Bergstraße. Im Februar 2025 jährt sich zum 80. Mal der Todestag von Jesuitenpater Alfred Delp. Für Lampertheim ist der gebürtige Mannheimer die zentrale Figur des Widerstands gegen die Nazis. Er bleibt tief verwurzelt im kollektiven Gedächtnis der Stadt. Dazu beigetragen hat wohl, dass er seine Verbundenheit mit der Stadt, in der er aufwuchs, Zeit seines Lebens immer wieder demonstrierte. Beispielsweise feierte er seine Primiz – also die erste Messe, der ein neugeweihter Priester vorsteht – 1937 in seiner Heimatgemeinde Sankt Andreas.
Der Jesuitenpater engagierte sich in einer Widerstandsgruppe, dem sogenannten Kreisauer Kreis, gegen das NS-Regime. Dabei handelte es sich um eine Organisation, die der Jurist Helmuth James Graf von Moltke gegründet hatte. Im Kreisauer Kreis kamen Männer aus unterschiedlichen Schichten und Konfessionen zusammen. Dort verfasste Alfred Delp, der vom bevorstehenden Ende des Hitler-Regimes überzeugt war, den Entwurf einer neuen Gesellschaftsordnung für ein soziales und christliches Nachkriegsdeutschland.
Der bereits 1926 in den Jesuitenorden eingetretene Geistliche unterhielt zudem Kontakte zu den Attentätern des 20. Juli 1944. An diesem Tag hatten deutsche Offiziere versucht, Hitler durch einen Sprengstoffanschlag zu töten. Doch das Attentat scheiterte. All das führte dazu, dass Delp am 28. Juli 1944 verhaftet wurde. Anfang August wurde er in das Gestapo-Gefängnis in Berlin-Moabit gebracht und Ende September in die Haftanstalt Berlin-Tegel. Dort waren auch Moltke und der lutherische Theologe und Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer inhaftiert. Im Gefängnis legte Alfred Delp am 8. Dezember 1944 die ewigen Ordensgelübde ab. Als ihm – unter der Bedingung, den Jesuiten-Orden zu verlassen – die Freilassung angeboten wurde, lehnte er ab. Der Nationalsozialismus und das von ihm gelebte, jesuitisch geprägte Christentum seien unvereinbar, machte er deutlich.
Diesen außergewöhnlichen Menschen in entsprechender Form anlässlich seines Todestags zu würdigen, ist das Anliegen von Christian Rauch, Pfarrer der St.-Andreas-Gemeinde und Leitender Pfarrer im Pastoralraum Südliches Ried.
Wie will man den Tag begehen? Welche Vorbereitungen müssen getroffen werden? Wer kümmert sich und organisiert das Ganze? Welche Ideen gibt es, wie lassen sich Mitstreiter finden? Um diese Fragen ging es bei einem Treffen, zu dem die Pfarrei eingeladen hatte.
Der Hintergrund, das Gedenken im nächsten Jahr anders zu begehen, ist auch, dass aus dem Pastoralraum Südliches Ried zum 1. Januar die neue Groß-Pfarrei Alfred Delp wird. Der Gründungsgottesdienst der neuen Pfarrei mit dann 19 000 Gläubigen wird zeitlich in die Nähe des 80. Todestags fallen.
Beim ersten Treffen – die Gemeinde hatte zu einer „Denkwerkstatt“ eingeladen – machten sich engagierte Mitbürger Gedanken über den Verlauf der Feierlichkeiten. Mit dabei waren unter anderem Altbürgermeister Erich Maier, Altstadtrat Fritz Götz und Peter Kern, Vorsitzender der Alfred-Delp-Gesellschaft Mannheim. Nach einer Vorstellungsrunde der Ideengeber stellte Rauch die Findungsgruppe unter das Motto „Wie können wir dem Menschen Delp gerecht werden und gleichzeitig die neue Pfarrei würdigen?“
Vielfältig waren die Ideen, die von den Teilnehmern entwickelt wurden. „Die Politik muss mit ins Boot“, lautete ein Hinweis. Es gab auch Vorschläge, wie das Gedenken über den Tag hinaus erhalten bleibt. Erich Maier wies dabei auf den bald neu gestalteten Alfred-Delp-Platz hin, wo entsprechende Veranstaltungen realisiert werden könnten.
Peter Kern zielte mit seinen Vorschlägen vor allem auf die Breitenwirkung ab. Er plädierte auch dafür, das Gesamtwirken Delps stärker in den Mittelpunkt zu stellen. Prominente Persönlichkeiten, genannt wurde beispielsweise der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Kardinal Georg Bätzing, könnten eingeladen werden und das Gedenken mit Beiträgen bereichern.
In diesem Zusammenhang kam auch die Seligsprechung Alfred Delps zur Sprache, die immer wieder thematisiert wird – unter Jesuiten und auch sonst in der katholischen Kirche.
Eine weitere Idee ist, eine Ausstellung mit persönlichen Gegenständen Delps zu organisieren. Pfarrer Rauch hatte schon in der Vergangenheit eine solche Ausstellung initiiert. Auch an eine Theateraufführung wurde gedacht. Nach den gelungenen Auftritten von Schülern bei den vergangenen Gedenkfeiern sollten sie wieder zur Mitarbeit aufgefordert werden. Pfarrer Rauch schlug einen Rundweg mit Gedenktafeln vor, der vom Elternhaus über die Schule bis zur Kapelle reichen könnte. Möglich wäre auch ein Gedenkkonzert in Verbindung mit der Pfarreigründung. Da könnten Chöre oder Musiker aus der gesamten neuen Pfarrei auftreten, um den integrativen Gedanken zu stärken. Vorstellbar wäre auch eine Lichterkette von Lampertheimer Bürgern, die am Todestag von der Wohnstätte bis zur Alfred-Delp-Kapelle reichen sollte. Pfarrer Rauch stellte abschließend die Frage, wer das alles organisiert. Er allein könne das nicht stemmen, da er schon mit der Neugründung der Pfarrei stark gefordert sei.
Eine Lösung ergab sich zunächst nicht. In den verschiedenen Pfarrgemeinderäten soll weiter beraten werden. Ein weiteres Treffen der Denkwerkstatt ist für nach Pfingsten geplant. ds/off/asch
Briefe in der Todeszelle
Während der NS-Diktatur war der katholische Theologe Alfred Delp in der Widerstandsgruppe Kreisauer Kreis aktiv. Noch Anfang Juni 1944 besuchte er den Hitler-Attentäter Oberst Graf Stauffenberg. Acht Tage nach dem Attentat vom 20. Juli 1944 wurde Delp verhaftet und von München nach Berlin gebracht.
Im Gefängnis wurde er misshandelt, monatelang war er an den Händen gefesselt. Noch in der Todeszelle verfasste der katholische Theologe und Soziologe Briefe und Aufzeichnungen. Der eigentliche Grund seiner Verurteilung sei der, dass er Jesuit sei und geblieben sei, heißt es in einer Mitteilung von Delp an seine Mitbrüder am 2. Februar 1945, dem Tag der Hinrichtung.
Der Magistrat der Stadt Lampertheim hatte jüngst beschlossen, dass von 2024 an der Alfred-Delp-Preis gestiftet wird. wol
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