Trauer

Kundgebung: Hunderte gedenken getötetem Polizisten Rouven L.

Der Kreis Bergstraße, die Stadt Heppenheim und das Polizeipräsidium Südhessen hatten zu einer Zusammenkunft und Schweigeminute in die Parkanlage des Landratsamtes eingeladen.

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thz/kel
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500 Teilnehmer waren bei der Kundgebung in Heppenheim dabei. © Thomas Zelinger

Bergstraße. Es war ein Zeichen für den Zusammenhalt und den Schulterschluss in der Mitte der Gesellschaft. Und es war ein Zeichen großer Trauer, ein Zeichen der Anteilnahme und des Respekts vor einem Menschen, der sein Leben im Einsatz für andere verloren hat.

In der Parkanlage am Heppenheimer Landratsamt wurde am Dienstag zur Mittagszeit dem nach der Messerattacke in Mannheim ums Leben gekommenen jungen Polizisten Rouven L. gedacht. Der 29-Jährige war am Sonntag seinen schweren Verletzungen erlegen.

Initiatoren des Gedenkens, das eine Schweigeminute mit einschloss, waren der Kreis Bergstraße, die Stadt Heppenheim und das Polizeipräsidium Südhessen.

Obwohl erst kurzfristig zu dem Termin eingeladen worden war, waren Hunderte von Teilnehmern – Beobachter schätzten etwa 500 – zu der Kundgebung gekommen.

Heppenheim, Park am Landratsamt, Gedenken an Rouven L., 04.06.2024; Foto: Thomas Zelinger © Thomas Zelinger

Landrat Christian Engelhardt und der Präsident des Polizeipräsidiums Südhessen, Björn Gutzeit, würdigten den ums Leben gekommenen Polizisten und seine Einsatzbereitschaft für die Gesellschaft. Im Zentrum ihrer Betrachtungen standen zudem die Werte unserer Gesellschaft.

Zugleich fiel der Blick auf die Tat und den Täter. Landrat Engelhardt sagte: „Es laufen noch die Ermittlungen. Aber vieles spricht für die Tat eines islamistischen Fanatikers. Es wird deshalb höchste Zeit, dass wir eine ehrliche Debatte über die Gefahren des radikalen Islamismus führen, des politischen Islamismus.“

Der Angreifer hat zwar hier gelebt – aber er ist absolut keiner von uns!“
Christian Engelhardt Landrat

Auch die mit den Ermittlungen betraute Bundesanwaltschaft geht bei dem tödlichen Messerangriff in Mannheim von einer „religiös motivierte Tat“ aus, die „geeignet ist, die innere Sicherheit in Deutschland“ zu gefährden, sagte eine Sprecherin auf Anfrage dieser Redaktion.

Letztlich gehe es darum, da waren sich beide Redner einig, die freiheitliche und demokratische Gesellschaft zu schützen und deren Grundordnung zu erhalten. Und der Landrat ergänzte: „Unser Miteinander lassen wir uns nicht kaputtmachen. Dazu gehört auch, dass eine solche Tat, so ungeheuerlich sie auch ist, nicht von Extremisten missbraucht wird, die auch das Ziel haben, auf politischem Weg unsere Demokratie und Freiheit und unser Zusammenleben zu beschädigen.“

Bei der Gedenkveranstaltung für den getöteten Polizisten Rouven L. sprachen der südhessische Polizeipräsident Björn Gutzeit (am Mikrofon) und Landrat Christian Engelhardt. (r,) © Thomas Zelinger

Die Gedanken der Redner und der Versammelten waren bei dem getöteten Polizeihauptkommissar, bei dessen Angehörigen, Kollegen und auch bei allen andere Opfern des Anschlags vom vergangenen Freitag auf dem Mannheimer Marktplatz.

Der 25-jährige Attentäter, geboren in Afghanistan, wohnte in Heppenheim. Landrat Engelhardt: „Der Angreifer hat zwar hier gelebt – aber er ist absolut keiner von uns! Denn wir sind eine familiäre Region, eine Region, in der Menschen aus vielen Nationen in Gemeinschaft zusammenleben – friedlich und in gegenseitigem Respekt. Dieses Miteinander zu schützen, ist Aufgabe des Staates. Und diejenigen, die das jeden Tag erfolgreich tun, sind in erster Linie unsere Polizistinnen und Polizisten: Einer von ihnen war Rouven.“

Entsprechend würdigten Engelhardt und der Polizeipräsident in ihren Reden auch den steten Einsatz der Polizeibeamten. Wie tief der Schock über den Anschlag in Mannheim in deren Reihen und in der Bevölkerung ist, wie groß die Betroffenheit ist, war bei der Gedenkkundgebung in Heppenheim zu spüren. Es war ein Zusammensein klarer, wohl gesetzter Worte, ein Miteinander als Ausdruck der Anteilnahme und ein Rahmen, der Zeit und Raum für Stille beließ.

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Bereits am Montagabend hatten sich Christian Engelhardt und Heppenheims Bürgermeister Rainer Burelbach in einem Bericht der Hessenschau zu der Messerattacke und zu dem mutmaßlichen Täter geäußert. „Wir haben seinen Schuljahrgang befragt. Er war sehr unauffällig, konnte gut Deutsch und ist nicht in Akten in Erscheinung getreten“, erläuterte Burelbach.

Der Landrat betonte, dass „die meisten Menschen, die aus dem Ausland zu uns gekommen sind, hier gerne leben und ein Teil unserer Gesellschaft sein wollen“. Diese müsse man zu Partnern machen, „um diejenigen ausgrenzen, die nicht in unsere Gesellschaft gehören. Dazu zähle ich auch Islamisten“, so Christian Engelhardt gegenüber dem hr-Fernsehen. thz/kel

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