Sport

Mit Plan auf die Eisstockbahn: Tipps und Tricks für Anfänger

Karl Hoger ist seit 50 Jahren im Eisstockschießen aktiv. Der Könner erläutert die besten Kniffe für Anfänger.

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Karl Hoger zeigt, wie das richtige Eisstockschießen gelingt. © Katrin Oeldorf

Bergstraße. Es ist ein warmer Herbstmorgen, an dem unsere Redaktion mit zwei Könnern über Wintersport spricht. Die Rede ist vom ehemaligen Vizeeuropameister Karl Hoger und dem Vereinsvorsitzenden des MESC Mörlenbach Dieter Schwarz. Ein fester Händedruck, ein kurzes Kennenlernen und schon eröffnet sich ein spannendes Gespräch, bei dem man sofort eines bemerkt – die beiden Männer haben eine riesige Leidenschaft für das Eisstockschießen.

Tipps vom Profi

Der Erfahrungsschatz des ehemaligen Vizeeuropameisters ist reich. Dabei hat er so manches erlebt und kennt die Kniffe, um erfolgreich in diesem Sport zu sein. So hat der Vollprofi auch einige Tipps in petto, wie Anfänger beim Eisstockschießen punkten können. „Im Grunde ist der Sport zu 50 Prozent Technik und zu 50 Prozent mental“, leitet Hoger ein.

Das Wichtigste sei zunächst einmal, das Ziel anzuvisieren und nicht auf den Boden zu schauen. Das hilft, den Eisstock in die gewünschte Richtung zu lenken. Beim Schwingen des etwa fünfeinhalb Kilogramm schweren Sportgeräts kommt es aber auch darauf an, das Handgelenk steif zu halten. Das verhindert zum einen, dass der Eisstock beim Gleiten ins Wackeln gerät, und zum anderen hilft es, die Kontrolle über die Richtung zu behalten. Es gilt, den Stock beim „Schießen“ möglichst so zu halten, dass die Handinnenfläche in Schussrichtung zeigt, nachdem er die Hand verlässt (siehe Bild).

„Das Sportgerät sollte die Hand erst beim Aufsetzen auf dem Untergrund verlassen, also plan auf der Bahn“, so Hoger. Apropos Aufsetzen: Um den Eisstock gut gleiten zu lassen, ist es ebenso wichtig, einen Ausfallschritt zu machen. Dabei ist das Bein auf der Wurfarmseite leicht nach hinten versetzt, und das Bein auf der anderen Seite beugt sich nach unten. Das hilft dabei, den Eisstock eben auf dem Boden aufzusetzen.

Auf Asphalt oder dem Eis

Gespielt werden kann auf Asphalt oder Eis. Auf Letzterem ist zu beachten, dass die Bahn in der Mitte häufig glatter ist als an den Rändern. Das Wissen um die Beschaffenheit der Bahn kann genutzt werden, um die Geschwindigkeit des Eisstocks optimal zu verändern. Doch noch wichtiger: Das Schwingen des Eiskegels sollte möglichst ohne Krafteinsatz – also aus der Bewegung heraus – erfolgen. Hoger hält fest: „Leute, die sich sportlich betätigen, sind bereits im Vorteil, weil sie meistens eine bessere Koordination haben. Aber in aller Kürze wären das schon mal die wichtigsten Tipps.“

Das sollte man vermeiden

Ein beliebter Fehler, den Anfänger beim Eisstockschießen machen, sei es, den Stock neben die Daube (siehe Infokasten) zu schießen und sie dabei nicht zu verdecken. Erfahrenere Spieler nutzen dies häufig zu ihrem Vorteil und verdecken wiederum die Daube mit ihrem eigenen Eisstock. Doch selbst dann ist nicht alle Hoffnung verloren: Es bleibt noch der Versuch, den Eiskegel des Kontrahenten ganz vom Feld zu fegen (am besten samt Daube).

Zum Schluss gibt Dieter Schwarz, der Vereinsleiter, noch den Hinweis: „Aber am besten hilft ,learning by doing‘. Deshalb haben wir bei uns im Verein auch Probetage eingerichtet. Die können sowohl von privaten als auch betrieblichen Gruppen gebucht werden. Hauptsächlich sind das Samstage.“

„Damals auf dem gefrorenen See“

Zum Eisstockschießen kam Hoger wie die Jungfrau zum Kind. Sein Schwiegervater hatte ihm vor etwa 50 Jahren bei einem Urlaub in Österreich den Sport nähergebracht. „Damals spielten wir noch auf einem gefrorenen See, und man musste aufpassen, dass der Eisstock beim Schießen nicht an dem aufgetauten Ufer ins Wasser fällt“, erzählt Karl Hoger und lacht.

