Umfrage

Handyverbot an hessischen Schulen sorgt für Diskussionen

Die geplante Verschärfung des Handyverbots sorgt für eine Debatte zwischen Befürwortern, die mehr Konzentration und Austausch fordern, und Kritikern, die realitätsnahe Medienerziehung statt strikter Verbote bevorzugen.

Von 
Alicia Diry
Lesedauer: 
Die hessische Landesregierung plant eine Verschärfung der Handy-Regeln, bei der die private Handynutzung an Grundschulen komplett verboten werden soll. © picture alliance/dpa

Bergstraße. In Hessens Klassenzimmern könnte es bald deutlich stiller werden – zumindest, was das Tippen auf Smartphones angeht. Die Landesregierung plant eine Verschärfung der Handy-Regeln an Schulen, um Konzentration und sozialen Austausch zu fördern. Demnach soll die private Handynutzung an Grundschulen vollständig untersagt werden, während sie an weiterführenden Schulen nur noch in Ausnahmefällen erlaubt sein soll.

Eine Umfrage dieser Redaktion auf Facebook zeigt jedoch, dass viele das geplante Verbot befürworten. Jörg Edelmann begrüßt die Initiative der schwarz-roten Landesregierung und schlägt vor, Handys morgens abzugeben und erst nach Schulschluss wieder auszuhändigen. „Keine ungewollten Fotos mehr von Klassenkameraden und Lehrern zum Mobben. Sie müssen sich in den Pausen wieder unterhalten und spielen, statt TikTok und Co. zu nutzen. Wenn Eltern ihre Kinder erreichen müssen, geht das über das Sekretariat“, argumentiert er. Seine Meinung erhält breite Zustimmung – 17 „Gefällt-mir“-Angaben unterstreichen das.

Forderung eines Handyverbots bei politischen Institutionen

Andere Nutzer teilen diese Auffassung. „So sollte es sein. War bei uns auch so, und wie man sieht, haben wir es alle überlebt“, kommentiert „RoMA Ri“. Andrea Hebbe-Spill hingegen widerspricht: „Handys werden in der Schule leider doch benötigt.“ Sie verweist darauf, dass viele Lehrkräfte ihre Schülerinnen und Schüler mit dem Smartphone recherchieren ließen. Jörg Edelmann entgegnet daraufhin, dass Schulen mittlerweile mit Computern oder Tablets ausgestattet seien und Handys nur bei Bedarf ausgegeben werden könnten.

Die Debatte weitet sich auch auf politische Institutionen aus. Petra Schmeichel fordert: „Bitte auch im Bundestag, im Landtag und allen übrigen Gremien.“ Silke Schneider und Heide Schäfer schließen sich dieser Forderung an und sprechen von einer „sehr guten Entscheidung“.

Auch Sabrina Mandel unterstützt das geplante Verbot. „Meine Generation und die vor mir hatten auch keine Handys im Unterricht. Falls wir recherchieren mussten, gab es das als Hausaufgabe oder im Computerraum. Und siehe da: Wir wurden auch schlau und haben Berufe erlernt.“ Sie kritisiert zudem, dass ihr 14-jähriger Sohn seine Mathearbeit digital hochladen müsse: „Wo kommen wir dahin?“

Cornelia Enders betont, dass sich die Konzentration auf den Lehrstoff richten sollte, während Albulenaa Lajqi meint, viele Kinder hätten „viel zu früh ein Handy“ und nutzten es für alles Mögliche. Ihr Vorschlag: Morgens abgeben, nach Schulschluss zurückerhalten.

Ist das Handyverbot übertrieben?

Doch es gibt auch Gegenstimmen. Jeannette Deckers hält das Handyverbot für übertrieben: „Man schließt Handys weg wie Drogen vor Süchtigen. Das ist absurd und wird wenig bringen. Zweithandys werden dann eben genutzt.“ Ihrer Meinung nach wäre ein Gesetz wie in Australien sinnvoller, das Kindern und Jugendlichen unter 16 Jahren den Zugang zu sozialen Medien verbietet. Der Fokus müsse stärker auf einem umfassenden Kinder- und Jugendschutz im Internet liegen. „Aufklärung ist wichtig, aber ohne zu frühen eigenen Zugang zu Social Media. Diese machen unsere Kinder mental und körperlich krank.“

Mehr zum Thema

Bildung

Medienexperte zu Handyverbot: „Eltern haben versagt“

Veröffentlicht
Von
dpa/lhe
Mehr erfahren
Bildung

Kreiselternbeirat kritisiert geplantes Handyverbot an Schulen

Veröffentlicht
Mehr erfahren

Auch Beatrice Bialdyga kritisiert das geplante Verbot. Sie fordert, stattdessen das Schulsystem zu überarbeiten. „Warum gehen Kinder immer unmotivierter zur Schule? Das Lernverhalten muss sich an die neue Zeit anpassen. Der Umgang mit Handys sollte bereits zu Hause erlernt werden.“

Nicole Beisel hält das Verbot für „problematisch“ und sieht die bestehenden Regelungen als ausreichend an. Sie verweist darauf, dass viele Eltern ihre Kinder per Handy orten. Nutzerin „Si Sa“ bezweifelt die Wirksamkeit des Verbots: „Alles, was verboten wird, reizt doch nur noch mehr.“ Ihrer Meinung nach sollte man sich stattdessen stärker mit Mobbing an Schulen befassen.

Volontariat

Copyright © 2025 Bergsträßer Anzeiger

VG WORT Zählmarke