Sparkasse Bensheim

Kapitalmarktausblick mit Donald Trump, Mode und Finanzwelt

Beim Kapitalmarktausblick ging Volkswirtin Gertrud Traud auf Trends, Gefahren und Chancen für das laufende Jahr ein. Über 300 Besucher im Parktheater Bensheim.

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Jörg Keller
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Kapitalmarktausblick 2025 der Sparkasse Bensheim: Zum Abschluss der Veranstaltung überreichten Referentin Gertrud Traud (2.v.l.), Vorstandsvorsitzender Johannes Erich Schulz (r.) und Vertriebsvorstand Sebastian Rösel eine Spende in Höhe von 5.000 Euro an Katharina Naegele vom Familienzentrum Bensheim. © Thomas Zelinger

Bergstraße. An Donald Trump kommt derzeit auch in Deutschland niemand vorbei. Auch nicht als Kleinanleger. Das wurde den über 300 Besuchern im fast vollständig besetzten Parktheater deutlich vor Augen geführt. Die Sparkasse Bensheim hatte Kunden und interessierte Gäste zum Kapitalmarktausblick 2025 eingeladen.

Die Chefvolkswirtin der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) Gertrud R. Traud orientierte sich in ihrer Bildsprache an der Modewelt: „Die Weltwirtschaft auf dem Laufsteg“. Denn sowohl in der Mode als auch bei Konjunktur und Kapitalmarkt sind Zyklen maßgeblich für Trends und Erfolge. Und aktuell gebe es mit dem neuen US-Präsidenten jemanden, der Trends setzt, „dass einem angst und bange wird“, sagte die Referentin.

5.000 Euro fürs Familienzentrum

  • Zum Abschluss des Kapitalmarktausblicks 2025 überreichten die Sparkassen-Vorstände Johannes Erich Schulz und Sebastian Rösel sowie die Referentin Gertrud Traud gemeinsam dem Verein „Familienzentrum Bensheim e.V.“ eine Spende in Höhe von 5.000 Euro.
  • Wie bereits im Jahr zuvor hatte Gertrud Traud auf das übliche Vortragshonorar zugunsten des Gemeinwohls verzichtet.
  • Katharina Naegele, hauptamtliches Vorstandsmitglied des Vereins, und Micha Neubauer, zuständig u.a. für die Koordination der Familienbildung, nahmen den Spendenbrief auf der Bühne entgegen.

Um angemessen darauf reagieren zu können, müsse man jedoch verstehen, dass Donald Trump daran Spaß habe, anderen Angst zu machen. Das nutze er, um sein wichtigstes Ziel in allen Bereichen durchzusetzen: gewinnen. Und mit seinen Drohungen komme er immer wieder zum Erfolg. „Dummerweise ist Trump gar nicht so dumm“, konstatierte Gertrud Traud. Und einigen Grundgedanken der neuen US-Regierung kann sie sogar etwas abgewinnen. So etwa dem Zurückfahren von staatlichen Ausgaben. Deutlich kritisierte sie einen wachsenden Staatskonsum und steigende Ausgaben für öffentliche Dienstleistungen in Deutschland. Bei den privaten Unternehmen gehe es in vielen Bereichen hingegen bergab. „Bei uns in Deutschland tut sich nichts. Ich würde mir wünschen, wenn es auch bei uns eine Partei und einen Kanzler geben würde, der das Land wieder nach vorne bringt.“

Deutliche Warnung vor einem Handelskrieg mit den USA

In einem zu befürchteten Zoll-Konflikt mit den USA jedoch den starken Mann zu markieren, und auf Zolldrohungen von Donald Trump gegen die EU mit eigenen Erhöhungen der Handelsabgabe zu reagieren, ist nach Einschätzung der Volkswirtin hingegen der falsche Weg. Mit Blick auf die deutsche Wirtschaft warnte sie eindringlich davor. „Damit schadet man immer nur der eigenen Bevölkerung.“ Der bessere Weg sei es, mit dem US-Präsidenten zu verhandeln, ihm etwas anzubieten, um einen Handelskonflikt zu vermeiden. „Trump wird auch uns irgendwann anblaffen“, ist sich Gertrud Traud sicher. Noch wisse man nicht, wie hoch die Zollandrohung ausfallen werde. Wichtig sei, in Gesprächen angemessen darauf zu reagieren und auf einige Anliegen der Gegenseite einzugehen. Dass dies funktionieren kann, habe man gerade am Beispiel Kanada und Mexiko gesehen, wo die von Trump angedrohten hohen Zölle erst einmal ausgesetzt wurden. „Deutschland ist eine Import- und Export-Nation. Da ist es eine schlechte Idee, den Handel einzuschränken“, warnte Gertrud R. Traud.

