Bergstraße/Bensheim. Ein Dreivierteljahrhundert Naturheilkunde mit selbst entwickelten Rezepturen. 75 Jahre Tradition, Innovation und Vision. International in mehr als 40 Ländern vertreten. Tief am Standort verwurzelt und mit 250 Mitarbeitern längst einer der größten mittelständischen Arbeitgeber in der Region. Produziert wird ausschließlich in Bensheim, wo sich das in der vierten Generation inhabergeführte Familienunternehmen in den vergangenen Jahrzehnten auch räumlich stark vergrößert hat.
Zum runden Jubiläum hatte die Firma Dr. Reckeweg an den Firmensitz am Berliner Ring eingeladen. Mit mehr als 250 geladenen Gästen wurde groß gefeiert – darunter weite Teile der Belegschaft, aber auch internationale Importeure sowie Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft.
Kontakte auf dem ganzen Globus
Geschäftsführerin Natalie Reckeweg, die das Unternehmen seit diesem Jahr mit ihrem Mann David Reckeweg-Lecompte leitet, begrüßte unter anderen langjährige Geschäftspartner aus Italien, Pakistan, Kanada und (vom wichtigsten Markt) Indien sowie aus Skandinavien und Südamerika. In Bensheim „landeten“ aber auch Unternehmensvertreter aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, wo Reckeweg seit drei Jahren aktiv ist. Die weltweiten Kontakte sind ebenso schnell gewachsen wie die Kapazitäten am Unternehmenssitz, wo die vormals im westfälischen Herford ansässige pharmazeutische Fabrik 1955 – acht Jahre nach ihrer Gründung – eine neue Ära eingeleitet hatte. Heute betreibt Reckeweg mehrere hochmoderne Produktionsanlagen, in denen ein vielfältiges Portfolio an homöopathischen Kombinationsarzneimitteln in fester und flüssiger Form hergestellt wird.
Mit Bezug auf die langen und oft freundschaftlichen Kontakte zu den globalen Partnern sprach die junge Geschäftsführerin von einer „Reckeweg-Family“ – und auch das Jubiläumsfest glich eher einer lockeren Familienfeier ohne steife Regularien und allzu förmliche Dramaturgie. Es sei ihr eine Herzensangelegenheit, die Firma mit David Reckeweg-Lecompte weiterzuführen, so Natalie Reckeweg, die von ihrer jüngeren Schwester Annabel Reckeweg (alle sind bereits seit 2013 im Unternehmen tätig) sowie von deren Ehemann Florian Reckeweg als neuem Vertriebsleiter unterstützt wird.
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Natalie Reckeweg bezeichnete die Mitarbeiter als „tragende Kraft“ des Traditionsbetriebs, der aktuell über eine Gesamtfläche von rund 14 500 Quadratmeter verfügt. Eine weitere Expansion wird angestrebt. Mit dem modernen Hochregallager sieht sich das Unternehmen für die wachsende Nachfrage im In- und Ausland gut gerüstet.
Bürgermeisterin Christine Klein betonte auf dem Reckeweg-Areal am Berliner Ring, dass es bei diesem Jubiläum nicht um Zahlen gehe. Die Familie führe das organisch gewachsene Unternehmen am Standort mit Herzblut, Leidenschaft und viel Engagement. „Bensheim ist die Heimat, zuhause ist die Firma aber auf der ganzen Welt“, so Klein. Die Rathauschefin lobte die langjährige Treue zum Firmensitz.
Investition trotz Pandemie
Zuletzt hatte Reckeweg rund 33 Millionen Euro in den Neubau von Produktions- und Logistikbereichen mit Reinräumen auf einer Gebäudefläche von circa 11 000 Quadratmeter investiert. Das ist die – trotz Pandemie – bislang größte Einzelinvestition in einer Unternehmensbiografie, die auch in puncto „Hardware“ überaus dynamisch verlaufen ist. 2019 begannen die Bauarbeiten an diesem Werk Nummer drei.
Landrat Christian Engelhardt attestierte der Familie eine erkennbare „Lust auf Zukunft“. Die Firma sei für den Standort Bensheim und die Wirtschaftsregion Bergstraße enorm wichtig. Der Geschäftsführer der Kreis-Wirtschaftsförderung Matthias Zürker überreichte aus gegebenem Anlass eine Jubiläumsurkunde.
Eine breite Palette an Präparaten für viele Anwendungsgebiete
In ihrer Rede skizzierte Natalie Reckeweg die Entwicklung des Unternehmens. Bereits lange vor der Gründung hatte der Lehrer und Heilpraktiker-Autodidakt Heinrich Reckeweg einen Hustensaft für seine Schüler hergestellt, der in gleicher Zusammensetzung noch heute produziert und weltweit vertrieben wird.
Zwei seiner Söhne, Klaus Günther und Alfred, haben 1947 die Dr. Reckeweg und Co. GmbH gegründet und eine breite Palette an Präparaten für viele Anwendungsgebiete entwickelt.
Mit dem Firmeneintritt von Michael Reckeweg im Jahr 1974 wurde ein Generationswechsel eingeleitet und die Internationalisierung maßgeblich vorangetrieben.
Er habe die Vision eines internationalen Pharmaunternehmens realisiert, so die Tochter. Denn Reckeweg erkannte das weltweit wachsende Interesse an der Homöopathie und begann sehr erfolgreich, ausländische Märkte für das Unternehmen zu erschließen.
Das Exportgeschäft explodierte. Dies führte 1981 zur Vergrößerung der Betriebsfläche auf deutlich mehr als 2000 Quadratmeter. Mit der internationalen Ausdehnung wuchs auch die interne Ausweitung der Produktpalette. Den Vertrieb in Deutschland übernahm seine Frau Marita Reckeweg.
Das jüngste Co-Kapitel in der Reckeweg-Geschichte dreht sich um die Diversifizierung von Medizinalcannabis als weitere Produktsparte. Das Start-up Eurox Pharma mit Sitz in der unmittelbaren Nachbarschaft der Fabrik – David Reckeweg-Lecompte ist einer der Gründer – will aus Cannabisblüten hoch dosierte Wirkstoffe gewinnen und damit auf einem noch recht jungen Markt Fuß fassen.
Das gesammelte Wissen aus 75 Jahren Homöopathie soll dabei helfen. Das Produktionsgebäude entspricht höchsten Sicherheitsanforderungen.
Nach wie vor arbeite man nach den Grundsätzen der Gründerväter, so Natalie Reckeweg. Es gehe heute wie damals um die verantwortungsvolle Herstellung von gut wirksamen und verträglichen Arzneimitteln.
Die vierte Generation plane bereits weitsichtig in die Zukunft. Die Biografie des Unternehmens sei noch lange nicht am Ende angelangt. tr
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