Bergstraße. Wann im Bereich der geplanten Erweiterungsfläche des Steinbruchs in Heppenheim-Sonderbach die erste Sprengung erfolgen wird, kann Marco Röhrig noch immer nicht abschätzen. Der Geschäftsführer und Gesellschafter der Röhrig Granit GmbH ist erst einmal froh, dass das Unternehmen „nach fünf Jahren der Vorbereitung“ jetzt endlich das Recht hat, beim Regierungspräsidium den Genehmigungsantrag einzureichen. Aktuell sei man dabei, dafür die entsprechenden Unterlagen zusammenzustellen.
Geplant ist, den Steinbruch um ein 6,2 Hektar großes Areal in Richtung Juhöhe zu erweitern. Wann das Verfahren abgeschlossen sein wird? Dazu konnte der Geschäftsführer auch gestern in Darmstadt nur mit den Schultern zucken. Röhrig war als regionaler Unternehmer zur IHK-Konjunkturbericht-Pressekonferenz eingeladen worden.
Für die GmbH mit ihrem Stammsitz in Sonderbach drängt jedoch die Zeit. „Um innerhalb des bestehenden Geländes weiter produzieren zu können, müssten wir in ein bis zwei Jahren damit beginnen, die Infrastruktur wie Wege und Zufahrten innerhalb des Steinbruchs aufzulösen“, erklärt der Geschäftsführer. Das würde für das Unternehmen einen gewaltigen Aufwand und hohe Kostensteigerungen bedeuten.
Drei Hürden auf dem Weg zur Steinbrucherweiterung wurden aus Sicht von Marco Röhrig bereits genommen: die Überprüfung der Rodung des bestehenden Schutzwaldes samt möglicher Wiederaufforstung an anderer Stelle; die Frage der Verlegung des kleinen als Naturdenkmal ausgewiesenen Felsenmeers; und die Zustimmung der Regionalversammlung Südhessen zur Zulassung einer Abweichung beim Regionalplan Südhessen.
Nach Einschätzung von Uwe Vetterlein, Hauptgeschäftsführer der IHK Darmstadt Rhein Main Neckar, muss die Politik überdenken, wie man entsprechende Verfahren „effizienter gestalten kann“. Daneben sei es für Industriebetriebe heute schwierig, „die notwendige Akzeptanz“ bei der Bevölkerung zu bekommen, sagt Marco Röhrig. Mit der vorgezogenen Beteiligung der Öffentlichkeit, Informationsveranstaltungen sowie Treffen mit Politikern und Vertretern der Bürgerinitiative „Für Schutzwald und kleines Felsenmeer“ habe sein Unternehmen darauf hingewirkt, die Bürger einzubeziehen.
Vier Steinbrüche geschlossen
„Jetzt setzen wir darauf, dass die Politik unser Erweiterungsvorhaben unterstützt“, sagt Marco Röhrig. Denn das sei nicht nur aus Sicht des Unternehmens wichtig. Gesteins-Rohstoffe würden in der Region dringend benötigt. „In den zurückliegenden 20 Jahren wurden mit den Steinbrüchen in Dossenheim, Weinheim, Ober-Mengelbach und Erlenbach vier Betriebe geschlossen“, so Röhrig. Das habe eine deutliche Rohstoffverknappung in der Region zur Folge. Der Import des mineralischen Materials ist nach Einschätzung von Marco Röhrig keine gesellschaftlich akzeptable Alternative: Die Folge seien erhöhte Transportkosten sowie beispielsweise in China eine Produktion unter schlechten Arbeitsbedingungen und mit mangelhaften Natur- und Umweltschutzauflagen sowie eine deutlich negativere CO2-Bilanz.
So oder so werde es in 10 bis 20 Jahren viele Tagebaubetriebe in Deutschland nicht mehr geben, prognostiziert Röhrig. Schon jetzt sei der für die Betonherstellung notwendige Sand Mangelware: „Wir bekommen ein großes Sandproblem“, ist sich Röhrig sicher.
Drei Viertel der von der Röhrig Granit GmbH in Sonderbach, Böllstein (Odenwald) und Lampertheim produzierten Rohstoffe werden nach Angaben des Geschäftsführers in der Region Rhein-Main und Rhein-Neckar vermarktet.
Das Geschäft brummt. Man habe beim Auftragsbestand gegenüber dem Vorjahr um fünf Prozent zugelegt, sagt Röhrig. Und auch die Aussichten für 2020 bewertet er als „sehr gut“, auch wenn man die Spitzenwerte von 2018 und 2019 wahrscheinlich nicht erreichen werde. Grund: Während man im Bereich Hochbau von einem gleichbleibend hohen Auftragsniveau ausgeht, würden für den Straßenbau „größere Rückgänge“ erwartet.
Aus Steinen werden Straßen, Wände und Spülen
Röhrig Granit GmbH ist ein Familienbetrieb in fünfter Generation.
Produziert wird an drei Standorten in der Region: im Granit-Edelsplitwerk und im Naturwerksteinbetrieb Lärche am Stammsitz in Sonderbach, im Steingewinnungsbetrieb Böllstein und im Mineralstoffwerk Lampertheim.
Aus den gewonnen Steinen werden Zuschlagstoffe hergestellt für Straßenbau, Sichtbeton, Putz, Keramik, Farben und Lacke, Kunststoff und Verbundstoffe (zum Beispiel Kunststeinspülen).
Aktuell beschäftigt Röhrig Granit 90 Mitarbeiter aus 13 Nationen. Darunter befinden sich aktuell auch zwei Flüchtlinge aus der Ukraine. Zur besseren Integration bietet das Unternehmen kostenlosen Deutschunterricht an.
Das Unternehmen engagiert sich nach Angaben von Marco Röhrig für soziale Belange sowie für den Natur- und Artenschutz. So konnte Röhrig Granit zwei Nachhaltigkeitspreise gewinnen. Im Sommer wird regelmäßig ein Feriencamp für 80 Kinder organisiert.
Marco Röhrig ist 48 Jahre alt. Er hat Rohstoffingenieurwesen und Betriebswirtschaft studiert. Seit 1998 ist er im Unternehmen tätig. Anfang der 2000er Jahre wurde er Geschäftsführer, wenige Jahre später auch Gesellschafter. kel
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