Probleme sieht sie in Deutschland eher hausgemacht. „Deutschland ist bei der Wettbewerbsfähigkeit von Platz 6 im Jahr 2019 auf Platz 21 im Jahr 2024 gefallen“, sagte sie. Und auch das an verschiedenen Faktoren gemessene Unsicherheitsgefühl steige in Deutschland deutlich stärker als in anderen Teilen der Welt.

„Das Thema Inflation ist erst einmal durch“

Aber es gibt ihrer Ansicht nach auch gute Nachrichten. „Das Thema Inflation haben wir durch“, sagte sie. Ihrer Einschätzung nach werden die Preise erst einmal nicht mehr steigen. Die Kreditnachfrage von Unternehmen und Privatpersonen wachse aktuell, was auf Investitionen hindeutet. Beim zuletzt schwächelnden Immobilienmarkt sei der Boden erreicht. „Die Preise werden ihres Erachtens wieder steigen. Wer kaufen möchte, sollte sich beeilen. Wer verkaufen möchte, sollte noch ein bisschen warten“, riet sie. Ein Blick auf den zuletzt wieder steigenden Eurokurs zeige zudem: Die Kapitalmärkte haben die EU und Deutschland noch nicht abgeschrieben.“

Um die möglichen Entwicklungen für 2025 anschaulich zu erläutern, stellte Gertrud Traud drei an das Thema „Modetrends“ angepasste Szenarien vor.

In ihrem Basisszenario, das mit einer Eintrittswahrscheinlichkeit von 65 Prozent eingestuft wurde, sieht sie die „Arbeitskleidung“ ganz vorne auf dem Catwalk. Dieses Bild soll unterstreichen, dass Risiken eingegrenzt und mit entsprechendem Arbeitsaufwand neue Chance erarbeitet werden könnten. So sind die großen Notenbanken bereits 2024 auf einen Lockerungskurs bei den Zinsen eingeschwenkt. Wie es derzeit aussieht, bekommen die Geldpolitiker die hohe Inflation in den Griff, ohne dabei eine schwere Rezession auszulösen. Die geldpolitischen Lockerungen stützen die Erholung des Industriezyklus. In den USA könne der neue Präsident Trump mit Steuersenkungen zusätzliche Wachstumsimpulse auslösen.

Für die Wirtschaft in Deutschland fällt Trauds Urteil in diesem Szenario weniger rosig aus. „Das deutsche Bruttoinlandsprodukt wächst nach zwei Jahren Stagnation um 0,7 Prozent und damit nach wie vor langsamer als der Durchschnitt der Eurozone (1,2 Prozent)“, prognostiziert die Referentin. „Ursache für dieses vergleichsweise schwache Wachstum ist in erster Linie die sich seit Jahren verschlechternde Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands“, erläuterte sie weiter. In Ihrem Basisszenario schätzt Gertrud Traud weiterhin Aktien, Gold und Immobilien positiv ein, während sich das Umfeld für festverzinsliche Anlagen verschlechtere.

Das negative Alternativszenario wurde mit einer Eintrittswahrscheinlichkeit von 25 Prozent eingestuft. „Des Kaisers neue Kleider“ sieht die Weltwirtschaft in eine Rezession abgleiten mit entsprechend negativen Konsequenzen für die Aktienmärkte.

Zehn Prozent Hoffnung auf ein positives Szenario

Dem gegenüber wurde aber auch ein positives Szenario mit einer Eintrittswahrscheinlichkeit von 10 Prozent vorgestellt. In diesem Fall würde sich die Konjunktur deutlich besser entwickeln, zum Beispiel durch die Deregulierung in den USA und anhaltender Innovationssprünge. Von diesem Szenario, „Haute Couture“ genannt, würden Aktien, aber auch Immobilien, profitieren.

Über gut 90 Minuten erhielten die Kunden der Sparkasse Bensheim so Informationen und Einblicke, um besser auf die Herausforderungen und Chancen des Jahres in Bezug auf die Geldanlage vorbereitet zu sein.

„Wir verstehen unsere Verantwortung auch darin, unseren Kunden die notwendige Information und Beratung anzubieten, um ihre finanziellen Ziele zu erreichen und ihr Vermögen zu schützen“, sagt Sebastian Rösel, Vertriebsvorstand der Sparkasse Bensheim, der die Besucher im Parktheater begrüßt hatte. Johannes Erich Schulz, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse, bedankte sich zum Abschluss bei den Gästen für ihr Interesse an den Kapitalmärkten.

In einer Pressemitteilung betonte die Sparkasse Bensheim, dass es sich um eine Informationsveranstaltung handelte, auf der explizit keine Anlageempfehlungen ausgesprochen wurden.

Redaktion Redakteur, Ressorts Lorsch, Einhausen und Region

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