Lampertheim

Lampertheimer Spargellauf fällt wahrscheinlich ins Wasser

Nach dem Rückzug von Sabine Gärtner als Organisatorin gestaltet sich die Suche nach Menschen, die anpacken, zäh.

Von 
Claudio Palmieri
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Zum Spargellauf sind viele engagierte Helfer nötig, wie hier im vergangenen Jahr bei der Wasserversorgung entlang der Strecke. Weil aber Helfer fehlen und auch Sportler sich zuletzt rar machten, fällt der Spargellauf in diesem Jahr aus. © Berno Nix

Bergstraße. Die letzten Tage im Mai sind für Sabine Gärtner normalerweise Stress pur. Für gewöhnlich ist die Vorsitzende des Turnvereins (TV) Lampertheim in dieser Zeit schwer damit beschäftigt, den reibungslosen Ablauf des Lampertheimer Spargellaufs sicherzustellen. Diesmal ist alles anders. „In diesem Jahr werde ich keinen Spargellauf organisieren“, sagt Gärtner im Gespräch mit dieser Redaktion.

Private Gründe führt die Hauptorganisatorin des beliebten Lauf-Events dafür an, dass sie momentan außen vor ist. Dass der 34. EWR Spargellauf noch 2024 stattfindet, will Gärtner nicht ausschließen.

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„Für den Fall, dass sich jemand bei uns im TV findet, der den Spargellauf organisieren will, habe ich vorsichtig für Anfang Oktober bei der Stadt angefragt“, erläutert die Vereinschefin. Große Hoffnung hat Gärtner allerdings nicht: „Es ist ja schon Ende Mai – und jeder weiß, wie viel Arbeit dranhängt. Ich würde es mir wünschen, aber bis zum heutigen Tag hat sich niemand bereiterklärt.“

Mehr als 1000 Arbeitsstunden, zählt Gärtner auf, würden die Macherinnen und Macher Jahr für Jahr in Planung und Durchführung stecken. Am Lauftag selbst würden „knapp 270 bis 300 Helfer“ benötigt, wobei Gärtner hier das Ordnungsamt, das Technische Hilfswerk, die Freiwillige Feuerwehr und viele Anwohner als Streckenposten mitzählt. „Ohne den Gesamtverein und die Hilfe der Abteilung ist es trotzdem schlichtweg nicht möglich“, betont sie – und spricht ein grundsätzliches Problem an.

Schon im vergangenen Jahr Kompromisse gemacht

Bereits im vergangenen Jahr hatte Gärtner fehlende Unterstützung bemängelt. „Ich weiß nicht, ob das der Pandemie geschuldet ist. Aber es war in diesem Jahr echt ein Problem, Helfer zu finden“, hatte sie vor dem Spargellauf 2023 angemerkt. Nach Rücksprache mit anderen Vereinen, die Läufe organisieren, stellte Gärtner zwar fest, dass nicht nur der TV Lampertheim verzweifelt auf der Suche nach ehrenamtlichen Unterstützern war. Das änderte jedoch nichts daran, dass die Turner Kompromisse machen mussten.

Weil viele potenzielle Helfer die Feiertage im Mai und Juni schon anderweitig verplant hatten, fand der Spargellauf außerplanmäßig erst am 8. Juli statt. Das Orga-Team um Gärtner, ihren Sohn Tom, ihren Mann Bernhard, Beate Brückmann und Nico Ruckert musste letztlich sogar auf das Hilfsangebot von älteren Freiwilligen zurückgreifen, die aus alter Verbundenheit bereitgestanden hatten. Jüngere Helfer sind eher rar gesät. „Viele junge Menschen setzen beruflich andere Schwerpunkte und wohnen teils gar nicht mehr in Lampertheim“, weiß Gärtner. Die Verlegung in den Sommer wirkte sich indes negativ auf die Resonanz aus. Bei Temperaturen um die 34 Grad gingen nur knapp 850 Sportler über die bewährten sechs Disziplinen (Halbmarathon, Halbmarathon-Staffel, zehn Kilometer, fünf Kilometer, Schülerlauf, Bambinilauf) an den Start.

„2023 hatten wir recht wenig Nachmeldungen, dafür aber einige Ummeldungen von der Zehn-Kilometer-Distanz auf den Halbmarathon. Viele Schulen haben kurzfristig abgesagt“, erinnert sich Gärtner an eine Hitzeschlacht, die allen Beteiligten viel abverlangt hatte. In der Vor-Corona-Zeit hatte sich die Teilnehmerzahl meist zwischen 1200 und 1500 bewegt. Beim 32. Spargellauf, für den die Turner im Oktober 2021 ein aufwendiges Hygienekonzept auf die Beine gestellt hatten, waren 1000 Laufbegeisterte in und um Lampertheim herum unterwegs. 2020 und 2022 hatte sich der Turnverein den Auswirkungen der Pandemie beugen und den Spargellauf absagen müssen. Auch deshalb liegt Gärtner viel daran, bald wieder „in das alte Schema“ zurückzufinden. „Ich hoffe, dass es schon 2025 anders sein wird und ich den Lauf dann organisieren kann. Mein Wunschgedanke ist, dass wir den Lauf wieder Ende Mai, Anfang Juni austragen können“, meint die TV-Vorsitzende.

„Funktioniert nur, wenn alle Abteilungen mitspielen“

Das Helferproblem bleibt fürs Erste ungelöst. Gärtner, die seit 2018 als hauptverantwortliche Organisatorin wirkt und zuvor schon Klaus Herweck und Brigitte Hahl unterstützte („Ich bin bestimmt schon 20 Jahre dabei“), kann hier nur an alle Mitglieder appellieren: „Der Spargellauf ist unsere größte Veranstaltung.“ Denn eines möchte Sabine Gärtner auf keinen Fall sein: die Person, mit der die Durchführung des Spargellaufs steht und fällt. „Wir haben immer versucht, die Aufgaben auf mehrere Teams zu verteilen“, stellt sie klar: „So eine Großveranstaltung, bei der 100 Prozent der Einnahmen an den Hauptverein gehen, funktioniert aber nur, wenn alle Abteilungen mitspielen.“

Freier Autor Geboren in Viernheim, aufgewachsen in Bürstadt. Freier Mitarbeiter seit 2009

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