut Schnee und Eis schneller ab, so Bernhard Külzer, Dezernatsleiter für Betrieb und Verkehr in Südhessen.

Landesweit ist Hessen Mobil mit 46 Straßenmeistereien vertreten, die mit einer Reserve von etwa 90 000 Tonnen Salz über 15 000 Kilometer Straßen betreuen. Seit neuestem ohne die Autobahnen: Anfang Januar dieses Jahres wurde die Verantwortung für den Bau und Betrieb der rund 1000 Kilometer hessischer Autobahnen auf eine bundeseigene GmbH übertragen. Damit hat sich das Aufgabenspektrum der Behörde etwas verschlankt.

Gleich geblieben ist der rechtlich definierte Auftrag. Hessen Mobil organisiert seinen Winterdienst auf der Grundlage des bundesweit geltenden Leistungshefts für den Straßenbetrieb. Laut Gesetzgeber muss man allerdings nur dann aktiv werden, wenn es an bedeutsamen und gefährlichen Stellen glatt wird. Auch ist der Einsatz im Grunde nur auf die Tagesstunden beschränkt. „Wir gehen weit über diese Anforderungen hinaus“, betont Külzer in Bensheim. Bei autobahnähnlich ausgebauten Strecken ist ein Einsatz rund um die Uhr möglich. Jede Fahrt dauert maximal cirka drei Stunden.

Räumtouren werden dokumentiert

Durch den Bau weiterer Lagerhallen in den vergangenen Jahren können für Südhessen insgesamt rund 9500 Tonnen Streusalz vorgehalten werden. In der Regel wird das Material bereits im Frühjahr und Sommer zu günstigeren Preisen eingekauft. Die Räumtouren selbst werden mit einem speziellen System dokumentiert. Dabei wird neben den räumlichen GPS-Koordinatoren unter anderem auch die Salzmenge erfasst. Für Hessen Mobil sind die Daten auch juristisch relevant, etwa im Zuge eines Unfalls.

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