Bildung

Kreis Bergstraße will "Silicon Valley der Schullandschaft" werden

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Sina Roth
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Der Kreis Bergstraße will in den nächten vier Jahren 31 Millionen Euro in die IT-Ausstattung der Schulen investieren. © dpa

Bergstraße. Die Umsetzung des neuen Medienentwicklungsplanes, den der Kreis Bergstraße auflegen will, soll den Steuerzahler 31 Millionen Euro kosten – die große Investition sei es jedoch wert, wie Landrat Christian Engelhardt in dieser Woche bei der Vorstellung des Konzepts im Rahmen einer Pressekonferenz im Landratsamt betonte. „Digitale Schule ist mir schon lange ein echtes Anliegen“, argumentierte er und verwies dabei auf die seit 2003 existierenden Entwicklungspläne, konkret auf das entsprechende Werk für die Jahre 2016 bis 2020, in dem rund 11 Millionen Euro veranschlagt waren.

Schwerpunkt setzen

Dass der neue Medienentwicklungsplan für die Jahre 2022 bis 2026 nun knapp das Dreifache kosten soll, begründete Engelhardt damit, dass er in der Kreispolitik einen finanziellen Schwerpunkt in den Bereichen Digitalisierung und Schule setzen möchte, „um die Weichen für die Schule von morgen zu stellen“, so der Landrat. Im Dezember soll darüber im Kreistag beraten und ein Beschluss gefasst werden.

Von den rund 31 Millionen Euro finanziert der Schulträger knapp 16 Millionen und damit den Teil der Summe, der nicht durch Fördergeld des Landes aufgefangen werden kann. „Unser Ziel ist es, das ,Silicon Valley’ der hessischen Schullandschaft zu werden“, gibt der Landrat ein ehrgeiziges Ziel aus. Die technische Ausstattung der Schulen sei dem Kreis als Schulträger zwar auch schon vor der Coronavirus-Pandemie besonders wichtig gewesen, die Krise habe die Bedeutung jedoch noch verstärkt.

In Kooperation mit Vertretern aller Schulformen, Schülern und Lehrern sowie weiteren Fachleuten habe der Kreis mithilfe einer professionellen Beratungsagentur den Medienentwicklungsplan aufgestellt. Dabei seien strategische Kernpunkte herausgearbeitet worden. Vier Projektphasen habe es von Februar bis Oktober dieses Jahres gegeben. Los ging es mit einer Bestandsaufnahme. Im zweiten Schritt stand im Fokus, was in der Praxis an den Schulen gebraucht wird. Nachdem ein Konzept entwickelt war, ging es ab Oktober in die Abstimmung und Vorstellung in den Gremien, ebenso wie um die Konkretisierung. Die Gesamtstrategie sieht vor, dass die LAN-, WLAN- und Glasfaser-Infrastrukturen ausgebaut werden. Zudem sollen Ausstattungsstandards für Präsentationsmedien und Software weiterentwickelt sowie Schüler und Lehrer mit mobilen Endgeräten ausgestattet werden. Zusätzlich sollen Standards, qualitätssichernde Maßnahmen und der IT-Support weiterentwickelt werden. Im „Klassenraum der Zukunft“ sollen standardmäßig vier Datendoppeldosen für die LAN-Verbindung vorhanden sein. Außerdem soll es einen sogenannten Access-Point geben. Letzterer erlaubt es anderen Geräten, sich per WLAN oder LAN in ein Netzwerk einzuloggen und etwa auf das Internet zuzugreifen. Auch der Glasfaser-Ausbau soll forciert werden. Als Präsentationstechnik soll es in den Klassenräumen interaktive Whiteboards mit Tafelflügel oder Beamer geben, ebenso eine Dokumentenkamera als Ersatz für die Projektoren von gestern. Sie macht kleine Objekte oder Dokumente durch Projektion einem größeren Publikum sichtbar. Außerdem nicht fehlen soll eine Halterung für Tablets. PC-Räume sollen erhalten bleiben, Tablets und Laptops angeschafft werden, ebenso wie Aufbewahrungsmöglichkeiten und Zubehör. Die Endgeräte müssten außerdem auf die Bedürfnisse in den Klassenstufen angepasst werden – das habe sich im Austausch mit den Vertretern aus dem schulischen Bereich gezeigt. Daher sei geplant, an die Grundschulen mehr Tablets auszugeben als beispielsweise an weiterführende Schulen. Hintergrund sei der, dass in den unteren Klassenstufen viel mit den Fingern bearbeitet werde, während im weiteren Verlauf der Schullaufbahn Text immer wichtiger und daher beispielsweise auch eine Tastatur benötigt werde.

Individuell und fachspezifisch

Neben der Basisinfrastruktur und der einheitlichen Grundausstattung sollen künftig auch individuelle Anpassungen möglich sein. Beispielsweise könnten durch die Technik Kinder beim Vokabellernen entsprechend ihres Lernstandes unterstützt werden – entsprechend der Wörter, die das Kind richtig oder falsch übersetzt hat. Außerdem soll der Einsatz fachspezifische Software möglich sein, ebenso wie spezielle Ausstattung für Arbeitsgemeinschaften, beispielsweise in der Robotik. Damit die Technik gewinnbringend eingesetzt werden kann, sollen die Schulen eine Einführung und Schul-Personal Weiterbildungsmöglichkeiten in bestimmten Bereichen erhalten.

Probleme schnell beheben

Damit der Unterricht durch technische Probleme nicht behindert werde, soll der IT-Support künftig Probleme sehr viel schneller lösen können. Hierfür gibt es einen Vorschlag für den Prozess bei Störungsmeldungen: Je nach Problem sind das User-Help-Desk, die Schulen selbst, externe Hersteller und Dienstleister sowie andere Akteure integriert, wie beispielsweise auch die Schulhausmeister.

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