Bensheim. Am Ende des Konzerts gab es im Bensheimer Parktheater mehrere Zugaben und stehende Ovationen mit rhythmischem Klatschen des Publikums. Die Geigerin Caroline Adomeit und Stanislav Rosenberg, ein ukrainischer Pianist aus Odessa am Klavier, hatten zuvor gut zwei Stunden äußerst hörenswerte und abwechslungsreiche musikalische „Saitensprünge“ durch die Musikgeschichte und -genres geboten.
Sie kamen quasi zu dritt auf die Bühne, wie Adomeit mit einem Schmunzeln ausführte und auf ihren sichtbar rundlichen Bauch zeigte. Klassik sei ja bekanntlich gut und beruhigend für Kinder im Mutterbauch. Und so begann das Konzert mit einem gediegenen Stück für Geige und Klavier. Es folgte als kleine Reminiszenz an den zweiten Weihnachtsfeiertag ein Gospel-Stück aus den USA, „vergeigt wie immer“, wie Adomeit ihre eigenen Interpretationen bekannter Lieder charmant umschrieb.
In hoher Qualität ging es weiter mit Brahms in starker Bühnenpräsenz und auch mit überraschendem Liedgut, das sich wohl am ehesten als keltische Trinklieder mit Verve und Tempo umschreiben lässt. Adomeit legte, obwohl sichtbar schwanger, mit ihrer Geige sogar zweimal ein passendes Tänzchen dazu aufs Parkett.
„Nicht-Weihnachtliches geht weiterhin?“, fragte sie ins Publikum, und erntete Zustimmung. Prompt ging die musikalische Reise virtuos weiter von Schottland nach Spanien, mit einem souveränen Tango. Schwungvoll wurde es dann wieder mit Liedern aus Ungarn und pathetisch mit „Bella Ciao“, dem Lied der italienischen antifaschistischen Partisanen im Zweiten Weltkrieg, wie Adomeit erklärte. Einem Stück Schostakowitsch folgte Jazz. Hier lief Pianist Rosenberg, ein exzellenter Könner seines Fachs, zu Hochform auf.
Bergsträßer Jazzfestival
Natürlich durfte Jazz nicht fehlen. Der Auftritt im Parktheater fand nämlich im Rahmen des Bergsträßer Jazzfestivals statt. Darauf wies Professor Bruno Weis, der künstlerische Leiter des Festivals, das in diesem Jahr zum 16. Mal stattfand, in seiner Begrüßung hin. Und er lud das Publikum ein zu den weiteren Veranstaltungen. Am 8. Mai 2024 zu Maiway, wo die Jazzflötistin Stephanie Wagner und Norbert Dömling (Kontrabass) als Duo „Flute n‘ Bass“ auftreten. Handfester Grove, filigrane Klangfarben, Freies, Geordnetes und Unerwartetes finden sich in den Kompositionen des Duos wieder, die in der Kirche St. Georg zu hören sein werden.
Ebenfalls im Rahmen des Bergsträßer Jazzfestivals lud Weis ein zu „Jazz von 10 bis Zehn“ am 17. August 2024 am Bürgerwehrbrunnen in der Bensheimer Innenstadt. Hier spielen die „Evas Apfel Marching Band“, das deutsch-niederländische Jazz-Trio „Boogielicious“, Ignaz Netzer („Making Blues“) sowie das Susan Horn & Thomas Wind Trio. Weis wies noch auf eine Besonderheit hin. „Jazz von 10 bis Zehn“ ist als eine der wenige Jazz-Veranstaltungen in Deutschland für Zuhörer kostenlos. Denn die Kosten für Bands und Bühne übernehmen die langjährigen Sponsoren: die Stadtkultur Bensheim, die Sparkasse Bensheim, die GGEW. Medienpartner ist hier, auch schon seit Jahren, der Bergsträßer Anzeiger. red
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