Porträt

Schätze von „Alien“ bis „Star Trek“ im Rhein-Neckar-Zentrum

Seit vielen Jahren sammelt Marc Schiller aus Rimbach originale Retro-Spielzeuge. Jetzt ist er Mitorganisator des Events „Geekworld“ für Gleichgesinnte im Rhein-Neckar-Zentrum.

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Star Wars, Star Trek, Battlestar Galactica: Figuren aus den unterschiedlichen Filmen und Serien haben ihren Platz im Keller von Marc Schiller. Natürlich originalverpackt – und manchmal auch mit Autogramm. © Melissa Richter

Bergstraße. Wer in den Keller von Marc Schiller tritt, ist überwältigt: Überall stehen eingepackte Figuren in Vitrinen, detailgetreue Nachbildungen aus Filmszenen in Regalen und unterschriebene Autogrammkarten hängen an den Wänden. Daneben haben Filmposter und ein Spielautomat ihren Platz gefunden. Die Kenner wissen: Hier finden sich wahre Schätze – denn der 58-Jährige ist Spielzeugsammler.

In dem Raum ist es frisch – es kommt kein Tageslicht herein und die Temperatur liegt bei maximal 18 Grad Celsius. „Damit das Spielzeug nicht nachdunkelt und im Originalzustand bleibt“, erklärt Schiller. Stattdessen sind die Glaskästen extra ausgeleuchtet, um alles in Szene zu setzen. Seit seiner Kindheit interessiert sich der gebürtige Hamburger für Filme und Serien wie Star Wars und Star Trek. Er kann sich noch genau erinnern: „Als ich elf Jahre alt war, kam der erste Star -Wars-Film nach Deutschland“, sagt er und fügt hinzu: „Die ganze Welt hat ihn angesehen und mit dem Spielzeug gespielt.“ Wenn man die Figuren so fleißig nutzt, hinterlässt das Spuren. Und am Ende landete das gebrauchte Kinderspielzeug, wo es während der Pubertät meistens landet – in der Tonne. Doch später kam das Interesse an unbeschädigten, originalen Figuren wieder. „Ich wollte alles wiederbeschaffen, was ich in der Kindheit hatte.“ Nicht wegen des Nutzens – sondern wegen des Sammlerwerts.

Kein Spielzeug für Kinder

Es dauerte mehrere Jahre, bis Schiller alle Figuren in einem guten Zustand beisammenhatte. „Dann ist das mit dem Spielzeug irgendwie eskaliert. Es ist wie eine Jagd nach den guten Figuren“, sagt er schmunzelnd und schaut sich dabei in seinem Keller um. Es kamen Sammlerstücke aus alten Playmobil-Sets oder nachgebaute Requisiten aus der Filmreihe „Alien“ dazu.

Die nächsten Objekte hatten für ihn nicht nur eine emotionale Bedeutung, sondern auch einen materiellen Wert. „Die eine Figur aus dem Alien-Film kostet zum Beispiel 600 Euro.“ Es ist seine eigene kleine Welt – seine Bathöhle. „Im Rest des Hauses sieht man von meinem Hobby nichts – meine Familie ist nicht daran interessiert“, gibt er zu. Auch seine drei Kinder begeistern sich nicht für das Spielzeug im Keller. „Wenn sie unten sind, darf so oder so nur geguckt werden – das alles ist nicht zum Spielen da.“ Doch warum? Sammler wissen: Wenn die Originalverpackung einer Figur beschädigt oder geöffnet wird, verliert sie stark an Wert.

