Kickboxen für Frauen: Der Kick fürs Selbstvertrauen

Der KSC Bensheim bietet Kickboxen speziell für Frauen an – auch im Rahmen des aktuellen Angebots „Sport im Park“.

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Der KSC Bensheim bietet Kickboxen speziell für Frauen an. © Thomas Zelinger

Bensheim. Unter Boxen stellen sich noch immer viele Menschen eine brutale Sportart vor, geprägt von Männern und großen Egos. Dass es aber auch anders geht, zeigt der KSC Bensheim: In der Frauengruppe warten auf die Teilnehmerinnen vielfältige Einheiten aus Fitness- und Kickboxen, Zirkeltraining, Kraft- und Ausdauerübungen. Der Schub für das Selbstvertrauen kommt dabei automatisch. Unsere Redakteurin Anna Meister hat’s im Rahmen des Aktionsprogramms „Sport im Park“ ausprobiert.

Boxen beim KSC: Redakteurin Anna Meister hat’s ausprobiert. © Thomas Zelinger

Wer boxen möchte, der muss dafür nicht in den Ring steigen, Schläge austeilen oder einstecken. Beim KSC Bensheim machen Jennifer Ehret-Fruth und Lina Jost die Teilnehmerinnen der Frauengruppe fit. Die Trainingseinheiten starten immer mit einem kurzen Warm-up: Das besteht zum Beispiel aus dem klassischen „Hampelmann“, aber auch ersten Koordinationsübungen.

Trainiert wird beim Kickboxen in Bensheim ohne Schuhe

„Wenn ich eins sage, schlagt ihr mit links nach vorne, bei zwei mit rechts“, erklärt Jennifer Ehret-Fruth. Um sie herum der Kreis aus Teilnehmerinnen und Teilnehmern – vorrangig ansprechen soll das Angebot Frauen, ausgeschlossen wird bei „Sport im Park“ und im Verein aber niemand. Auch in gemischten Gruppen wird beim Boxclub trainiert.

Die Vorteile vom Boxtraining für Frauen auf einen Blick

  1. Boxen trainiert den ganzen Körper: Boxen verleiht ein ganz neues Körpergefühl. Das Boxtraining ist ein abwechslungsreiches und intensives Ganzkörpertraining, bei dem Kraft, Motorik, Propriozeption, Körper und Geist perfekt im Einklang agieren.
  2. Boxen ist ein Fatburner: Auch beim Kampf gegen die Kilos kann Boxtraining ein Weg sein. Das intensive Training sorgt für einen ausgeprägten Nachbrenneffekt. Das heißt: Der Stoffwechsel wird so stark angekurbelt, dass der Körper bis zu 48 Stunden nach dem Training weiter Energie verbrennt.
  3. Boxen killt Stress: Boxen ist prädestiniert für den Stressabbau, denn beim Training am Sandsack kann man ordentlich Dampf ablassen.
  4. Boxen macht den Kopf frei: Die körperliche Fitness ist beim Boxen sehr wichtig, aber es gehört auch Köpfchen dazu. Wer erfolgreich boxen will, muss den Gegner studieren. Boxen unterliegt strengen Regeln und schult so neben der körperlichen Fitness auch die Konzentration.
  5. Boxen pusht das Selbstvertrauen: Ganz nebenbei verbessert der Kampfsport auch noch das Selbstbewusstsein. „Viele Frauen berichten, dass sie sich mehr zutrauen, seit sie mit dem Boxen angefangen haben“, berichten die beiden Trainerinnen.

Stufe eins klappt noch ganz gut, als dann aber weitere Kommandos – „drei: Aufwärtshaken links, vier: Aufwärtshaken rechts“ sowie Ausfallschritte auf beiden Seiten – dazukommen, wird es schon schwieriger. „Eins, links unten, vier, rechts, zwei“, ruft die Trainerin. Nicht nur der Kopf wird dabei warm. Wer nach dieser Übung noch nicht ordentlich ins Schwitzen gekommen ist, tut es spätestens, als alle auf der Stelle laufen und die Beine so hoch wie möglich anziehen sollen. Der Boden im Trainingsbereich ist mit Schaumstoffmatten gepolstert, Schuhe braucht es für das Training keine.

Sport im Park: Der KSC beteiligt sich an den Angeboten des Sportkreises Bergstraße. Beim Kickboxen im Freien kann jeder unverbindlich vorbeikommen und reinschnuppern. Letzte Möglichkeit ist am Sonntag, 14. Juli. © Thomas Zelinger

Für alle, die den Sport unverbindlich ausprobieren möchten, liegen Boxhandschuhe an der Spiegelwand. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer schnappen sich ein Paar, und dann geht es weiter in Zweiergruppen. Jennifer Ehret-Fruth macht die Ansagen: Immer im Wechsel erproben die Teams erste einfache Schlagtechniken – natürlich nicht ins Gesicht oder die Magengegend, sondern auf die Handschuhe. Auch dabei ist Koordination gefragt, denn neben den Schlägen umkreisen sich die Partner ständig mit unangekündigten Richtungswechseln. Beim KSC ist das Training vielfältig: Jede Einheit fokussiert andere Bereiche. Mal geht es – wie bei diesem Treffen – um Geschicklichkeit, mal mehr um Kraft oder Ausdauer. Immer aber ist eine Trainingsstunde ein Ganzkörpertraining.

Die Einheiten sind so aufgebaut, dass jeder ohne Vorkenntnisse und mit jedem Fitnesslevel mitmachen kann. „Mit unserem Angebot möchten wir Frauen erreichen, um neue Mitglieder für unsere Frauengruppe zu gewinnen“, erklärt die Trainerin, die selbst seit 15 Jahren im KSC aktiv ist. Das bunt gemischte Angebot soll die Hemmschwelle nehmen und zeigen, dass Kampfsport Spaß machen kann.

