Kommunalpolitik

Koalition sieht Wahl Beckenbachs als sicher an

Abtsteinacher Bürgermeisterin soll am Montag im Kreistag zur Ersten Kreisbeigeordneten gewählt werden

Von 
Stefan Jünger
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Wenn bei der Wahl am Montag in der Kreistagssitzung alles glatt läuft, wird Angelika Beckenbach vom Chefsessel im Abtsteinacher Rathaus ins Landratsamt umziehen und dort das Amt der Ersten Kreisbeigeordneten übernehmen. © Fritz Kopetzky

Bergstraße. Von der Bergstraße nach Wiesbaden – diesen Karrieresprung hat die ehemalige Erste Kreisbeigeordnete Diana Stolz zu Jahresbeginn geschafft, als Ministerpräsident Boris Rhein nach dem Sieg seiner CDU bei der Landtagswahl mit dem neuen Koalitionspartner SPD ein neues Kabinett aufstellte. Stolz bekam das Ministerium für Familie, Senioren, Sport, Gesundheit und Pflege zugesprochen.

Dadurch wurde ihr Amt im Kreis Bergstraße frei – was der Abtsteinacher Bürgermeisterin Angelika Beckenbach nun ebenfalls einen Karrieresprung ermöglicht, denn sie wurde von der Bergsträßer CDU vor vier Wochen für diese Aufgabe vorgeschlagen. Bei der Kreistagssitzung am kommenden Montag, 24. Juni, steht die Wahl nun auf der Tagesordnung.

Ein Gegenkandidat aus den eigenen Reihen

Volker Oehlenschläger geht fest davon aus, dass sie gewählt wird. Der stellvertretende Vorsitzende der CDU-Kreistagsfraktion ist davon überzeugt, dass seine Fraktion geschlossen für Angelika Beckenbach stimmen wird. „Bei uns wird ein Fraktionsmitglied krankheitsbedingt fehlen, ansonsten werden alle Kreistagsabgeordneten von uns kommen“, erklärt der Fürther Bürgermeister, der seinerseits den Johannismarkt in seiner Gemeinde an diesem Tag entsprechend früher ausklingen lassen wird.

Angesichts von Gerüchten über einen Gegenkandidaten aus den eigenen Reihen erläutert er, dass die CDU einen Findungsprozess durchgeführt habe, um einen geeigneten Kandidaten zu finden. „Das ist ja der Sinn einer Wahl, dass es verschiedene Möglichkeiten und nicht nur eine Person gibt. Dieser demokratische Prozess von Fraktion und Vorstand hat schließlich mit der Nominierung von Angelika Beckenbach geendet - als ein ganz normaler Vorgang“, unterstreicht Oehlenschläger.

Unterstützung bekommt der Vorschlag der CDU vom Koalitionspartner, den Grünen, wie Kreissprecher Matthias Schimpf gegenüber unserer Redaktion erklärt. Schimpf wird als hauptamtlicher Beigeordneter künftig mit Beckenbach eng zusammenarbeiten, „Es ist klar, dass eine Koalition immer auch ein Personalpaket beinhaltet, und da die CDU hier das Vorschlagsrecht hat, werden wir die Kandidatin auch mitwählen“, macht Schimpf deutlich.

Der Grünen-Fraktion sei es dennoch wichtig gewesen, Beckenbach vor der Wahl kennenzulernen. „Sie hat sich bei uns in einer Videokonferenz vorgestellt. Das Gespräch war gut und wir haben danach noch beraten, wobei es keinerlei Kritik gab. Deshalb werden wir geschlossen für sie stimmen“, unterstreicht der Kreissprecher.

„Wir werden über 38 Stimmen verfügen“

Es wird zwar ein Fraktionsmitglied seiner Partei urlaubsbedingt fehlen, aber „wir werden über 38 Stimmen verfügen“, kündigt er an und zeigt sich davon überzeugt, dass die Wahl am Montag mit dieser Mehrheit „dann auch durchgehen wird“. Insgesamt hat der Kreistag 71 Sitze.

„Sie ist authentisch und sympathisch rübergekommen, und ich traue ihr diese Aufgabe fachlich gesehen auch zu“, berichtete Karin Hartmann, langjährige Landtagsabgeordnete und Mitglied der Kreistagsfraktion der SPD, von der Vorstellung Beckenbachs bei den Bergsträßer Genossen. Dennoch habe sich ihre Fraktion noch nicht endgültig festgelegt. Das hänge auch damit zusammen, dass Beckenbach zunächst erklärt habe, dass sie unabhängig bleiben, nun aber doch in die CDU eintreten wolle, was Hartmann nicht so positiv bewerte. Sie blickt nun gespannt der Wahl am Montag entgegen.

Skeptisch steht indes der Vorsitzende der Bergsträßer FDP, Christopher Hörst, der Wahl Beckenbachs gegenüber. „Sie hat sich am Mittwoch in unserer Fraktion vorgestellt und wir haben eingehend über ihre Vorhaben gesprochen. Wir haben aber auch gesagt, was wir gerne hätten und wo wir für sie Fallstricke sehen. Ohne der Abstimmung am Montag vorgreifen zu wollen, fehlt uns die Basis dafür, dass wir sie in dieser Position sehen“, führt er aus und nennt als Anlass für diese Einschätzung „vielschichtige Gründe“.

FDP ist trotz der Mehrheitsverhältnisse skeptisch

Und Hörst sieht ihre Wahl trotz der Mehrheit der Kreiskoalition nicht als sicher an. „Auch Diana Stolz hat es beim ersten Wahlgang nicht geschafft, die Mehrheit der Stimmen zu bekommen, und ist durchgefallen. Erst beim zweiten Versuch ein Jahr später wurde sie gewählt“, blickt er zurück.

Beckenbach ist die Entscheidung, sich für das zweithöchste Amt im Landratsamt zu bewerben, nicht leichtgefallen, wie sie bei der Bekanntgabe erklärte. Denn sie ist in Abtsteinach fest verwurzelt und hat ihre Tätigkeit als Bürgermeisterin mit viel Herzblut für die Gemeinde verrichtet. Gleichwohl fühle sie sich geehrt, dass die Bergsträßer CDU ihr Vertrauen in sie setzt. Vor der Kreistagssitzung wollte sie sich nicht weiter äußern, sondern erst einmal das Ergebnis abwarten.

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