Bildung

Kreis Bergstraße stockt Investitionen für Schulen weiter auf

Bis 2027 fließen eine halbe Milliarde Euro. Landrat Christian Engelhardt hat bei der Vorstellung des neuen Wirtschaftsplans über die Hintergründe gesprochen.

Von 
Thomas Tritsch
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Landrat Christian Engelhardt mit Johannes Kühn (links) und Simon Menden (Zweiter von links) bei der Präsentation. © Thomas Zelinger

Bergstrasse. Seit 2018 hat der Kreis Bergstraße die Investitionen in Schulen stetig erhöht. Allein 2023 flossen knapp 55 Millionen Euro in Neubauten und Anschaffungen.

Das war die bislang größte Summe in diesem ohnehin dicksten Kreisbudget. Im laufenden Jahr wird dieser Betrag nochmals deutlich getoppt: Landrat Christian Engelhardt kündigte gestern bei der Vorstellung des neuen Wirtschaftsplans ein geplantes Investitionsvolumen in Höhe von 70,7 Millionen Euro an. In der Aufstellung sind ausschließlich Projekte berücksichtigt, deren bauliche Umsetzung absehbar ist. Am Abend wurde die Planung in der Sitzung des Ausschusses für Schule und Soziales beraten.

Geld für die Modernisierung

Grund für diese markante Erhöhung ist, dass viele Großprojekte jetzt von der Planungsphase in die Realisierung übergehen, so der Landrat und Schuldezernent in Heppenheim im Rahmen eines Pressegesprächs mit dem Eigenbetrieb Schule und Gebäudewirtschaft, der im Auftrag des Schulträgers alle kreiseigenen Gebäude und Schulen verwaltet. Er ist für die Instandhaltung, Bewirtschaftung und Entwicklung der Schulstandorte verantwortlich. Für das bereits laufende Jahr wird der Wirtschaftsplan 2024 jetzt in die Gremien eingebracht und damit auch der konkrete Maßnahmenkatalog zur Umsetzung beauftragt.

Das Budget für Schulen bleibt sehr hoch. Zwischen 2023 und 2027 werden nahezu 500 Millionen Euro verbaut. Hinzu kommt ein Sanierungsprogramm in Höhe von insgesamt 50 Millionen Euro für den gleichen Zeitraum. Jedes Jahr werden runde zehn Millionen in den Immobilienbestand gesteckt. Das Geld fließt in die Ertüchtigung und Modernisierung sowie in den räumlichen wie energetischen Ausbau von Gebäuden und Flächen. Denn Engelhardts erklärtes Ziel ist es, das schulische Qualitätsniveau durch zeitgemäße Bauten und moderne Pädagogik-Konzepte weiter deutlich zu steigern. Nicht nur für die rund 30 000 Schüler, sondern auch zur Stärkung des Standorts, denn der Landrat geht davon aus, dass ein exzellentes Bildungsangebot die Wahl des Lebensmittelpunkts beeinflusst. Davon wird laut Engelhardt der gesamte Lebens-und Wirtschaftsraum profitieren. „Bildungsinvestitionen zahlen sich vielfältig aus.“

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Nach seinem Amtsantritt Ende 2015 wurden viele damals laufende Projekte neu kalkuliert und an aktuelle Zukunftsprognosen – etwa hinsichtlich der Schülerentwicklung – angepasst. Ab 2018 ging die Kurve deutlich nach oben. 2019 waren es bereits knapp 30 Millionen Euro. 2021 stieg das Niveau auf 45 Millionen für Sanierungen und Investitionen. Von 2011 bis 2023 wurden 665 Millionen Euro ausgegeben. Jetzt pumpt der Kreis in fünf Jahren fast so viel in die Bildung wie in der Dekade bis 2023. Mit dem technischen Leiter Johannes Kühn und dem kaufmännischen Leiter Simon Menden informierte Engelhardt über den aktuellen Stand der Planungen.

Derzeit sind kreisweit 25 einzelne Projekte in der Vorbereitung oder in der Ausführung. Hinzu kommen kleinere Maßnahmen vor Ort wie bauliche und energetische Sanierungen, Instandsetzungen und Neuausstattungen. Zu den größten und längsten Maßnahmen gehört die Modernisierung der Karl-Kübel-Schule in Bensheim. Der Campus des Beruflichen Schulzentrums ist ein Dauerprojekt, bereits im Jahr 2007 begannen die Planungen für die massive Umgestaltung, die in unterschiedlichen Bauabschnitten häppchenweise fertiggestellt wurden. Nach der Fertigstellung des neuen Hauptgebäudes wird derzeit noch die Außenanlage gestaltet. Der Nordbau ist bereits vollendet. Nach Angaben des Eigenbetriebs wird die Großbaustelle im Bensheimer Westen in diesem Jahr endgültig beendet werden. Nach aktueller Prognose schlägt der Komplex mit 36,3 Millionen Euro zu Buche. Laut Landrat gibt es dafür eine der modernsten Schulen im Kreisgebiet, und das sowohl baulich wie konzeptuell. Auch das Alte Kurfürstliche Gymnasium war zu Engelhardts Amtsantritt bereits in Arbeit.

