Straßenverkehr

Nachlässigkeit kostete viele auf der A 67 bei Lorsch Zeit und Nerven

Von 
Kai Segelken
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Anfang September hatten sich diese beiden Schwertransporte mit Fertig-Ferienhäusern in einer Baustelle auf der A 67 festgefahren. Stundenlange Straßensperrungen und Staus waren die Folge. © Neu

Bergstraße. Bevor sich in Deutschland ein Schwertransport in Bewegung setzen darf, sind zahlreiche Vorschriften zu berücksichtigen, umfassende Informationen einzuholen und Genehmigungen zu beantragen – und das aus gutem Grund. Denn nicht überall sind die Verkehrswege so beschaffen, dass auch über die Maßen schwere oder sperrige Dinge bewegt werden können, ohne ein Verkehrschaos zu verursachen.

Genau das aber war geschehen; gleich zweimal: Ende August war es ein mit einem Panzerfahrzeug beladener Schwertransport, der in der Baustelle auf der Autobahn 67 zwischen Gernsheim und Lorsch steckengeblieben war. Und in der darauffolgenden Woche strandete der Schwertransport zweier Fertig-Ferienhäuser in der gleichen Engstelle.

In beiden Fällen waren die Gespanne schlicht zu breit, um die engen Baustellenfahrbahnen passieren zu können. Eher wäre das berühmte Kamel durch das Nadelöhr gegangen. Wobei das Kamel in diesem Fall nicht etwa im Führerhaus der Lkw gesessen hat, sondern am Schreibtisch der verantwortlichen Speditionen. Aber dazu später mehr.

Stundenlange Straßensperrungen

Die Schwertransporte jedenfalls mussten von der Polizei aus ihrer misslichen Lage heraus manövriert werden – und es liegt in der Natur der Sache, dass dieses Vorhaben nicht wie „Wenden in drei Zügen“ in Windeseile erledigt werden konnte. Stattdessen waren stundenlange Straßensperrungen die Folge, die sich ruck zuck auch auf die parallel verlaufende A 5 und die Bundesstraßen der Region auswirkten. Die beiden Stautage zerrten an den Nerven Tausender Verkehrsteilnehmer (und natürlich auch der Anwohner an den verstopften Straßen).

Damit nicht genug. Als sich wegen des gestrandeten Fertig-Ferienhaus-Transports der Verkehr vor der Baustelle staute, kam es zu einem folgenschweren Verkehrsunfall: Ein Lastwagen fuhr auf einen Lkw am Stauende auf und schob diesen auf einen weiteren Lastwagen auf. Der Fahrer des auffahrenden Lastwagens wurde schwer verletzt. Der Mann wurde mit einem Rettungshubschrauber in eine Klinik eingeliefert. Die beiden anderen Unfallbeteiligten wurden leicht- beziehungsweise gar nicht verletzt. Aus einem der beteiligten Lastwagen trat Gefahrgut aus. Der Gefahrenbereich musste deswegen entsprechend abgesperrt werden.

Gesperrt werden musste darüber hinaus für die Bereitstellung von Einsatzfahrzeugen zudem die über die A 67 führende Landesstraße 3112 zwischen Gernsheim und Alsbach-Hähnlein. Die Arbeiten an der Unfallstelle nahmen mehrere Stunden in Anspruch. Neben der Polizei waren die Feuerwehr, der Rettungsdienst sowie die Autobahnmeisterei im Einsatz.

Hohes Gefahrenpotenzial

„Solche Stau-Situationen bergen erfahrungsgemäß immer ein hohes Gefahrenpotenzial“, weiß auch Bernd Hochstädter von der Pressestelle des Polizeipräsidiums Südhessen in Darmstadt. Und sie bedeuten Schwerstarbeit für die Polizeibeamten vor Ort. Zu verdanken haben sie das Dilemma in beiden Fällen der Nachlässigkeit bei den Speditionen. Denn dort hat man sich direkt vor dem Start der Schwertransporte nicht mehr vergewissert, ob die Strecke tatsächlich frei ist – wozu die Unternehmen jedoch verpflichtet sind.

Änderungen nie ausgeschlossen

„Die eigentliche Genehmigung muss in aller Regel schon Monate vor dem angepeilten Transportdatum beantragt werden“, gibt Hochstädter Einblick in den vorgegebenen Verfahrensablauf. Zwischen der Spedition und der Genehmigungsbehörde (in Hessen sind das die Regierungspräsidien) werden umfassende Informationen ausgetauscht, zu denen nicht nur Maße und Gewichte des geplanten Transports, sondern auch ein Zeitplan und bei Bedarf noch darüber hinaus gehende Faktoren gehören.

„Aber zwischen der Erteilung der Genehmigung und dem tatsächlichen Transportdatum können sich natürlich immer mal Änderungen ergeben“, so Hochstädter weiter. Sei es, dass ein akuter Schaden eine Tagesbaustelle unvermeidlich macht, oder dass Bauarbeiten auf einen anderen Termin als geplant verschoben werden mussten. Genau aus solchen Gründen muss eigentlich direkt vor der Abfahrt eines Schwertransportes nochmals nachgefragt beziehungsweise nachgeschaut werden, ob unerwartete Hindernisse zu Problemen führen könnten. „Eigens dafür gibt es eine Plattform mit allen erforderlichen Informationen, auf die alle Beteiligten Zugriff haben“, so der Polizeisprecher.

Man müsste die bereitgestellten Informationen einfach nur abfragen. Was weder bei dem Panzerfahrzeug-Transport noch bei der Fuhre mit den beiden Fertig-Ferienhäusern geschehen ist, wie die Ermittlungen der Polizei inzwischen ergeben haben. So hat man sich bei den beiden Speditionen fünf Minuten Mühe gespart und stattdessen Tausende Menschen Zeit und Nerven gekostet – und einen Brummifahrer beinahe die Gesundheit.

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Redaktion Kai Segelken ist Redakteur beim Bergsträßer Anzeiger im Ressort Region.

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