Standort Bensheim - Kurzarbeit für zunächst 980 Mitarbeiter geplant / Gehalt wird aufgestockt – Höhe wird mit dem Betriebsrat verhandelt

Sirona stoppt die Produktion

Von 
Michael Roth
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Dentsply Sirona ist der größte Arbeitgeber im Kreis Bergstraße. Zahnärzte bestellen infolge der Krise immer weniger Verbrauchsmaterial und neue Geräte. © Funck

Bensheim. Der Dentaltechnikkonzern Dentsply Sirona, größter Arbeitgeber an der Bergstraße, stellt ab dem kommenden Montag seine Produktion am Standort Bensheim ein. Mit dem Betriebsrat wird zurzeit über eine Betriebsvereinbarung zu Kurzarbeitergeld verhandelt, das dann bei der Agentur für Arbeit beantragt werden soll. Das kündigten die beiden Bensheim-Geschäftsführer Michael Geil und Jan Siefert gestern Abend gegenüber dieser Zeitung an.

Von der Kurzarbeit betroffen sind zunächst 980 Mitarbeiter aus der Fertigung, dem Fertigungsumfeld sowie zentralen Infrastrukturbereichen. Für die 370 Beschäftigten in Produktentwicklung und Marketing werden Lösungen überlegt. Für die 300 Mitarbeiter in Bereichen wie Finanzen, Personal und Qualitätsmanagement gibt es ebenfalls Überlegungen.

Die Kurzarbeit soll am 1. April beginnen und ist zunächst bis zum Monatsende geplant. „Ich gehe aber davon aus, dass es länger dauert“, sagte Siefert. Die Betriebsvereinbarung zur Kurzarbeit soll bis Ende Juni Gültigkeit haben. Gehaltseinbußen will Sirona aufstocken, so Geil. „Es geht dabei nicht um das ob, sondern um die Höhe.“ Gestern Abend wurden die Mitarbeiter unterrichtet.

IG Metall für faire Lastenteilung

Jochen Homburg, Chef der IG Metall in Darmstadt, begrüßte die Regelung für die Gesundheit der Mitarbeiter in der Produktion, die ja kein Home-Office machen könnten. „Und wir setzen auf die Aufzahlung des Kurzarbeitergeldes durch das Unternehmen, damit die Lasten zwischen Arbeitgeber und Beschäftigten gerecht geteilt werden“, sagte er dieser Zeitung.

Das entspräche nach einer gängigen Regelung eine Aufstockung auf 80 bis 85 Prozent des Gehalts. Nach dem Gesetz erhalten Beschäftigte 60 Prozent (Eltern mit Kindern 67 Prozent) des vorherigen Nettogehaltes für die durch Kurzarbeit bedingte ausgefallene Arbeitszeit.

Viele Zahnärzte machen ihre Praxis zu, Siefert weiß von Zahnarztpraxen an der Bergstraße, die schließen, weil keine Patienten mehr kommen. In anderen Ländern gehen die Ärzte zurück auf eine Grundversorgung. Dabei verdienen sie weniger. „Das heißt, es wird weniger Verbrauchsmaterial bestellt und investiert wird auch nicht“, erklärt Geil die Folgen. Zum einen, weil den Zahnärzten Cash fehlt. Und zum anderen spreche das psychologische Moment momentan auch nicht für Investitionen in die Ausrüstung der Praxis mit neuen Geräten.

In den USA, dem wichtigsten Markt für den Standort Bensheim, gehe es rapide bergab. In China sei in den ersten drei Monaten der Krise den Händlern 50 Prozent ihres Umsatzes weggebrochen, so die Erfahrungswerte. In Europa habe zudem ein großer Händler Insolvenz angemeldet.

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