Bergstraße. Wie bei Nachbarstädten üblich, beharken sich Bensheimer und Heppenheimer – heute jedoch zumeist nur noch augenzwinkernd. Aus Heppenheim blickt man auf die deutlich größere Nachbarstadt (knapp 42 000 Einwohner) mit ihren abfällig „Koarschler“ genannten Einwohnern. Die Bensheimer sind hingegen gezwungen, ausgerechnet mit dem „HP“-Kennzeichen der „Gille-Galle“ aus der Kreisstadt (knapp 28 000 Einwohner) herumzufahren.
Wie Heppenheim zur Kreisstadt wurde und später „HP“ zum Kennzeichen
Den Kreis Bergstraße gibt es seit 1938. Er wurde damals aus den vormaligen Kreisen Bensheim und Heppenheim gebildet. Größte Stadt im Kreis war damals und ist auch heute Bensheim, das gleichwohl nicht Sitz der Kreisverwaltung wurde. Vielmehr wurde Heppenheim ausgewählt. Das könnte mit dem besseren Rückhalt der Nationalsozialisten in der Stadt zu tun gehabt haben. Allerdings gab es eine NSDAP-Ortsgruppe schon 1922 in Bensheim und erst 1927 in Heppenheim.
Das Gesetz zur Neugliederung stammt vom 7. April 1938 und bestimmte auch die Auflösung des Kreises Schotten sowie des damals noch hessischen Kreises Oppenheim. Dort wird bestimmt: „Der Kreis Bensheim wird aufgelöst. Die Gemeinden Biblis, Bobstadt, Bürstadt, Groß-Rohrheim, Hofheim, Lampertheim, Nordheim, Riedrode und Wattenheim und die selbstständigen Gemarkungen Biedensand, Hammer-Aue, Maulbeer-Aue, Seehof und Wildbahn werden dem Kreise Worms, die Gemeinden Alsbach, Balkhausen, Bickenbach mit Hartenau, Hähnlein, Jugenheim, Ober-Beerbach mit Schmal-Beerbach und Stettbach und Seeheim werden dem Kreise Darmstadt, alle übrigen Gemeinden und selbständigen Gemarkungen dem Kreise Heppenheim zugeteilt.“ Schmal-Beerbach kam 1977 in den Kreis Bergstraße, als es bei der Gebietsreform der Gemeinde Lautertal zugeschlagen wurde – und nicht wie Ober-Beerbach an Seeheim-Jugenheim ging.
Weiter wurde in einer Verordnung festgelegt: „Der Kreis Heppenheim, der wesentliche Teile des Kreises Bensheim nach dessen Auflösung umfasst, führt vom 1. Oktober 1938 an die Bezeichnung Kreis Bergstraße.“
Die Neugliederung war an sich keine Idee der Nationalsozialisten, sondern schon in der Amtszeit von Innenminister Wilhelm Leuschner Anfang der 30er Jahre entwickelt worden. Letztlich waren es (verwaltungs-)ökonomische Gründe. Großen Protest gegen die Entscheidung gab es keinen, das wäre nicht gut ausgegangen. Die Stadt Bensheim hatte 1939 noch versucht, durch eine Vergrößerung den Kreissitz zurückzugewinnen. Dazu wurden zum 1. April Auerbach, Schönberg und Zell eingemeindet. Erfolg hatte das nicht; und schon wenige Monate später hatten die Leute ganz andere Sorgen.
Das Kfz-Kennzeichen HP gab es 1938 noch nicht. Damals hatten die vergleichsweise wenigen privaten Autos römische Ziffern, gefolgt von einer weiteren Kennung und einer Zulassungsnummer. In Hessen wurden Kennzeichen ausgegeben, die mit „V H“ begannen. Erst 1956 wurde das heutige System eingeführt, das sich auf die Namen der Kreise oder Kreisstädte stützt. tm
Das könnte sich jetzt ändern, sollte sich die ernst gemeinte und auch bereits politisch diskutierte Idee von Ralf Bochert – Professor für Destinationsmanagement an der Hochschule Heilbronn – durchsetzen. Er schlägt eigene Kfz-Kennzeichen für 320 Mittelstädte mit mehr als 20 000 Einwohnern vor – konkret für Bensheim beispielsweise „BEN“.
Die BA-Redaktion hat in den Sozialen Medien eine Umfrage gestartet, was die Bergsträßer davon halten. Das Ergebnis fiel ausgeglichen aus. Von insgesamt 436 Teilnehmern stimmten 150 mit „Finde ich gut“, 148 votierten für „Finde ich nicht gut“, 138 ist das Thema egal.
Cool oder Aprilscherz?
Der Bericht über die angedachte Einführung eines eigenen Kfz-Kennzeichens für Bensheim hat auf den BA-Kanälen in den Sozialen Medien für eine rege Diskussion gesorgt. Nachfolgend einige Kommentare dazu.
„An sich mega cool, aber BEN? Wäre eher für BHM....“
„Wenn es dafür eine Zulassungsstelle in Bensheim gibt, gerne.“
„Ich finde es klasse, da HP sehr weit gefasst ist. Tiefster Odenwald ist immer noch HP.“
„Wird Zeit“
„Ressourcenverschwendung“
Die Politik hat wichtigere Themen, um die sie sich kümmern müsste.“
„Man könnte meinen, den Herren wäre langweilig. Als ob es sonst keine anderen Probleme in diesem Land gibt.“
„Die Initiative trifft nicht für ausgestorbene Städte zu.“
„Man könnte meinen, es wäre der erste April.“
„Da will ich ein GRU – für Grune.“ red
Bei einer Umsetzung des Vorschlags könnte im Kreis Bergstraße nicht nur Bensheim ein eigenes Kfz-Kennzeichen erhalten. Betroffen wären laut einer Auflistung von Ralf Borchert auch Lampertheim mit 33 000 Einwohnern (Vorschlag“ „LAM“ und Viernheim mit gut 34 000 Einwohnern. (Vorschlag „VH“). Lorsch mit seinen 14 000 Einwohnern wäre hingegen noch zu klein für ein eigenes Kennzeichen. kel
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