Bergstraße. Präventionsarbeit ist für die Erste Kreisbeigeordnete Diana Stolz ein Herzensanliegen. Darauf hatte sie schon 2018 bei der Vorstellung der Gesundheitspräventionsbeauftragten des Kreises, Reinhild Zolg, aufmerksam gemacht. Jetzt hatte sie gemeinsam mit Reinhild Zolg wieder Gelegenheit, auf ein weiteres Präventionsprojekt hinzuweisen. Mit dem Projekt „Bewegter Kindergarten“ will sie dem erkennbar gewordenen Bewegungsmangel mit all seinen gesundheitlichen Folgen schon frühzeitig etwas entgegensetzen.
Dabei erhält die Gesundheitsdezernentin prominente Unterstützung, denn sie konnte als Schirmherrin des Kreis-Projekts die Olympiasiegerin und mehrfache Welt- und Europameisterin im Kanusport, Nicole Reinhardt, gewinnen. Die gebürtige Lampertheimerin ist zudem seit 2005 „Botschafterin der Bergstraße“.
Bei der Vorstellung im Nibelungensaal des Landratsamtes zeigte sich Diana Stolz sehr erfreut über die Unterstützung der Schirmherrin, die auch die erste Wahl für dieses Projekt gewesen sei.
Nicole Reinhardt hatte diese Aufgabe „gern und ohne Zögern“ angenommen. Nicht nur, weil sie selbst eine Tochter im Kindergartenalter hat, sondern auch, weil sie weiß, wie wichtig Bewegung schon im frühen Kindesalter ist. Wenn körperliche Aktivität einfach und spielerisch vermittelt werde, könne Bewegung in Routine und Gewohnheit überlaufen. Allerdings sei oft nicht bekannt, wie sich das spielerisch umsetzen lässt. Daher hält sie es für wichtig, auch die Eltern mitzunehmen.
Wer nicht rückwärts laufen kann
Deutlich machte die Erste Kreisbeigeordnete, dass es nicht darum gehe, Leistungssportler hervorzubringen. Ihr geht es um die Beseitigung eines grundsätzlichen Bewegungsdefizits, das ihr in den vergangenen Jahren bei den Schuleingangsuntersuchungen aufgefallen war. Diese Untersuchungen waren ausgeweitet worden und es hatten sich zunehmende Probleme wie Übergewicht oder Störungen bei der Fein- und Grobmotorik gezeigt. Viele Kinder waren nicht in der Lage, rückwärts zu laufen oder auf einem Bein zu springen.
Für Stolz war schnell klar, dass mit der Präventionsarbeit früher angesetzt werden muss und damit kamen die Kindergärten ins Spiel. Allerdings nicht zum ersten Mal, wie von Sportwissenschaftler Reimar Bezzenberger zu hören war. Vor über zehn Jahren war der Kreis Bergstraße schon einmal Modellregion mit dieser Thematik gewesen, aber warum das Engagement dann eingeschlafen ist, war von den heutigen Akteuren nicht mehr nachzuvollziehen. Mit Reimar Bezzenberger hat der Kreis aber wieder einen erfahrenen Coach mit im Boot, der schon seit über 20 Jahren für entsprechende Fortbildungskonzepte mit dem niedersächsischen Kultusministerium zusammenarbeitet.
Mit ganz alltäglichen Hilfsmitteln
Wiederbelebt wurde das Projekt „Bewegter Kindergarten“ bereits Ende 2019 mit ersten Fortbildungen von Erzieherinnen, deren Einrichtungen in Bürstadt, Lampertheim und Biblis waren. Im Jahr 2020 hatte dann das komplette Team einer neuen Kita in Viernheim eine entsprechende Fortbildung absolviert. Ab dann hat Corona weitere Aktivitäten verhindert.
Jetzt möchte die Kreisbeigeordnete mit prominenter Unterstützung von Olympiasiegerin Nicole Reinhardt das Projekt wieder in Bewegung bringen und neu bewerben. Als Teil des Fortbildungsangebotes für Erzieherinnen im Kreis Bergstraße wird eine ganzheitliche Ausbildung zur frühkindlichen Motorikförderung ermöglicht.
Entwickelt wurde das Programm mit dem Institut für Sport und Sportwissenschaft der Universität Heidelberg. Das Angebot ist niederschwellig und die Umsetzung in den Einrichtungen ohne große Anschaffungen möglich.
Ziel ist es, Bewegung stärker in den Alltag der Kinder zu integrieren und dafür genügen ganz alltägliche Hilfsmittel, so Bezzenberger. Sei es der Joghurtbecher zum Fangen von Tennisbällen oder die Schlappen, mit denen sich Bälle wegschlagen lassen.
„Es ist ein Prozess“, macht die Kreisbeigeordnete deutlich, dass es Zeit braucht, bis sich erste Veränderungen bemerkbar machen. Die Entwicklung wird aber im Auge behalten und der Prozess evaluiert. So wird es zum Abschluss der Kitazeit einen Fitnesstest geben und den Eltern das Ergebnis mit Smileys übermittelt.
Anhand dieser Tests lässt sich dann im Lauf der Jahre erkennen, wo es Verbesserungen gegeben hat oder wo gegebenenfalls nachjustiert werden muss. Auf der Basis dieser Test soll dann auch eine Art „Fitnesskarte“ des Kreises entstehen.
Kitas, die das Konzept „Bewegter Kindergarten“ erfolgreich integriert haben, werden mit einem entsprechenden Gütesiegel zertifiziert. Die Überreichung des Zertifikats wird dann auch mit Schirmherrin Nicole Reinhardt erfolgen.
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