Rhein-Neckar. Es war (zum Glück) bislang kein gutes Jahr für Stechmückenlarven – zumindest was die Auwaldstechmücken angeht. Eine lange Phase mit niedrigen Wasserständen und hohen Temperaturen hat nach dem Pfingst-Hochwasser dafür gesorgt, dass sich die Mückenlarven nicht entwickeln konnten. Nach anhalten Regenfällen und dem daraus resultierenden Hochwasser am Rhein Ende Juli, mussten die Mitarbeiter der Kommunalen Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (KABS) Anfang August doch nochmal ausrücken.
Doch auch wenn die Population der Auwaldstechmücken in diesem Sommer nicht so groß ist, hat ein anderer stechender Plagegeist gerade Hochsaison: die Tigermücke. Zu deren Bekämpfung könne aber jeder mit ganz einfachen Mitteln selbst beitragen, sagt Dirk Reichle, Wissenschaftlicher Direktor der KABS.
„Wir hatten in diesem Jahr eigentlich nur zwei Spitzen, was Hochwasser angeht. Eine um Pfingsten herum und dann noch eine zweite, Ende Juli“, berichtet Reichle. Längere Trockenperioden, wie es sie vor dem zweiten Hochwasser gab, bringen aber auch Nachteile. „Je länger eine solche Trockenphase anhält, desto mehr Larven schlüpfen, wenn das Wasser dann doch noch kommt. Die wittern dann quasi ihre letzte Chance“, erklärt der Fachmann. So habe man nach der jüngsten Spitze bei sogenannten Schöpfproben in den Bekämpfungsgebieten teilweise bis zu 200 Larven pro Liter gefunden.
Dies sei besonders auf Flächen der Fall gewesen, die erstmals in diesem Jahr überflutet wurden. „Das ist schon sehr viel“, sagt Reichle. „An anderen Stellen finden wir mal zwischen zehn und 50 Larven pro Liter, in ganz, ganz seltenen Fällen auch mal um die 500 - aber 200 pro Liter ist schon eine Menge“, ordnet der Wissenschaftliche Direktor ein.
Stechmücken-Saison geht erst Mitte September zu Ende
Die auf das Hochwasser folgenden Bekämpfungsmaßnahmen seien aber erfolgreich verlaufen. Derzeit sei in vielen Regionen nicht mit einem außergewöhnlich starken Stechmückenaufkommen zu rechnen. Für eine Entwarnung, was diesen Sommer betrifft, sei es aber noch zu früh. „Viele hatten die Stechmücken-Saison wegen der Trockenheit ja schon im Juli abgeschrieben. Für uns ist die Saison aber erst Mitte September vorbei. Solange sind wir quasi in Alarmbereitschaft“, erklärt Reichle.
Es gibt allerdings Flächen, wo die KABS aufgrund behördlicher Anordnungen nicht tätig werden darf. „In diesen sogenannten Tabuzonen geht es häufig um die Verringerung des Störpotenzials“, sagt Reichle und meint damit, dass in diesen Gebieten beispielsweise seltene Vögel brüten oder dort andere seltene Tierarten heimisch sind, die von den Mückenbekämpfern nicht gestört werden sollen. Laut KABS-Pressesprecherin Xenia Augsten seien das beispielsweise kleinere Flächen bei Schwetzingen, Teile des Naturschutzgebietes Riedwiesen und Teile der Insel Flotzgrün bei Speyer.
„In der Regel haben diese meist kleinflächigen Zonen aber keine großen negativen Auswirkungen bei der Bekämpfung“, erklärt der Fachmann. Liegen diese Zonen allerdings in der Nähe von Siedlungen, können die Mücken den dort lebenden Menschen lästig werden – denn die blutsaugenden Tierchen können einige Kilometer pro Tag zurücklegen. „Das bleibt leider nicht aus. Aber hier gilt es eben einen Kompromiss zwischen Menschenschutz und Tierschutz zu finden“, so Reichle weiter.
Tigermücken suchen zur Eiablage die Nähe des Menschen
Schwieriger als die Bekämpfung der Auwaldstechmücken sei hingegen der Kampf gegen die Tigermücke – obwohl für beide das gleiche biologische Bekämpfungsmittel BTI benutzt werde. Und für diese Tierchen herrscht gerade Hochsaison. „Sie befinden sich gerade in der Hochphase der Entwicklung“, weiß Reichle. Anders als die Auwaldstechmücken suchten die Tigermücken die Nähe des Menschen, um ihre Brutstätten zu finden.
„Die kommen ausschließlich in Siedlungsgebieten vor und nutzen im Hof und Garten quasi jede Wasseransammlung zur Eiablage – das fängt bei der Regentonne an und geht über Eimer und Gießkannen bis hin zum Topfuntersetzer, in dem sich Wasser sammelt“, zählt Reichle auf. Dieser Umstand mache die Bekämpfung der Tigermücke auch wesentlich schwieriger, weil man dafür auch auf Privatgrundstücke müsse und nicht jeder Bürger da kooperativ sei.
Während manche Kommunen auch bei der Tigermückenbekämpfung auf die Dienste der KABS setzen, haben andere mittlerweile einen Strategiewechsel vollzogen. „Die sind aber nicht aus der Bekämpfung ausgestiegen, sie haben ihre Strategie lediglich den finanziellen Mitteln angepasst und setzen meist verstärkt auf das Engagement der Bürgerinnen und Bürger“, stellt Reichle klar. Schließlich seien viele Kommunen knapp bei Kasse und für eine erfolgreiche Bekämpfung der Tigermücke müsse die Bevölkerung ohnehin mit ins Boot geholt werden.
Jeder kann mit einfachen Mitteln zur Eindämmung der Tigermücke beitragen
Denn zur Eindämmung der Tigermücken-Population könne jeder mit einfachen Mitteln einen Beitrag leisten. „Generell sollten Wasseransammlungen im Garten vermieden werden. Also Gießkannen und Eimer beispielsweise nicht so stehen lassen, dass sich bei Regen Wasser darin sammeln kann, sondern einfach auf den Kopf stellen“, gibt Reichle ein Beispiel. Regensammeltonnen sollten mit einem engmaschigen Netz abgedeckt werden, um den Mücken die Eiablage unmöglich zu machen.
Generell sollten Wasseransammlungen im Garten vermieden werden. Also Gießkannen und Eimer [...] einfach auf den Kopf stellen.
„Und wer beispielsweise einen Hofgully oder dergleichen hat, der kann in regelmäßigen Abständen auch mal eine BTI-Tablette reinwerfen“, so der Fachmann weiter. Diese Tabletten bekomme man in Mitgliedskommunen der KABS kostenlos im Bürgerbüro. „Sie sind aber auch frei verkäuflich und können beispielsweise über das Internet bezogen werden“, so Reichle. „Wenn jeder da im eigenen Umfeld etwas aufmerksamer werden würde, könnte man damit sehr viel erreichen“, gibt der Fachmann zu bedenken. Entsprechende Tipps dazu gibt es auf der Homepage der KABS.
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