Bergstraße. Es war kein gewöhnlicher Wechsel, der am Donnerstagabend an der Spitze der Europa-Union Bergstraße vollzogen wurde. Vielmehr ist, das lässt sich an dieser Stelle wohl sagen, eine Ära zu Ende gegangen. Wolfgang Freudenberger, 1975 in die Europa-Union eingetreten, fünf Jahre später zu deren Vorsitzendem gewählt, hat nunmehr das Spitzenamt abgegeben. Ein Generationenwechsel: Auf Freudenberger, der künftig als Beisitzer im Vorstand mitarbeitet, folgt der 27 Jahre alte Steven Schwarz (Mörlenbach). Er war bereits zuvor mehrere Jahre Mitglied des Kreisvorstandes.
Mit Freudenberger geht ein Mann, der die Europa-Union über die Jahrzehnte hinweg deutlich mitgeprägt hat und der immer einer ihrer Motoren war. Die Weichen für die Veränderung an der Spitze wurden frühzeitig gestellt, der Wechsel sorgsam vorbereitet. Entsprechend geräuschlos und ohne Gegenstimmen wurde dieser nun bei der Mitgliederversammlung im Bensheimer Hotel Felix vollzogen.
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Gleiches gilt für weitere Veränderungen im Spitzengremium. Neben Schwarz gehören diesem als stellvertretende Vorsitzende Jürgen Kaltwasser und Frank Sürmann an. Neuer Schatzmeister ist Ole Wilkening, er übernahm die Aufgabe von Roland von Hunnius, Schriftführer ist Thiemo Fojkar. Als Beisitzer arbeiten im erweiterten Vorstand neben Freudenberger, Bernt Gebauer, Richard Schader, Timon Seibel und Berthold Mäurer mit. Delegierte für die Landesversammlung sind Steven Schwarz und Timon Seibel. Zu Kassenprüfern wurden die Bürgermeister Christian Schönung und Holger Schmitt gewählt.
Angesichts der globalen Krisen, neuer Allianzen und ungelöster Herausforderungen – wie der unzureichenden Klimapolitik, dem Ausstehen einer Lösung in der Asyl- und Migrationspolitik und der als Notlösung eingeführten Binnengrenzkontrollen in der EU – rief der scheidende Vorsitzende Wolfgang Freudenberger in seiner Begrüßungsrede dazu auf, bei der bevorstehenden Europawahl im Jahr 2024 Zuversicht zu verbreiten und den Menschen klar zu machen, dass die Europäische Union heute wichtiger denn je ist, um diese Probleme zu lösen und ein Gegengewicht zu den USA, Russland und China zu schaffen.
Die Europäische Union solle aus den Europawahlen mit stabilen Machtverhältnissen hervorgehen. Hierzu müssen die Parteien die Wähler überzeugen und alle Bildungsträger daran mitwirken, gerade die Wahlbeteiligung jüngerer Menschen ab 16 Jahren zu erhöhen. Denn „die EU ist das Beste, was uns passieren konnte“, unterstrich Freudenberger seine Ausführungen.
Ehrungen verdienter Mitglieder
Geehrt wurden auf der Mitgliederversammlung der frühere Landtagsabgeordnete Roland von Hunnius (FDP), der dem Kreisvorstand zehn Jahre als Schatzmeister angehörte und der für den neuen Kreisvorstand nicht mehr kandidierte, der frühere Bürgermeister der Gemeinde Lautertal, Jürgen Kaltwasser (SPD), der dem Kreisvorstand ebenfalls seit vielen Jahren angehört und der frühere Bensheimer Kulturamtschef Berthold Mäurer.
Für sein jahrzehntelanges Engagement wurde von Hunnius, der bereits 1962 den Jungen Europäischen Föderalisten – der Jugendorganisation der Europa-Union – beitrat und sich kontinuierlich auf Kreis- und Landesebene in Ämtern für die Europa-Union engagierte, mit der Europa-Union-Medaille in Anerkennung für herausragende Verdienste geehrt. Kaltwasser wurde in Anerkennung seines jahrelangen Engagements in der Europa-Union eine Nadel in Silber verliehen. In ihren Dankesreden blickten Kaltwasser, Mäurer und von Hunnius auf ihre Motivation und die Errungenschaften der europäischen Integration – wie der Abschaffung von Grenzkontrollen – zurück.
Würdigung Freudenberges
Auf diesen Ausführungen aufbauend bekräftigte der neue Vorsitzende Schwarz die Notwendigkeit, die Wichtigkeit der Errungenschaften der europäischen Integration gerade für jüngere Menschen begreifbar zu machen und für deren Erhalt zu kämpfen. Bei der Verabschiedung Freudenbergers würdigte Schwarz dessen vorbildliches, jahrzehntelanges ehrenamtliches Engagement. Freudenberger habe es auf einzigartige Weise geschafft, die Europa-Union Bergstraße als Partner regionaler Bildungseinrichtungen zu etablieren. Unter ihm habe die Europa-Union Bergstraße über ihre Rolle als proeuropäisches Netzwerk hinaus Europa vor allem jüngeren Menschen nähergebracht, womit sich der Bergsträßer Kreisverband der Europa-Union deutlich von anderen Kreisverbänden der Europa-Union abhebe, so Schwarz.
Höhepunkt des Abends bildete die Rede des Europaparlamentsabgeordneten Michael Gahler (CDU/EVP), der im Europäischen Parlament die Position des Berichterstatters zur Ukraine innehat und als außenpolitischer Sprecher seiner Fraktion der Christdemokraten fungiert.
Gahler knüpfte an Freudenbergers Rede an, die Europäische Union müsse angesichts der Krisen und eines unsicheren Ausgangs der Präsidentschaftswahlen in den USA 2024 enger zusammenstehen und ihre verteidigungspolitische Zusammenarbeit stärker ausbauen.
Mit Blick auf Russland mahnte er an, die Bedrohung durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine nicht zu unterschätzen. Zur Situation in Gaza bekräftigte er die Solidarität des Europäischen Parlaments mit Israel und die Notwendigkeit einer Bekämpfung der Terrorgruppe Hamas. Die Position des Europäischen Parlaments ausführend unterstrich er jedoch auch die Notwendigkeit der Einhaltung des humanitären Völkerrechts durch die israelischen Streitkräfte und die Hoffnung auf eine Einhaltung der Waffenruhe. thz/red
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