Eröffnung

Sparkasse Bensheim ist zurück in der Innenstadt

Die Revitalisierung des bestehenden Gebäudes an der Bahnhofstraße war rund 16 Millionen Euro günstiger als ein Neubau. Welche Neuerungen es neben einem riesigen LED-Bildschirm und einem Indoor-Garten noch gibt.

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Thomas Tritsch
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Die Bensheimer Bürgermeisterin Christine Klein der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse, Johannes Erich Schulz, bei der mit Moos bedeckten Wand. © Thomas Neu

Bensheim. Das Kundenberatungszentrum der Sparkasse Bensheim stand drei Jahre leer, als das Geldinstitut im November 2021 eine finale Entscheidung traf: Verwaltungsrat und Vorstand hatten sich für eine Revitalisierung im Bestand und gegen einen kleineren Neubau entschieden. Seither wurde die Hauptstelle an der Bahnhofstraße am Standort modernisiert und behutsam umgebaut. Die Raumplanung wurde den Ansprüchen an ein modernes Bankgeschäft angepasst. Gestern öffnete die Zentrale wieder für die Kunden. Sämtliche Mitarbeiter haben das Übergangsdomizil an der Wormser Straße verlassen und sind nun im Stadtkern gebündelt.

Durch die Nutzung bestehender Bausubstanz habe man gegenüber einer Neuplanung rund 16 Millionen Euro eingespart, sagte Vorstandsvorsitzender Johannes Erich Schulz, der im Juli 2021 die Verantwortung in Bensheim übernommen hatte. Für den Chef ein entscheidendes Argument.

Eigentlich sollten bereits im Frühjahr 2021 die Abrissbagger rollen, dann wurde der ursprüngliche Beschluss für den Neubau vom Verwaltungsrat unter Vorsitz von Christine Klein zurückgenommen. Im März 2022 wurde der Generalunternehmer BancArt von der Sparkasse mit dem Umbau beauftragt. Pünktlich zum gestrigen Weltspartag wurde die Hauptstelle wiedereröffnet. Die Vorstände Schulz und Sebastian Rösel durchschnitten gemeinsam mit der Bürgermeisterin das rote Band und begrüßten die ersten Kunden mit Blumen.

„Kein Prunkbau, sondern ein Beratungszentrum“

Die Immobilie von 1978 hat sich verändert – und ist doch in ihrer elementaren Struktur gleichgeblieben. Die letzte Modernisierung erfolgte 2002. „Wir wollten keinen Prunkbau, sondern ein Beratungszentrum, das die Bedürfnisse der regionalen Kunden spiegelt“, so Klein. Auch Schulz betonte, dass es bei dem Großprojekt nicht um einen „Glaspalast“ ging, sondern um eine bodenständige Zentrale, die den „Charme des alten Gebäudes“ in die Zukunft transportiert. Das Investitionsvolumen in Höhe von 20,1 Millionen Euro rangiere im ursprünglichen Budgetrahmen, so der Vorstand. Ein Großteil der Arbeiten habe man an Bensheimer Unternehmen vergeben, dies entspreche dem regionalen Auftrag der Sparkassen.

Technik und Energie

Das Thema Nachhaltigkeit sowohl in puncto Bausubstanz wie auch beim Thema Energie habe bei der Revitalisierung der Hauptstelle der Sparkasse Bensheim eine wichtige Rolle gespielt, so der Vorstandsvorsitzende Johannes Erich Schulz.

Die Photovoltaikanlage hat eine Leistung von 41 Kilowattstunden und kann pro Tag 200 bis 250 KW Energie erzeugen.

Für die Datentechnik wurden insgesamt 700 Anschlüsse verlegt und rund 250 Kilometer Kabel gezogen.

350 Rauchmelder spiegeln die hohen Anforderungen an den Brand- und Gebäudeschutz.

In der Tiefgarage mit 99 Plätzen stehen zehn E-Ladesäulen zur Verfügung. tr

Der Zeitrahmen von 2021 bis heute sei sogar leicht unterschritten worden – und dies in wirtschaftlich schwierigen Zeiten, so Schulz, der von einem neuen Anlaufpunkt und attraktiven Eingangstor in der Bensheimer Innenstadt spricht. Eine belebende Rückkehr, von der nicht nur Mitarbeiter und Kunden, sondern auch die umliegenden Geschäfte profitierten, sagt er. Auch Christine Klein kommentierte die Revitalisierung des Bestands rückblickend als richtige Entscheidung, die dem City-Standort zu Gute komme. Die Zusammenarbeit zwischen Stadt und Sparkasse sei sehr konstruktiv verlaufen. „Der Verbleib der Geschäftsstelle in der Innenstadt war damals eines meiner Wahlversprechen“, so Klein, die seit Dezember 2020 im Rathaus regiert.