MINT-Zentrum soll 2025 öffnen

Für die Sanierungsmaßnahmen und die Neugestaltung der Außenanlage wurden bereits rund 20 Millionen Euro in die Hand genommen. Nach dem Abschluss der Altbausanierung 2021 begann die Ertüchtigung des naturwissenschaftlichen Trakts für die fünften und sechsten Klassen, der im Zuge der ersten Planungen eigentlich abgerissen werden sollte. Aufgrund des hohen Raumbedarfs während der Sanierung des Bestands wurde dieser Bereich aber dringend benötigt. Der Trakt wird für weitere zwei Züge – dann insgesamt sechs – reserviert, die aufgrund des steigenden Bedarfs notwendig werden, so der Schuldezernent. Der finanzielle Aufwand für diesen Teilbereich im Herzen des Schulareals beläuft sich auf rund 7,5 Millionen Euro. Mit der Fertigstellung wird im August dieses Jahres gerechnet.

Im nächsten Jahr soll auch das MINT-Zentrum öffnen. Für drei Millionen Euro wird in der Nachbarschaft der Geschwister-Scholl-Schule in Zusammenarbeit mit dem Land Hessen ein Ort entstehen, der junge Menschen für Wissenschaft und Technik begeistern soll. Der Kreis baut, das Land sorgt für das Personal. MINT steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Aktuell läuft noch die Vorentwurfsplanung. Angedacht ist ein Gebäude in Holzbauweise. Bei den Erdarbeiten wurden Altlasten entdeckt, deren Entsorgung den Zeitplan nach hinten geworfen hatte. Eine weitere Bildungs-Baustelle ist die Auerbacher Schlossbergschule, wo für 2,3 Millionen Euro ab (frühestens) 2026 eine neue Mensa entstehen soll. Außerdem muss die Brandschutzausstattung in dem unter Denkmalschutz stehenden Hauptgebäude modernisiert werden.

Unweit der Auerbacher Grundschule saniert der Kreis einen Komplex im Bestand, in dem der Verein Frauenhaus Bergstraße einen Schutzraum inklusive einer Beratungsstelle betreibt. Die Maßnahmen sollen in diesem Jahr beendet werden, die Kosten belaufen sich nach aktueller Prognose auf 3,5 Millionen Euro. Unter den geplanten weiteren Projekten ab 2025 ragen die neuen Grundschulen für Lorsch und Viernheim heraus, die beide in Holzelementbauweise entstehen und mit einem ähnlichen Konzept arbeiten werden. Die Generalsanierung und Erweiterung der Schlossschule in Heppenheim richtet sich nach einem neuen Ganztagskonzept aus, auch an der Konrad-Adenauer-Schule steht eine Erweiterung ins Haus. In Kirschhausen wird die Eichendorffschule für zehn Millionen Euro bis 2025 generalsaniert.

Die finanziell aufwändigste Maßnahme läuft in Lampertheim: der Campus Biedensand ist das größte Schulprojekt des Kreises Bergstraße. Die Planungen für den Neubau von Lessing-Gymnasium und Alfred-Delp-Schule wurden 2021 überarbeitet - und deutlich teurer. Insgesamt kommt der Doppelpack auf 120 Millionen Euro, wovon der Ersatzneubau für das Lessing-Gymnasium allein mehr als 81 Millionen beansprucht. Baubeginn ist frühestens ab 2025, die Bauzeit wird aktuell mit drei Jahren kalkuliert. Sobald die neuen Räumlichkeiten genutzt werden können, ziehen die Klassen der Alfred-Delp-Schule mit ein, erst danach werden die Gebäude der Haupt- und Realschule abgerissen. Das heißt, dass der Umbau kaum vor 2031 fertiggestellt sein dürfte, weil auch hier eine dreijährige Bauzeit realistisch ist. Durch die Staffelung soll Zeit gewonnen werden, die durch den erhöhten Planungsaufwand verlorengegangen war. „Wir bauen dort zwei komplett neue Schulen“, so Engelhardt. Die Maßnahmen an der Delp-Schule gingen weit über Sanierungen hinaus, der Komplex werde bis auf sein „Skelett“ zurückgebaut und neu errichtet.

Auch die Grundschule in den Weschnitzauen (Biblis) erhält einen Ersatzneubau. Die Kosten belaufen sich auf gut 14 Millionen Euro, mit der Fertigstellung wird im kommenden Jahr gerechnet. Der Rohbau steht, das Richtfest ist abgehakt. Nach dem Ausbau soll die Bürstädter Schillerschule – eine Grundschule – sechszügig werden. Die Eröffnung ist für 2026 terminiert, der Kostenrahmen changiert bei 42 Millionen Euro. Weil in der Schillerschule Viernheim für 1,7 Millionen Euro eine neue Mensa eingebaut wird, ist zwischenzeitlich eine Sperrung einzelner Klassen erforderlich.

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