Bilanz

Sparkasse Bensheim: Zinsen für Sparer, Geld für Vereine, Neubau im Plan

Johannes Erich Schulz hatte bei seiner ersten Bilanzpressekonferenz als Chef der Sparkasse Bensheim eigentlich nur „gute Nachrichten für das Geschäftsjahr 2021" und „hofft auf ein genauso geglücktes Jahr 2022", wie er sagte. Wären da nicht die politischen und wirtschaftlichen Unwägbarkeiten, die sich aus dem Ukraine-Krieg und der Gasversorgung ergeben, schränkte er ein.

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Michael Roth
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Bergstraße. Johannes Erich Schulz hatte bei seiner ersten Bilanzpressekonferenz als Chef der Sparkasse Bensheim eigentlich nur „gute Nachrichten für das Geschäftsjahr 2021“ und „hofft auf ein genauso geglücktes Jahr 2022“, wie er sagte. Wären da nicht die enormen politischen und wirtschaftlichen Unwägbarkeiten, die sich aus dem Ukraine-Krieg und der Gasversorgung ergeben, schränkte er ein. Schulz’ Nachrichten im Überblick:

Kunden: Strafzinsen sind aufgehoben, für Geldanlagen gibt es wieder Zinsen, womöglich auch bald wieder für einfache Sparbücher. Und in Gadernheim wird die Filiale im September wiedereröffnet. Einmal die Woche jeden Dienstag, als Finanz-Nahversorgung sozusagen.

Vereine: Die Förder- und Spendentöpfe der Sparkasse, die coronabedingt in den vergangenen beiden Jahren nicht ausgeschöpft wurden, weil weniger Veranstaltungen stattfanden, sollen bald wieder auf alte Höhen steigen. Die lagen zwischen 400 000 und 500 000 Euro. Dieses Jahr will die Sparkasse 370 000 Euro für kulturelle, sportliche und gesellschaftliche Projekte zur Verfügung stellen, kündigte Schulz an.

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Kommunen: Die Gewinnausschüttung der Sparkasse, die diesen zufließt, steigt von zuletzt 500 000 auf 700 000 Euro und soll auf einem normalen Niveau bleiben. Die Sanierung der alten Hauptstelle in Bensheim kommt voran, die Planungen sind abgeschlossen. Ein erfahrener Generalübernehmer (BancArt aus Hamburg) sei beauftragt worden, erste Abbrucharbeiten beginnen im nächsten Monat. Einzug in das neue Gebäude soll dann im Sommer 2024 sein. Bei den geplanten Kosten von 24 Millionen Euro soll es bleiben. „Wir sind guten Mutes, uns in diesem Rahmen zu bewegen“, erklärte Schulz. Im Moment sehe er keine Kostenüberschreitung, man werde mit internen und externen Prüfungen „nah am Projekt und in enger Abstimmung mit der Stadt Bensheim sein“, versprach er.

Sparkasse: Das Jahr 2021 war das erfolgreichste der zurückliegenden fünf Jahre. Nach acht Jahren wurde es wieder geschafft, unter die Top Ten der hessischen Sparkassen zu kommen, gemessen am Betriebsergebnis vor Bewertung, so Schulz. Dieses legte um fast ein Drittel zu. Dazu habe neben dem Ausbau der Geschäfte auch die Kostenkontrolle beigetragen. Bei letzterer ist der Personalabbau, der über Alterslösungen vonstattenging, nun abgeschlossen. „Wir hatten ein erfolgreiches Jahr 2021 und hoffen, dass wir das in den nächsten Monaten fortsetzen können, auch wenn die Unsicherheit momentan groß ist“, fasste Schulz zusammen.

Inflation bleibt, Zinsen steigen

Klar sei jedoch schon heute, dass die Inflation absehbar hoch bleiben werde und die Zinsen bis Jahresende weiter steigen. Sparbücher können in diesem Umfeld nicht das Kapital erhalten, ergänzte Birgit Kissel, stellvertretendes Vorstandsmitglied der Sparkasse. Daher seien auch andere Anlagen wie etwa Wertpapiere zu empfehlen. Die sind für Sparkassen-Chef Schulz sowieso in sicheren wie unsicheren Zeiten die langfristig beste Geldanlage. Fast 1000 neue Depots seien bei der Sparkasse letztes Jahr hinzugekommen, ergänzte Birgit Kissel.

Nach Angaben von Schulz habe die Sparkasse nach einer Durststrecke in allen Aufwands- und Ertragskennzahlen eine positive Entwicklung verzeichnet. Größte Treiber auf der Einnahmenseite waren das Kreditgeschäft, gefolgt von den Wertpapiergeschäften. Auf der Kostenseite machten sich der nun abgeschlossene Personalabbau und geringere Sachkosten bemerkbar.

Die Cost-Income-Ratio, eine für Banken wichtige betriebswirtschaftliche Kennzahl, hat sich von 73,2 Prozent 66,5 Prozent verbessert. Somit musste die Sparkasse 66,5 Cent aufwenden, um einen Euro zu erwirtschaften. Die Risikovorsorge der Bank ist nach Schulz‘ Angaben auch angesichts der aktuellen Unsicherheiten bei den Energiekosten ausreichend, „wir haben da keinen Bedarf zu erweitern“.

Zahlen und Daten zur Sparkasse Bensheim

Die Bilanzsumme der Sparkasse Bensheim legte um knapp 18 Prozent auf 2,32 Milliarden Euro zu. Der Zuwachs resultierte sowohl aus dem Einlagen- als auch aus dem Kreditgeschäft.

Der Zinsüberschuss legte nach drei rückläufigen Jahren um 5 Prozent auf 32,2 Millionen Euro zu. Der Zinsüberschuss zeigt die Differenz zwischen Kredit- und Einlagenzins.

Der Provisionsüberschuss wuchs ebenfalls um 5 Prozent auf 11,2 Millionen Euro, hauptsächlich getragen vom Wertpapiergeschäft. Der Provisionsüberschuss besteht aus Wertpapiergeschäften, Vermögensverwaltung, Zahlungsverkehr, Auslandsgeschäft und übrigen Bereichen abzüglich der Aufwendungen dafür.

Der Verwaltungsaufwand, bestehend aus Personal- und Sachkosten, sank um 4,5 Prozent.

Die Sparkasse beschäftigte Ende 2021 314 Mitarbeiter und 31 Azubis.

Das Betriebsergebnis vor Bewertung wuchs um 31 Prozent auf 14,7 Millionen Euro. mir

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