Merchandising - Pfälzer und Rheinhesse lassen sich Begriff schützen / Regionale Anbieter wittern Böswilligkeit und Abmahnungswelle

Markenstreit ums „Dubbeglas“

Von 
Julian Eistetter
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Dubbegläser sind ein Pfälzer Original. Diese Popularität wollen zwei Unternehmer jetzt für eine eigene, geschützte Marke nutzen. © Janina Hardung/ü

Region. Man findet es auf Kappen, Badeschlappen, T-Shirts, Kerzenständern, Tassen, Anhängern, in Form von Taschenlampen, Salzstreuern, Ansteckern, ja, man findet es quasi überall: das Dubbeglas. Der Pfälzer liebstes Trinkgefäß ist ein absoluter Renner für die Vermarktung der Weinregion westlich des Rheins. So ein Renner sogar, dass sich zwei Unternehmer jetzt den Begriff „Dubbeglas“ als Wortmarke beim Deutschen Patent- und Markenamt (DPMA) in München haben schützen lassen. Der Vorstoß von Jeremy Frei (46) aus Klein-Winternheim (Rheinhessen) und Andreas Steinbach (48) aus Oberwiesen (Donnersbergkreis) hat in der Pfalz für reichlich Wirbel gesorgt, war doch zunächst unklar, worauf sich der Markenschutz genau bezieht und was er für die Nutzung von Dubbegläsern bedeutet.

Eine Recherche beim DPMA ergibt, dass mit der Wortmarke lediglich ein Begriff geschützt wird. Auf die Herstellung oder Nutzung von Dubbegläsern an sich hat die Anmeldung also keinen Einfluss. Gleichwohl dürfen Frei und Steinbach den Namen „Dubbeglas“ nun als Marke in bestimmten Warenbereichen nutzen und gleichzeitig anderen Anbietern die Nutzung untersagen, erklärt ein Sprecher. Geschützt haben sich die beiden den Begriff für den gesamten Textil- und Bekleidungsbereich sowie für Getränkedosen aus Metall und Bierkrüge. Für weitere Bereiche, sogenannte Nizzaklassen, laufen noch Anmeldeverfahren.

„Verfolgen nur einen Zweck“

Bei Betreibern von Shops mit Pfalz-Artikeln stößt die Markenanmeldung auf wenig Begeisterung. „Das ist schon sehr seltsam“, sagt Markus Hickl, Betreiber der Plattform dubbeglas.de aus Bad Dürkheim. Während es in der Pfalz viele Anbieter mit unterschiedlichen Produkten gebe, hätten Frei und Steinbach bislang überhaupt kein eigenes Produkt. „Meiner Ansicht nach verfolgen sie mit der Markenanmeldung nur einen Zweck, nämlich abzumahnen oder Lizenzen zu verkaufen“, sagt er. „Wir unterstellen da schon eine Böswilligkeit.“

Philipp May, Inhaber des Labels WNSTR, das eine große Palette an pfalzbezogenen Bekleidungsstücken im Sortiment hat, spricht von einer „Sau-Aktion“. Er werbe zwar nicht explizit mit dem Wort „Dubbeglas“ und lasse das Ganze deshalb erstmal auf sich zukommen. Dennoch will er sich mit anderen Anbietern zusammentun, „wenn die beiden versuchen, unser Geschäft anzugreifen“.

Auch Detlev Janik, Geschäftsführer von Pfalz.Marketing und Pfalz.Touristik e.V., war zunächst überrascht, als er von dem Thema erfuhr. „Ich bin schon erstmal zusammengefahren und habe mich gefragt: Was ist das denn?“, sagt er im Gespräch mit dieser Redaktion. Es habe sich dann aber recht schnell herausgestellt, dass das Dubbeglas an sich durch die Markenanmeldung nicht betroffen sei. „Das hat mich beruhigt“, sagt er. Gleichwohl sieht er es kritisch, „dass eine Marke die Popularität des Begriffs für sich nutzt und versucht, damit Geschäfte zu machen“. Janik geht davon aus, dass sich die Markeninhaber damit „nicht so viele Freunde“ machen.

„Nicht ins offene Messer laufen“

Auf Nachfrage dieser Redaktion versucht Andreas Steinbach, einer der beiden Anmelder, die Wogen zu glätten. „Es geht uns nicht darum, andere Firmen unter Druck zu setzen oder klein zu machen“, sagt der 48-Jährige. Eine Welle von Abmahnungen sei keinesfalls das Ziel der Markenanmeldung. „Pfälzer Merchandise-Artikel boomen. Wir wollen uns eine Marke aufbauen, viel Geld investieren und dabei nicht ins offene Messer laufen“, erklärt er. „Deshalb haben wir uns den Begriff schützen lassen.“

Kern der Marke sollen Textilien und Modeschmuck sowie Grillfässer, Getränkedosen oder Kühlbehälter werden. Aktuell befinde sich die Marke noch mitten im Aufbau. Entwickler, Designer und Programmierer seien derzeit mit der Produktgestaltung beschäftigt.

Ziel sei es, mit anderen Pfalz-Merchandise-Anbietern Lösungen zu finden. „Es ist kein Problem, auf den Zug aufzuspringen“, sagt Steinbach. Der „überschwemmte Markt aus aller Herren Länder“ solle jedoch eingedämmt werden. „Ich kann verstehen, dass sich die Leute auf den Schlips getreten fühlen, wenn ihnen die eigenen Versäumnisse aufgezeigt werden. Jeder hätte die Marke anmelden können.“

Redaktion Reporter Region, Teamleiter Neckar-Bergstraße und Ausbildungsredakteur

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