Praktikumswoche

Orientierung für den künftigen Job: Schüler „flirten“ mit Unternehmen

Der Kreis bietet jungen Leuten Einblicke in bis zu fünf Betriebe / Einfache Anmeldung über Online-Portal

Von 
Thomas Tritsch
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Bergstraße. Fünf Tage, fünf Berufe und fünf Unternehmen: Im Rahmen der Praktikumswoche Bergstraße können junge Menschen aus dem Kreis auch in diesem Jahr in die große weite Berufswelt kennenlernen. Der Zeitraum wurde deutlich erweitert. Neben den kompletten Sommerferien stehen auch die letzten drei Schulwochen zur beruflichen Orientierung zur Verfügung. Veranstalter sind der Kreis und die Wirtschaftsförderung Bergstraße. Aktuell sind über 50 Unternehmen mit Praktikumsplätzen dabei, mehr als einhundert Schüler ab der achten Klasse haben sich bereits angemeldet.

Die Praktikumswoche bietet Schülern von 14 bis 20 Jahren sowie Absolventen praxisnahe Einblicke in verschiedene Berufsfelder und Unternehmen aus unserer Region die Chance, potentielle Auszubildende und neue Talente kennenzulernen, so Landrat Christian Engelhardt. Das Prozedere unterscheide sich von den üblichen Bewerberprozessen durch ein betont niederschwelliges Konzept: Über die Onlineseite praktikumswoche.de/bergstrasse kann man sich schnell und einfach registrieren und seine bevorzugten Berufsfelder sowie individuelle Neigungen und Präferenzen anklicken.

Die Wahl eines konkreten Unternehmens ist nicht möglich

Etwas später nennt das System die ausgewählten Unternehmen basierend auf dem beruflichen Spektrum. Berücksichtigt werden dabei auch die Wohnadresse des Praktikanten und die Art der individuellen Mobilität. Ob man also auf den öffentlichen Nahverkehr angewiesen ist oder es alternative Möglichkeiten gibt. Die Wahl eines konkreten Unternehmens ist nicht möglich. Dies habe laut Engelhardt aber den Charme, dass Jugendliche auch Betriebe kennenlernen, die sie womöglich nicht im Visier hatten.

Das System vergleicht die Angaben (Berufsfelder, Tage, Wohnort) mit den verfügbaren Kapazitäten bei den Unternehmen. Die Erfolgsquote für ein Praktikum ist durch einen Algorithmus deutlich höher, da immer das verfügbare Angebot beachtet wird, so der Landrat.

Über ein persönliches Profil kann man den aktuellen Stand der Vermittlung jederzeit verfolgen. Sobald ein Unternehmen zusagt, bekommt der Bewerber eine Benachrichtigung. Bei der Anmeldung Minderjähriger muss ein Erziehungsberechtigter zustimmen.

Das Projekt wird von den OloV-Kooperationspartnern im Kreis (Optimierung der lokalen Vermittlungsarbeit im Übergang Schule-Beruf) in Kooperation mit der Wirtschaftsförderung organisiert und vom Land Hessen und der Europäischen Union unterstützt. Auch das Jugendamt und das Jobcenter (neue Wege) sind mit im Boot. Der Organisationsaufwand wird durch eine digitale und smarte Vermittlungsplattform auf ein Minimum begrenzt, so der Landrat. Die Teilnahme für Firmen und Praktikanten ist kostenlos. Die Anzahl und Terminierung der Praktikumstage sind frei und flexibel wählbar.

„Viele Schüler haben auch gegen Ende ihrer Schulzeit noch keine Idee, wohin die Reise gehen soll“, so Christian Engelhardt, der das Angebot als attraktive Option zusätzlich zu den klassischen Schulpraktika versteht. „Eine Art Speeddating mit Unternehmen.“ Ein Lebenslauf wird nicht verlangt. Der hauptamtliche Kreisbeigeordnete Matthias Schimpf (zuständig für das Jugendamt) kommentiert die Praktikumswoche als einfaches Verfahren am Übergang von Schule und Beruf - ohne Schwellen und Hindernisse für die Jugendlichen.

Ein konkreter Vorteil für die Unternehmen sei es, potenziellen Nachwuchs kennenzulernen und „on the job“ über spezifische Ausbildungswege und Karrierechancen zu informieren. Auch im Kontext des Fachkräftemangels sei das Projekt nicht zu unterschätzen.

Auch der Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung, Matthias Zürker, hält das Informationslevel der Zielgruppe für ausbaufähig: „Viele Schüler und Eltern sind nicht gut informiert über die beruflichen Perspektiven in unserer Region.“ Der Wirtschaftsstandort sei überaus facettenreich, die Branchenvielfalt enorm, so Zürker, der die Zuordnung zu den Unternehmen ebenfalls als spannendes Detail betont: Auf diese Weise kämen junge Menschen auch mit Unternehmen in Kontakt, die sie vielleicht noch nicht kennen oder noch nicht auf dem persönlichen Schirm hatten. Damit öffneten sich neue Räume und Zukunftsperspektiven. Zürker weist darauf hin, dass sich nach wie vor Unternehmen aus dem gesamten Kreisgebiet online registrieren können, wenn sie bei der Praktikumswoche dabei sein möchten. Die jeweils eintägigen Praktika finden in der Regel in den Firmen vor Ort statt. Sie werden interessant und abwechslungsreich durch die Ausbilder gestaltet, betont der Wirtschaftsförderer.

Information über die Schulen noch unzureichend

Die Unternehmen gewähren spannende Einblicke für die Auszubildenden von morgen, sie öffnen Azubi-Werkstätten oder binden die Tagesgäste aktiv in den Arbeitsalltag mit ein. Alle Schüler haben die Möglichkeit, sich für eintägige Betriebserkundungen oder Praktikumstage innerhalb der Schulwochen im Aktionszeitraum vom Unterricht befreien zu lassen. Dies funktioniere in der Regel problemlos über ein Formular, das online abrufbar ist und ausgefüllt in der Schule vorgelegt wird.

Christian Engelhardt hofft, dass in den kommenden Wochen noch mehr Schulen über das Angebot intern informieren. Dies habe bislang offenbar nicht optimal funktioniert, etwa die Hälfte der bisherigen Bewerber komme vom Alten Kurfürstlichen Gymnasium (AKG) in Bensheim. Die verdeutliche eine bisher noch recht einseitige Kommunikation seitens der Bildungsstätten.

Wer sich online ein Bild von ver schiedenen Ausbildungsberufen ...

Wer sich online ein Bild von ver schiedenen Ausbildungsberufen machen will, hat dazu auf der Seite ausbildung-bergstraße.de die Gelegenheit. Auszubildende und Studenten stellen hier in Videos selbst ihren angestrebten Beruf vor,

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