Bergstraße. „Die GEMA versteht keinen Spaß“, mahnte Josy Ehret. Die Sachbearbeiterin beim Hessischen Sängerbund hielt einen Vortrag über die Regeln im Umgang mit der „Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte“ beim Vorstandsseminar des Sängerkreises Bergstraße (SKB) im Sängerheim des MGV Germania Lorsch. Die EDV-Plattform „OVERSO“ war Gegenstand ihres zweiten Vortrages. Kreisvorsitzender Heinz Ritsert vermittelte den 34 Teilnehmerinnen und Teilnehmern Hintergrundinformationen über die Chorverbände und führte sie durch den Ehrungsdschungel.
In den fast drei Stunden im Sängerheim wurde deutlich, dass die Vereinsvorstände einen großen Teil ihrer Arbeit der Bürokratie opfern, anstatt aktiv um Mitglieder zu werben, Konzerte zu organisieren und nicht zuletzt selbst ihrem Hobby Chorgesang zu frönen.
Im Moment ist es die Umstellung auf ein EDV-gestütztes GEMA-Meldesystem, dass die Ehrenamtlichen von ihrem Kerngeschäft abhält. Da wurden schon mal falsche oder mehrere Mitgliedsnummern von der GEMA vergeben. Natürlich klappte dann das Einloggen nicht. Die Chöre, die sich vor einigen Monaten als Versuchskaninchen (offiziell „Test-User“) zur Verfügung gestellt hatten, haben jetzt den Vorteil, dass sie die Kinderkrankheiten bereits kennen. Um Ordnung zu schaffen, sollen die Mitgliedsnummern der Vereine künftig nur noch vom HSB in das EDV-System eingetragen werden.
Partituren dürfen auch zu Übungszwecken nicht kopiert werden
Dass Partituren nicht kopiert werden dürfen, auch nicht zu Übungszwecken, ist offenbar zwischenzeitlich beim größten Teil der Chormanager bekannt. Ebenso die Pflicht, als Veranstalter alle Musikstücke der GEMA zu melden. Ehret informierte darüber, dass sich der Hessische Sängerbund an den Gebühren beteilige. Aber nur dann, wenn es sich nicht um eine sogenannte „gesellige Veranstaltung“ handelt. Eine öffentliche Singstunde zur Mitgliederwerbung werde zur geselligen Veranstaltung, wenn dabei Getränke verkauft werden. Ehret riet allen Verantwortlichen dringend, sich beim kleinsten Zweifel über die GEMA-Pflichtigkeit vorab zu informieren und bot seitens des HSB ihre Hilfe an.
Chorverbände stehen ihren Mitgliedern mit Rat und Tat zur Seite und bieten Serviceleistungen wie Versicherungen an. Sie haben aber auch die für diese unangenehme Eigenschaft, dass sie Beiträge einfordern. Einige Seminarteilnehmer zeigten sich überrascht davon, dass diese nach der Zahl der aktiven Mitglieder berechnet werden, aber auch Fördermitglieder Unfall- und Haftpflichtversicherungsschutz genießen. Die Grundlagen für die Berechnung der Beiträge holen sich die Verbände aus dem System „Online-Vereins-Organisation“ (OVERSO), das von den Vereinen gepflegt werden muss. Als sich herausstellte, dass einige der mühsam eingepflegten Daten zwar abgefragt, hinterher aber nicht systematisch ausgewertet werden, machte sich Frustration unter den Zuhörern breit.
Heinz Ritsert ist seit 42 Jahren Vorstandsmitglied im Sängerkreis Bergstraße, 27 davon als Vorsitzender. Immer wieder versucht er, seinen Chorvorständen die Begrüßungs-Knigge zu vermitteln: Bei Chorveranstaltungen seien die Repräsentanten der Chorverbände vor Bundes- oder Landtagsabgeordneten zu begrüßen. Ritsert ist das wichtig. Er sieht darin ein Zeichen der Wertschätzung, nicht nur für die Begrüßten, sondern auch für das eigene Hobby.
Ehrungsanträge spätestens acht Wochen vor dem Termin
Auch die Ehrungen liegen ihm am Herzen. Stets sorgt er dafür, dass ihn ein Mitglied des Kreisvorstandes vertritt, wenn er einmal eine Ehrung nicht persönlich durchführen kann. Für die Planung braucht er die Ehrungsanträge spätestens acht Wochen vor dem Ehrungstermin. Die Antragstellung, das zeigte seine Folie, ist eine kleine Wissenschaft für sich: Mal ist die Chorjugend zuständig, mal der Hessische Sängerbund, mal der Sängerkreis, mal der Deutsche Chorverband. Mal gibt es die Urkunde automatisch, mal muss sie extra bestellt werden. Die Ehrung von Fördermitgliedern ist aber immer Sache der Vereine. Vordrucke für die Urkunden können vom HSB bezogen werden. Gegen Entgelt, versteht sich.
Gerne wies Ritsert auf einen „Verkaufsschlager“ hin: Die von ihm zusammengestellte Broschüre „Häufig gestellte Fragen an den Kreisvorstand“ sei inzwischen von mehreren Sängerkreisen kopiert worden und stehe den Nutzern über den Internetauftritt des Verbandes zur Verfügung. Gegen Ende des „langen Nachmittags“ (Ritsert) bedankte sich der Kreisvorsitzende bei der Referentin mit ihren Lieblingsblumen Orchideen sowie Tee, den er aus dem Urlaub in Thailand mitbrachte, und einer Tasse mit der Aufschrift „Josy ist für alle da“.
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