BA Natürlich - Bergsträßer Tierwelt vor der Eiszeit / Vortrag und Exkursion am Naturschutzzentrum

Mammut und Steppenbison auf der Spur

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Bergstraße. Wer an ein Mammut denkt, assoziiert längst zurückliegende Zeiten und ferne Orte. Schließlich lebt sein Nachfahr, der Elefant, auf dem asiatischen oder afrikanischen Kontinent. Doch: Wie der Löwe, das Nashorn und die Hyänen war auch er in Europa vor rund 20 000 Jahren beheimatet und offensichtlich auch in Region Bergstraße gut vertreten.

Der Lorscher Herbert Hartnagel ist Sammler von Skelett- und Knochenstücken und profunder Kenner. Seit seiner Jugendzeit beschäftigt er sich mit der Paläontologie. Zusammen mit Gerhard Eppler lud er im Rahmen der Reihe BA-Natürlich in Kooperation mit dem Bergsträßer Anzeiger zu einer Tour in die Voreiszeit ein. Knapp 30 Besucher aus drei Generationen folgten ihm im Naturschutzzentrum und im benachbarten Kieswerk auf Schritt und Tritt in längst vergangene Zeiten.

Einmal mehr erwies sich die Nische an der Erlache als ein Eldorado für Kinder, das ihnen Bewegungsfreiheiten einräumt. Spätestens als der Nachwuchs am Samstag - in Absprache mit dem Unternehmer und in Begleitung der Referenten, Eltern und Großeltern - in sommerlicher Hitze den aufgetürmten Berg an Steinen im Kieswerk erstürmten, fingen sie Feuer an der "Paläontologie".

Mit wachem Blick durchkämmten sie die Oberfläche und stießen auf Funde von Knochen, die über 10 000 Jahre zählen dürften. Die Großmutter behütete sorgsam die Sammlung ihres Enkels, der immer wieder neue Stücke vorbeibrachte. "Wahrscheinlich kann er zu Hause einen Mammut zusammensetzen", kommentierte sie scherzend den Eifer des Nachwuchses.

"Man muss einen Blick für die Knochen im Berg der Steine entwickeln", meinte eine Mutter, die noch nicht ahnte, dass sie ein außergewöhnliches Exemplar in den Händen hielt. Experte Herbert Hartnagel war ziemlich sicher, dass die Fossilien von einem Wildtier stammen. Er tippt auf den Oberarmknochen eines voreiszeitlichen Löwen.

Kinder suchen Knochenstücke

Der Kiesberg erwies sich als eine Schatztruhe mit Relikten einer längst vergangenen Zeit. Das kommt nicht von ungefähr. Wie Herbert Hartnagel eingangs in seinem zweistündigen Vortrag erklärte, schlummert in den tieferen Schichten unterhalb des Grundwassers der voreiszeitliche "Reichtum". Die Saugbagger, der bis auf maximal 30 Meter in der Tiefe schürft, fördern ihn samt den Steinen zutage. Das Material wird vor Ort sortiert: auf der einen Seite das verwertbare Material, auf der anderen Seite der wirtschaftlich unbrauchbare grobe Kiesel mit fossilen Resten, der wieder ins Wasser zurückgekippt werde.

Eingangs zeichneten Hartnagel und Eppler den großen und kleinen Besuchern ein Bild von den Tieren und ihren Lebensbedingungen in der Voreiszeit. Die beiden Referenten überraschten mit Skelett-Teilen von Tierarten, die man heute nicht mehr vorfindet. moni

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