Serviceclub - Helmut Sachwitz für ein Jahr Präsident

Lions hilft helfen: Motto ist Programm

Von 
Karl-Heinz Schlitt
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Helmut Sachwitz (links) ist seit Juli neuer Präsident des Lions Clubs Bergstraße-Bensheim. Rechts Amtsvorgänger Thomas Schmitt.

© Neu

Bensheim/Bergstraße. Der Wechsel im Präsidentenamt erfolgte fliegend - so, wie es beim Lions-Club Bergstraße-Bensheim üblich ist. Seit Juli steht Helmut Sachwitz als Nachfolger von Thomas Schmitt an der Spitze. Drei von langer Hand geplante Großeinsätze hat der neue Präsident mit tatkräftiger Unterstützung der rund 40 Clubmitglieder schon hinter sich.

Spenden für einen guten Zweck

Beim Bergsträßer Jazzfestival kam über den Getränkeausschank eine erkleckliche Summe als Gewinn in die Fördervereinskasse und beim Benefiz-Golfturnier am zweiten Winzerfestwochenende noch einmal ein ähnlicher Betrag obendrauf: Grundstock für eine 16 000-Euro-Spende, die der Tafel Bensheim bei der Anschaffung eines neuen Lebensmitteltransporters geholfen hat.

Die Tafel, genauer: der Nachwuchs ihrer Kunden, darf sich auf weitere Unterstützung freuen. Unterm Weihnachtsbaum erfüllen sich dank Lions wieder viele Kinderwünsche, für die sonst das Geld gefehlt hätte.

Lions hilft helfen: Um das Motto mit Leben zu erfüllen, packen die Clubmitglieder mehrmals im Jahr eigenhändig an - so auch beim Bensheimer Weihnachtsmarkt. Dass die von Lions bewirtschaftete Bude am Bürgerwehrbrunnen Treffpunkt vieler Stammgäste ist, hat auch mit dem Sortiment zu tun. Wie jedes Jahr wird im Vorfeld im Atelier des Bensheimer Malers Siegfried Speckhardt unter dessen fachkundiger Anleitung gebastelt. Schnell ausverkauft sind jedes Jahr auch die selbst eingeweckte Marmelade, die nach Hausrezepten gebackenen Weihnachtsplätzchen sowie das frische Grün und die Mistelzweige für die adventliche Dekoration.

Durch Aktivitäten wie diese, Mitgliedsbeiträge und Spenden kommen im Jahresverlauf zwischen 30 000 und 40 000 Euro zusammen, mit denen eigene und fremde Projekte gefördert werden. Fast schon ein Klassiker für die Abiturienten der Bensheimer Gymnasien ist das Stipendium "Globalisierte Arbeitswelt". Finanziell und persönlich engagiert ist der Club aber auch an Förderschulen oder für die Zwingenberger "Sonnenkinder". Die Elterninitiative Handicap e. V. profitiert von einer Organisations- und Projektberatung, für die Lions Mittel bereitstellt.

Kooperationen gibt es auch mit der Kirchbergschule, die so Kinder mit Konzentrationsschwierigkeiten zum heiltherapeutischen Reiten schicken kann, und mit der Geschwister-Scholl-Schule. Dort erhalten Schüler, die Deutsch als Zweitsprache lernen, einen mit Schulmaterial gefüllten Starter-Rucksack, der zu zwei Dritteln von Lions bezahlt wird.

Präsident setzt den Schwerpunkt

Neben ihrem sozialen Engagement treffen sich die Clubmitglieder alle zwei Wochen zu Vorträgen, Exkursionen und geselligen Anlässen. Den thematischen Schwerpunkt, der sich als roter Faden durchs Jahresprogramm zieht, setzt der jeweilige Präsident - in der Regel vor dem Hintergrund seiner beruflichen oder persönlichen Interessen.

Helmut Sachwitz hat sich vorgenommen, anhand unterschiedlichster Beispiele vor Augen zu führen, wie Architektur in die Lebenswirklichkeit der Menschen eingreift, wie Gemeinschaften funktionieren und was sie zusammenhält.

Den Anfang machte ein Ausflug in Gottes freie Natur. Bei einem Gang durch den Niederwald zwischen Bensheim und Zwingenberg ging es um das komplexe Zusammenspiel von Pflanzengemeinschaften. Das Interesse dafür ist dem passionierten Jäger Helmut Sachwitz in die Wiege gelegt. Der Erste Stadtrat stammt aus einer Gärtnerfamilie. Die Bepflanzung der Grünanlagen und Kreiselflächen wirft für ihn Fragen auf, die sich aufs menschliche Zusammenleben übertragen lassen: Wer kann mit wem? Davon hängt für Sachwitz ab, ob ein Plan in Erfüllung geht oder scheitert.

Als Musterbeispiel nennt er die Veränderungen, die in Frankfurt rund um den Römer unübersehbar sind - vom Neubau des Historischen Museums bis zur neuen Altstadt mit ihren 15 Nach- und 20 Neubauten. Es handelt sich um einen der größten, gleichzeitig aber auch den umstrittensten städtebaulichen Eingriff in der Mainmetropole.

Was Bensheim von Frankfurt lernen kann

Bevor der Erste Stadtrat Helmut Sachwitz als hauptamtlicher Dezernent für Bauen, Stadtentwicklung und Demografiefragen sein Büro im Bensheimer Rathaus bezog, war er von 1990 bis 2007 im Hochbauamt der Stadt Frankfurt beschäftigt. Zuletzt leitete er eine der vier Abteilungen. Mit den Bergsträßer Lions kehrt der studierte Architekt als neuer Club-Präsident gleich zweimal an diese beruflichen Wurzeln zurück.

Der Wandel am Römerberg ist für Sachwitz ein Musterbeispiel dafür, was "Handlungswille und die Bereitschaft zur Veränderung" bewirken können. Im speziellen Fall ist es eine Altstadt, die nach radikalen Eingriffen in der Nachkriegszeit nicht kleinteilig eins zu eins rekonstruiert, sondern - an historischen Bezügen orientiert - neu gebaut wird. "Das kann man gut oder schlecht finden", weiß Sachwitz auch aus Bensheimer Erfahrung. Am Ende komme es aber auf mutige Entscheidungen an - und die mehrheitliche Akzeptanz dafür in der Bevölkerung.

Ein weiterer Aspekt, der für die Zukunft eine große Rolle spielen wird, steht ebenfalls im Jahresprogramm des Lions-Präsidenten - unter dem Stichwort E-Mobilität und autonomes Fahren. sl

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