Bergstraße. Bildung bedeutet gesellschaftliche Teilhabe, trägt zur Persönlichkeitsentfaltung bei, führt zur Chancengleichheit und ist auch noch ein entscheidender Standortfaktor – sprich, gute Bildungschancen ziehen wiederum gebildete Menschen an. Zusammengefasst wirbt Landrat Christian Engelhardt mit diesem Plädoyer für das Förderprogramm, das bis Ende 2027 lebenslanges Lernen im Kreis für möglichst viele Menschen einfach zugänglich machen möchte. Das Ziel ist: „Wenn man an einen Kreis denkt, der viel für Bildung macht, dann soll man direkt an den Kreis Bergstraße denken“, so der Landrat.
Mit der Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds wird der Kreis von Januar 2024 bis Dezember 2027 mit 400.000 Euro unterstützt. Das sind 40 Prozent der Gesamtsumme in Höhe von einer Million Euro, die insgesamt für das Projekt veranschlagt sind. Die restlichen 600.000 Euro finanziert der Kreis – teilweise über bereits bestehende Ressourcen wie der Einsatz der Stabstelle Bildungskoordination des Kreises.
Im Rahmen des Förderprogramms kooperiert der Kreis mit der Regionalen Entwicklungsagentur für kommunales Bildungsmanagement Hessen (REAB). Dafür wurde im Landratsamt am Donnerstag eine entsprechende Vereinbarung unterzeichnet.
Zunächst sollen Daten gesammelt und ausgewertet werden
Bis der Bürger allerdings von dem Förderprogramm direkt etwas bemerkt, wird noch etwas Zeit vergehen. Zunächst möchten die Projektverantwortlichen herausfinden, wo aktuell Bedarf besteht. Welche Wünsche haben die Bürger wenn es um das Thema lebenslages Lernen geht?
Dafür startet auf der Webseite des Kreises ab sofort eine Bildungsumfrage, in der zum einen speziell Schüler und zum anderen alle anderen Bewohner des Kreises Fragen zu den Bildungsangeboten beantworten können. Hier wird zum Beispiel abgefragt, welche Bildungsangebote, aber auch welche Schulfächer sich der Teilnehmer wünscht. Es geht aber auch darum, wie das bestehende Angebot wahrgenommen wird. An die Umfrage ist übrigens auch ein Gewinnspiel gekoppelt. Unter den Teilnehmern wird als Hauptpreis ein Flug in einem Segelflugzeug verlost.
Aber nicht nur die Umfrage zählt. In zwei Zukunftswerkstätten werden sich in den kommenden Monaten auch Leitungskräfte und Fachleute aus dem Bildungsbereich austauschen. In der ersten Runde liegt der Schwerpunkt beim Thema Bildung im Jugend– und Erwachsenenalter. In der zweiten Zukunftswerkstatt geht es vor allem um die Lebensphase 0 bis 10 Jahre. Das Ziel ist es, die Rahmenbedingungen für lebenslanges Lernen zu diskutieren. Denn deutlich wird bei der Vorstellung des Projekts, dass sich alle Beteiligten einig sind, dass Lernen mehr ist als Schule. Im nächsten Schritt wird es zwischen März und Juni 2025 vier regionale Bildungskonferenzen geben, bei denen dann Bürger und Bildungseinrichtungen persönlich gefragt sind. Die Konferenzen werden über den ganzen Kreis verteilt – Bergstraße, Ried, Weschnitzal und Odenwald. Die Termine und Veranstaltungsorte werden auf der Webseite des Kreises bekanntgegeben. Hier ist auch eine Online-Anmeldung möglich.
Vernetzung der Akteure und eine Onlineplattform sind die Ziele
Zunächst soll mit diesen Maßnahmen eine Bildungsstrategie erarbeitet werden, nach der die entsprechenden konkreten Maßnahmen im Anschluss ausgerichtet werden. Dafür wird ein sogenanntes datenbasiertes kommunales Bildungsmanagement aufgebaut. Wenn man wirklich weiß, was die Bürger brauchen, können Wege gesucht werden, wie das Angebot angepasst werden kann, so die Argumentation. Kompetenzteams bekommen dann die Aufgabe, das in der Praxis umzusetzen.
Zum anderen soll die Bildungslandschaft sowohl analog als auch digital vernetzt werden. Es gibt bereits viele Angebote im Kreis, doch die Frage ist, wie kommen die Angebote so niederschwellig wie möglich zu den Bürgern. Dafür soll eine digitale Plattform – ein Bildungsportal – geschaffen werden, die genau diese einfache Übersicht schaffen soll. Weiterhin sollen die Akteure miteinander in Verbindung gebracht werden, um das Angebot optimal abzustimmen. Es sollen sowohl kommunale und/oder kreiseigene Einrichtungen wie Volks- und Musikschulen angesprochen werden als auch freie Anbieter auf dem Markt.
Im Förderprogramm „Bildungskommune“ sind auch thematische Schwerpunkte möglich. Der Kreis Bergstraße entschied sich für die zwei Schwerpunkte Demokratiebildung/politische Bildung und Bildung für nachhaltige Entwicklung.
Die Stabstelle Bildungskoordination hat bereits Erfahrung darin, Bildungsangebote zu bündeln und untereinander zu vernetzen. Wie Darja Janus in dem Gespräch im Rahmen der Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung erklärt, gebe es die Stelle bereits seit 2017. Zunächst lag der Fokus in ihrer Arbeit bei Neuzugewanderten – bis 2021 ebenfalls vom Bund gefördert und bereits in Kooperation mit REAB umgesetzt. Man hat also schon Erfahrung in der Zusammenarbeit, wie es heißt.
Eva Schäfer von REAB betont, dass sie die Arbeit der Mitarbeiter des Kreises immer als sehr engagiert wahrgenommen hat und sie auch bestens in der Umgebung vernetzt seien. Das sei natürlich eine gute Voraussetzung für das neue Förderprogramm. „Wir bieten im Kreis schon vieles an: Als Schulträger investieren wir Rekordsummen in die Schulen, wir haben die offenen Schülerlabore „digi space“, ein MINT-Zentrum, ein Ersamus-Programm und vieles mehr. Wir wollen ein Zeichen setzen in Sachen Bildung“, so Christian Engelhardt. Und mit dem Programm „Bildungskommune“ liegt jetzt der Fokus auf allen Bürgern, die lebenslang lernen möchten.
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