Der KSC beteiligt sich an den Angeboten des Sportkreises Bergstraße. © Thomas Zelinger

„Wir möchten zeigen, dass es im Kampfsport nicht vorrangig darum geht, sich zu verprügeln, sondern dass Boxen und Kickboxen ein tolles Ganzkörpertraining oder auch Fatburnertraining ist, mit dem man Stress abbauen und den Kopf frei bekommen kann.“ Es sei toll, mit anzusehen, wie sehr das Training sich auf die Ausstrahlung der Teilnehmerinnen auswirke. Neben dem Training stehen in der Frauengruppe auch immer wieder gemeinsame Unternehmungen, zum Beispiel der Besuch von Wettbewerben, auf dem Programm.

Ganz ohne Muskelkater am nächsten Tag kommen die wenigsten davon

Zum Abschluss des Trainings übernimmt Lina Jost mit einigen Dehnübungen, um die Muskulatur zu lockern und den Abbau von Laktat zu beschleunigen und somit den Erholungsprozess positiv zu beeinflussen. Ganz ohne Muskelkater am nächsten Tag kommen aber wohl die wenigsten davon. Dafür verlassen sie mit einem Grinsen im Gesicht die Halle.

Über den KSC Bensheim

  • Der KSC Bensheim feierte am 18. Mai sein 25-jähriges Bestehen. Für einen Sportverein ist dies zwar ein vergleichsweise junges Alter, doch der KSC hat in dieser Zeit Beeindruckendes erreicht – sowohl für den Boxsport in der Region als auch darüber hinaus.
  • Ein Highlight des Jubiläumsjahres war sicherlich der Triumph von Gwenael de Calan, der im vergangenen Jahr Weltmeister in der Altersklasse 40 bis 50 wurde. Dies zeigt, dass der Verein nicht nur im Nachwuchsbereich, sondern auch im Seniorenbereich erfolgreich ist.
  • Doch der KSC Bensheim steht nicht nur für Spitzenleistungen im Ring. Der Verein verfolgt auch einen breitensportlichen Ansatz, der Menschen jeden Alters und jeder Fähigkeit anspricht. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf dem therapeutischen Boxen. Diese innovative Idee wurde 2014 vom Vereinsvorsitzenden Reginald Schulze ins Leben gerufen.
  • Seitdem bietet der KSC Bensheim Boxtraining für Kinder mit ADHS oder dem Asperger-Syndrom an. Dieses Angebot hat sich als Volltreffer erwiesen: Der Verein kooperiert inzwischen mit Kliniken und Pädagogen und wurde für sein Engagement sogar von der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel mit dem Stern des Sports ausgezeichnet.

Auf die Bedeutung von Sport für die Gesundheit hatte kürzlich erst der Sportkreis Bergstraße in einer Pressemitteilung hingewiesen. Dort heißt es: „Deutschland bewegt sich zu wenig. In Zahlen gesprochen sind es 44 Prozent der Frauen und 40 Prozent der Männer, die es laut des Global Status Reports der Weltgesundheitsorganisation (WHO) 2022 nicht schaffen, die empfohlenen Bewegungszeiten zu erfüllen.“

Dabei handele es sich um wöchentlich 150 bis 300 Minuten ausdauerorientierte Bewegung (oder alternativ 75 bis 150 Minuten Ausdauersport), dazu zwei Einheiten Kräftigungsübungen und explizit für Ältere zusätzlich Gleichgewichtsübungen. Sport und Bewegung sind laut Sportkreis essenziell für die Gesundheit und das Wohlbefinden und tragen maßgeblich zur Prävention bei sogenannten Zivilisationserkrankungen (Herz-Kreislauferkrankungen, Krebs, Diabetes mellitus und zahlreiche weitere) bei.

Gute Laune: Anna Meister hat’s Spaß gemacht! © Thomas Zelinger

Der Sportkreis Bergstraße will dem Bewegungsmangel mit der Aktion „Sport im Park“ entgegenwirken. Seit Anfang Mai und noch bis September finden über die ortsansässigen Sportvereine frei zugängliche Bewegungs- und Sportkurse in Bensheim, Lorsch, Zwingenberg, Lampertheim, Mörlenbach und Viernheim statt. Diese können kostenfrei besucht werden. Dabei liegen der einfache Einstieg sowie die Motivation zur und Freude an der Bewegung im Fokus der Angebote.

Der Sportkreis Bergstraße hat mit den beteiligten Vereinen – unter anderem dem KSC Bensheim – ein breitgefächertes Angebot zusammengestellt, um den Menschen einen einfachen Einstieg in die Bewegung zu ermöglichen und ihnen mit den Sportvereinen einen verlässlichen Partner an die Hand zu geben, damit sie bestenfalls auch zukünftig eine regelmäßige Bewegung in ihrem Alltag etablieren können.

Unterstützt wird die Initiative durch den Landessportbund Hessen (lsb h), der dieses Format bereits im vergangenen Jahr erfolgreich zusammen mit den Sportkreisen an den Modellstandorten in Korbach und Lauterbach realisieren konnte.

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Weitere Informationen zu „Sport im Park“, den Kursangeboten und Terminen gibt’s online: unter yourls.lsbh.de/sportimpark und beim Sportkreis Bergstraße e.V. unter www.sportkreis-bergstrasse.de. Das Angebot des KSC im Rahmen von „Sport im Park“ findet noch einmal am Sonntag, 14. Juli, statt. Treffpunkt ist um 10.30 Uhr auf dem Bolzplatz am Berliner Ring (öffentliche Grünfläche gegenüber der FSG Bensheim).

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