Was ist Eisstockschießen?

  • In der Regel wird mit zwei Mannschaften von jeweils vier Personen, die gegeneinander antreten, gespielt. Es gibt aber auch Solo-Turniere.
  • Bahn: circa 30 Meter lang, zwei bis drei Meter breit.
  • Ziel: die Eisstöcke möglichst nahe an die Daube schießen oder gegnerische Stöcke wegstoßen.
  • Die Daube ist ein puckförmiger Ring mit einem Loch in der Mitte und einer schwarzen und weißen Seite (Eis oder Asphalt), der in das Zentrum des Spielfeldes gelegt wird.
  • Spielablauf: Jede Mannschaft spielt abwechselnd.
  • Nach acht Versuchen (je ein Stock pro Spieler) wird der Durchgang gewertet.
  • Varianten: Neben dem Zielschießen gibt es auch das Weitschießen, bei dem die größtmögliche Distanz zählt.
  • Punkte erhält, wessen Stock am nächsten an der Daube liegt. Wird die Daube aus dem Spielfeld geschossen, wird sie wieder in die Mitte des Spielfeldes gestellt.
  • Das Spielfeld ist im Sommer auf grobkörnigem Asphalt und im Winter auf Eis.
  • Die Sportart ist vor allem im Alpenraum verbreitet.
  • Entstanden ist sie vermutlich in Skandinavien und zählt zu den sogenannten „Volkssportarten“.
  • Heute gibt es nationale und internationale Wettkämpfe, organisiert vom Internationalen Eisstockverband (ICESTOCKSPORT).
  • Trotz gewisser Ähnlichkeiten zum Curling zählt Eisstockschießen als eigene Sportart.
  • Im Gegensatz zum Curling gibt es aber keine Besen und die Spielweise ist deutlich direkter. beu

So begann allerdings eine Leidenschaft, die den heute 83-Jährigen sein Leben lang begleiten sollte. Mit 78, also vor knapp fünf Jahren, hat sich Hoger aus dem Leistungssport zurückgezogen. „Man merkt langsam, wie die Kraft nachlässt und dass man mit den 30-Jährigen nicht mehr so mithalten kann.“ Zudem hat Hoger Probleme mit dem unteren Rücken – vielleicht auch eine Abnutzungserscheinung aus den 50 Jahren, in denen er regelmäßig auf den unterschiedlichsten Turnieren und Meisterschaften erfolgreich spielte.

„Quecksilber im Griff“

Hoger hat auch einige Anekdoten aus seiner Zeit als Turnierspieler zu erzählen: So berichtet er, dass die Eisstöcke in den 1980er Jahren, wenn man die Platten zum Gleiten abschraubte, Löcher aufwiesen, die manch einer mit Silikon füllte, um den Eisstock schwerer zu machen. „Es kam sogar einmal vor, dass jemand Quecksilber in den Griff eingelassen hatte, um den Schwerpunkt des Eisstocks zu seinem Vorteil zu verlagern. Der wurde natürlich disqualifiziert.“

Mörlenbacher Winterwelt

Wer nun die Tipps der Profis in die Tat umsetzen will, kann dies schon sehr bald bei der Mörlenbacher Winterwelt tun. Denn die vierte Winterwelt in Folge öffnet bereits vom 16. bis einschließlich 23. Dezember (Openingparty am 15. November um 19 Uhr) ihre Pforten. Hier wird es neben Glühwein, Hüttenzauber und Gute-Laune-Musik auch ein Kunsteisfeld geben, auf dem das Eisstockschießen unter der Aufsicht der Profis des MESC-Mörlenbach geübt werden kann.

Für etwas ambitionierte Gruppen wird es auch ein Turnier für „Jedermann“ geben, an dem Familien, Vereine oder Stammtischgruppen mit jeweils vier Personen teilnehmen können. Zum Turnier ist allerdings eine Anmeldung erforderlich. Mehr Informationen hierzu gibt es auf der Homepage der Veranstalter: www.winterwelt-moerlenbach.debeu

Weitere Informationen dazu im Internet auf der Homepage: www.mesc-moerlenbach.de

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