Digitale Servicestation und eine Lounge als Wartebereich

Die Fassade der Hauptstelle hat sich nur minimal verändert. Die einst orangenen Treppenhäuser wirken jetzt in grau deutlich dezenter und transparenter, die Glasbausteine in 70er-Jahre-Ästhetik sind entsorgt. Beim genauen Blick ins Innere werden die neue Ausstattung und das moderne Arbeitsumfeld sichtbar.

Die Hauptstelle der Sparkasse Bensheim wurde am 30.10.2024 nach der umfangreichen Revitalisierung neu eröffnet. © Thomas Neu

Die Sparkasse bietet zeitgemäße, helle und funktionale Räumlichkeiten, die sich auf drei Etagen galerieartig um einen durchgängig offenen Gebäudekern als eine Art Atrium ziehen. Dort ist Platz für bis zu 190 Mitarbeitende. Im Entrée des Erdgeschosses sind links fünf Geldautomaten und drei SB-Terminals platziert, die niedriger angebracht sind und so auch Rollstuhlfahrern einen unkomplizierten Zugang ermöglichen.

Auf der anderen Seite gibt es eine digitale Servicestation für das zunehmende Online-Banking und einen als Lounge angelegten Wartebereich. Die Bedürfnisse von Familien, Senioren und Kinder werden gleichermaßen berücksichtigt, so Sebastian Rösel. Bereits am Eingang werden Kunden entsprechend ihren Anliegen kanalisiert, um Wartezeiten zu vermeiden, heißt es.

Beratunsgzimmer sind nach Bergsträßer Orten benannt

Zur neuen Technik gehören ein Scanner für Überweisungen und ein Münzrollengeber, der sich insbesondere an den Einzelhandel richtet. Dominiert wird der Innenraum durch einen riesigen LED-Screen, neben dem – ganz klassisch – eine traditionelle Kasse zu finden ist. „Das bieten heute wenige“, so Johannes Erich Schulz.

Die revitalisierte Hauptstelle der Sparkasse Bensheim wurde gestern neu eröffnet. Vorstandsvorsitzender Johannes Erich Schulz zeigte den Kindern der Kita Fuldastraße das große Display. © Thomas Neu

Eine ebenerdige, einfach zugängliche Tresoranlage ergänzt den Tresor im Keller. In der ersten Etage ist der Bereich für Private Banking und Firmenkunden. Die Beratungszimmer sind nach Bergsträßer Gemeinden und Ortsteilen sowie nach lokalen Sehenswürdigkeiten benannt (Melibokus, Felsenmeer, Kloster Lorsch), die Räume sind der jeweiligen Beratungssituation angepasst. Die Beratungszimmer für Firmenkunden, wo auch Millionendeals über die Bühne gehen, sind schallgeschützt. Treffpunkte für Mitarbeiter und Teeküchen sind über alle Etagen verteilt.

Virtual-Reality-Brillen überbrücken Wartezeiten

Eine Besonderheit im ersten Stock ist der Indoor-Garten, der die Begrünungsstruktur aus dem Außenbereich aufnimmt und anders interpretiert. Wartezeiten können mit Virtual-Reality-Brillen visuell unterhaltsam überbrückt werden.

Im zweiten OG sitzen Verwaltung und Vorstand. Auch hier zeigen sich nur ästhetische und funktionale Veränderungen, die Holz-Reling sowie alle Glas- und Holztrennwände und Türen wurden während des Umbaus gesichert und wieder eingesetzt. Dies ergibt eine interessante Collage aus alten und modernen Baudetails.

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Auch die Tagungs- und Schulungsräume im dritten Geschoss erinnern von ihrem Raumcharakter her an einst. Eine Trockenmooswand hinter der frontalen Glasfassade ist ein weiteres optisches Detail. Von hier aus gelangt man zur Dachterrasse, die Mitarbeiter nutzen können und die – ohne Nebel wie gestern Morgen – einen feinen Blick auf den Kirchberg bietet.

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