Um die Raritäten zu finden, besucht Schiller unter anderem Veranstaltungen, sogenannte Conventions. Hier versammeln sich Menschen mit einem gemeinsamen Interesse – ob für Serien, Filme, Bücher oder Comics. Bei manchen dieser Treffen sind auch Schauspieler oder Synchronsprecher vor Ort. Sie geben Autogramme und machen Bilder mit den Fans. Fotos mit David Hasselhoff, Ron Perlman und Grace Park schmücken deswegen seine Wand. Der Grund, warum Schiller aber hauptsächlich zu solchen Veranstaltungen geht, ist ein anderer: „Wegen der Tauschbörsen für Actionfiguren, Karten und Comics“, verrät der 58-Jährige. Er selbst handelt aktiv mit allem – in dem Kellerraum nebenan stapeln sich Kisten voller Spielzeug, das er gegen anderes tauschen will.

Bevor er mit den Raritäten handeln kann, braucht es oftmals einen entscheidenden Schritt: das Restaurieren. Denn: „Ich kaufe mir Spielzeug mit demolierter Verpackung und bereite es auf.“ Dafür hat er zwischen den Vitrinen seine eigene kleine Werkstatt mit Plastikfolien, Kleber und Zange. Diese filigrane Arbeit entspannt ihn: „Ich kann einfach abschalten und muss an nichts anderes denken.“

Wie viel die ganzen Sammlerstücke in den vier Wänden wert sind? Der gebürtige Hamburger lässt seinen Blick durch den Raum wandern und überlegt. „Meine eigene Sammlung bewegt sich in Richtung eines guten Mittelklassewagens.“ Als seine Augen weiterwandern, fällt ihm auf: „Eigentlich würde hier noch ein lebensgroßer Spider-Man stehen.“ Doch dieser ist gerade auf einer Reise – nach Viernheim.

Denn jetzt hat Schiller die erstmalige Chance, Hobby und Beruf zu verbinden. Der 58-Jährige arbeitet nämlich als Eventvertriebler bei der Multimedia-Agentur „D4-Entertainment“ aus Viernheim. Sie designt, plant und führt Events durch – jetzt auch in Viernheim.

Die Firma wurde vom Manager des Rhein-Neckar-Zentrums angefragt, ob sie ein Event veranstalten könne, bei dem die ganze Popkultur gefeiert wird. Das heißt: möglichst viele Fans von verschiedensten Büchern, Serien, Filmen, Comics und Videospielen ansprechen.

Gesagt, getan: Seit sechs Monaten plant Schiller zusammen mit dem Geschäftsführer, Tobias Deuring, die „Geekworld“. Eine Veranstaltung, die ab Dienstag, 10. Juni, bis zum Sonntag, 15. Juni, im Rhein-Neckar-Zentrum zu finden ist. In diese lässt der 58-Jährige das gesamte Herzblut seines Hobbys fließen. Sein „Baby“, das wird eine Fläche mit Retro-Spielzeugen und Karten zum Stöbern, Handeln und Verkaufen sein. Zudem wird das Auto K.I.T.T aus der Serie „Knight Rider“, ein DeLorean DMC-12 aus der Filmreihe „Zurück in die Zukunft“ und eine Corvette C8 in Rosa für alle Barbie-Fans in dem Zentrum zu finden sein.

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Für die Kinder wird es eine Autogrammstunde mit einer „echten“ Barbie geben. Der lebensgroße Spider-Man aus dem Keller in Zotzenbach wird sich neben einer nachgebauten Szene aus „Captain America: Civil War“ mit Iron-Man- und Captain-America-Figuren aus dem Marvel-Universum nicht alleine fühlen. Und Star Wars darf natürlich auch nicht fehlen: Yoda wird mit seinem Lichtschwert ein beliebtes Bildmotiv bieten.

Der Höhepunkt der mehrtägigen Veranstaltung: die Cosplay-Convention am Sonntag, dem 15. Juni. Dort können sich Menschen als Figuren von Filmen, Serien, Videospielen oder Comics verkleiden. Dass der Familienvater nicht als Besucher, sondern als Organisator vor Ort sein wird, ist für ihn kaum zu fassen: „Es ist total verrückt, meinen eigenen Namen auf der Seite der Veranstalter zu sehen.“ mel

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