Bergsträßer Jazzfestival - Vier Musiker ernten für ihre Auftritte in der Fußgängerzone anstelle des pandemiebedingt abgesagten August-Festivals „Von 10 bis zehn“ viel Beifall

Marching-Band jazzt im Herzen Bensheims

Von 
Gerlinde Scharf
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Bergstraße. Coole Rhythmen und heiße Temperaturen – Gegensätze, die wunderbar miteinander harmonieren. Wer am Samstag um die Mittagszeit durch die Bensheimer Fußgängerzone flanierte, über den Regionalmarkt bummelte oder sich auf dem Marktplatz bei Worscht und Wein die Zeit vertrieb, dem wehte eine ungeahnt frische Brise New-Orleans-Jazz um die Ohren.

Die „Dixie Heroes“, vier fesche Typen aus der Region, heizten den Zuhörern gleichzeitig mit jeder Menge Blech und ganz viel Swing und Dixieland, mit Evergreens und Ohrwürmern aus den zwanziger und dreißiger Jahren kräftig ein. Klaus Gaa (Trompete), Florian Hofmann (Banjo), Bernd Fischer (Waschbrett) und Charly Zerfass (Sousafon) zelebrierten den typischen Sound von Duke Ellington, Chris Barber und Jack Palmer erfrischend unkonventionell, „handgemacht und ohne Elektronik und Verstärker.“

Endlich wieder Publikum

Die „Bourbon Street Parade“ durfte im Repertoire der Marching-Band ebenso wenig fehlen wie der unverwüstliche „Basin Street Blue“, die „Isle of Capri“, „Bei mir Du scheen“ von den Andrew Sisters, „Creole Love Call“, „Hello Dolly“, die sommerliche Erkennungsmelodie „Ice Cream“ und auch ein bisschen Rock ‘n’ Roll und die alterslose „Lilli Marlen.“

Endlich wieder Publikum, und nach einer langen Durststrecke endlich wieder Live-Musik. So haben vermutlich nicht nur die Musiker, sondern auch die Zuhörer gedacht, die eifrig Applaus spendeten. Definitiv als jüngster Fan outete sich der erst zwei Jahre alte Aaron, der gar nicht genug vom Zuhören bekommen konnte und sich erst mit sanfter Gewalt durch den Opa zum Weitergehen überreden ließ.

Mit Jazz-Häppchen verwöhnt

Die Macher des Bergsträßer Jazzfestivals – und damit des traditionellen August-Highlights „Jazz von 10 bis Zehn“ – hatten ein wirklich gutes Händchen, als sie nach der notwendig gewordenen, zweiten coronabedingten Absage der Freiluftveranstaltung in Dauerschleife auf die Suche nach einer Alternative gingen und schnell fündig wurden. Statt zwölf Stunden Jazz mit lokalen sowie überregional bekannten Bands – und entsprechend starker Publikumsresonanz – wollte man die Menschen vor Ort mit ein paar Jazz-Häppchen, serviert von einer gut aufgelegten, erfahrenen Truppe entschädigen. Und der Plan ging auf. Die „Dixie Heroes“ machten gleich an mehreren Station in der Stadt Halt und verwöhnten Jung und Alt gleichermaßen mit Ständchen und populären Melodien bekannter Jazz-Größen.

Vor ihrem etwa vierstündigen „Walk“ durch die Bensheimer Fußgängerzone hatten sich die „Heroes“ gemeinsam mit den Sponsoren des Jazzfestivals – Manfred Vögtlin (Sparkasse Bensheim), Carsten Hoffmann (GGEW), Michael Roth (Bergsträßer Anzeiger), Bürgermeisterin Christine Klein und dem Macher und Ideengeber Professor Bruno Weis – zunächst einmal zu einer kurzen Generalprobe mit Fototermin auf der Bühne des Parktheaters versammelt.

Seit seiner Premiere anlässlich des 175. Geburtstages des Bergsträßer Anzeigers hat das Bergsträßer Jazzfestival mächtig an Fahrt aufgenommen und ist zu einem Markenzeichen – Professor Bruno Weis sprach in einem früheren Interview gar von einem Leuchtturm – für die ganze Region geworden. Der Gründer und Chef der Original Blütenweg Jazzer agiert von Anbeginn an künstlerischer Leiter der Reihe, die ohne das Engagement von Unterstützern nicht möglich wäre.

Zuversichtlicher Ausblick

„Wir alle sind dankbar und unglaublich glücklich, dass wir wieder Musik machen und Menschen damit erfreuen können“, so Weis, der allen Unwägbarkeiten durch die Pandemie zum Trotz viele Pläne hat. Für das Gospel-Konzert im Rahmen des Jazzfestivals, das traditionsgemäß am zweiten Weihnachtsfeiertag stattfindet und immer ausverkauft ist, gibt es bereits ein Engagement. Die Blütenweg Jazzer selbst sind zuversichtlich, im Herbst auf Donau-Kreuzfahrt gehen und wie üblich beim Weihnachts-Spezial im Mobile-Theater ihre große Fangemeinde begeistern zu können.

Besonders erfreut und stolz sind die Jazzer von der Bergstraße, dass sie von der Hessischen Landesregierung zum 75. Jubiläum eingeladen wurden, vor Bewohnern in Altenheimen zu spielen. Den Auftakt machte das Caritas-Altenheim St. Elisabeth in Bensheim. Geplant ist des Weiteren eine Benefizveranstaltung zugunsten der von der Hochwasser-Katastrophe betroffenen Winzer an der Ahr.

Freie Autorin Seit vielen Jahren "im Geschäft", zunächst als Redakteurin beim "Darmstädter Echo", dann als freie Mitarbeiterin beim Bergsträßer Anzeiger und Südhessen Morgen. Spezialgebiet: Gerichtsreportagen; ansonsten alles was in einer Lokalredaktion anfällt: Vereine, kulturelle Veranstaltungen, Porträts. Mich interessieren Menschen und wie sie "ticken", woher sie kommen, was sie erreiche haben - oder auch nicht-, wohin sie wollen, ihre Vorlieben, Erfolge, Misserfolge, Wünschte etc.

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