Sonderbach/Juhöhe. Der Antrag der Sonderbacher Firma Röhrig GmbH auf Abweichung vom Regionalplan Südhessen für die Erweiterung des Granitsteinbruchs Gehrenberg in Sonderbach schlägt hohe Wellen: vor allem auf der Nachbargemarkung Juhöhe in der Großgemeinde Mörlenbach. Bei einer von der Gemeinde und dem Ortsbeirat Bonsweiher/Juhöhe einberufenen Informationsveranstaltung platzte der Veranstaltungsort, das Feuerwehrgerätehaus Juhöhe, aus allen Nähten.
Eingeladen waren Bürger von der Juhöhe und aus Bonsweiher sowie sämtliche Gemeindevertreter Mörlenbachs. Dennoch war die Veranstaltung als „nicht öffentlich“ tituliert. Presse war nicht erwünscht, damit sich die Beteiligten – der Steinbruchbetreiber, die politischen Vertreter der Gemeinde sowie eine mittlerweile gegründete Aktionsgruppe „FSkF“ (Für Schutzwald & kleines Felsenmeer) – „frei“ austauschen konnten, so ein Teilnehmer.
Gemeinde hat keine Bedenken
Derzeit liegt die Distanz des Steinbruchs zum Ortsteil Bonsweiher/Juhöhe bei etwa 500 Metern. Sie wird durch die geplante Erweiterung auf 380 Meter reduziert. Die Steingewinnungsgrenze soll einen Abstand von 400 Metern nicht unterschreiten.
In einer Sitzungsvorlage zur Kenntnisnahme teilte die Verwaltungsspitze Mörlenbachs mit Bürgermeister Jens Helmstädter Mitte Oktober dem Ortsbeirat mit, dass „die Gemeinde nach der Prüfung der von der Firma Röhrig vorgelegten Unterlagen keine Anregungen und Bedenken gegen das Vorhaben vorbringen“ wird.
In der Sitzungsvorlage sind auch alle Argumente aufgeführt, die die Erweiterung als verträglich für Schutzgebiete, Flora und Fauna, Klima, Luft, Landschaft und Erholung, also vertretbar erscheinen lassen, belegt durch ein Fachgutachten.
Bei Inanspruchnahme von Wald seien Ersatzaufforstungen im Bereich der Gemarkungen Mittershausen, Kirschhausen und Wald-Erlenbach vorgesehen. Im vorliegenden Fall erfolge zusätzlich die Ausweisung eines größeren Waldbestandes als Bannwald.
Für die Sprecher der Aktionsgruppe, unter anderen Cornelius Frank, Alexander Berndt und Benjamin Höfle, verlief der Montagabend nicht zufriedenstellend, wie danach zu erfahren war. Die Aktionsgruppe, so Frank, hat sich vor 14 Tagen gegründet und sich nach dem Informationsabend spontan entschlossen, eine Bürgerinitiative zu gründen. Frank wähnt auf der Juhöhe einen Großteil der Einwohner auf der Seite der Gruppe.
Ihnen geht es vor allem um die Erhaltung des als Schutzwald ausgewiesenen Gebietes auf der Bergkuppe, um den Erhalt des „Kleinen Felsenmeers“ und um eine unabhängige Erschütterungsmessung bei Sprengungen. Für die Gruppe liegt ein Zeitraum von 25 Jahren für zusätzliche Abbaurechte „jenseits jeder Verhältnismäßigkeit“. Sie fordert einen „Respekt vor Grenzen“.
Weitere Aktionen geplant
Mit weiteren Aktionen möchte sie auf die in ihren Augen zu befürchtende „Landschaftszerstörung im Unesco-Geo-Naturpark“ aufmerksam machen. Vertreter der Politik sollen geladen werden, „sich selbst ein Bild vom Ausmaß der Zerstörung zu machen“. Mörlenbachs Bürgermeister Jens Helmstädter hat sich nach Aussage der Sprecher überrascht von der Betroffenheit der Bürger gezeigt und habe versprochen, „mit der Gruppe im Gespräch zu bleiben“. mk
Die geplante Steinbruchweiterung und die Reaktionen
Der vorgelegte Antrag der Firma Röhrig auf Abweichung von den Festsetzungen des Regionalplans ist ein erster Schritt vor dem eigentlichen Antrag auf Erweiterung des Steinbruchs in Sonderbach in südlicher Richtung nach dem Bundes-Immissionsschutz-Gesetz.
Die Verwaltungsspitze Mörlenbachs teilte dem Ortsbeirat Bonsweiher/Juhöhe am 24. Oktober mit, dass sie keine Anregungen und Bedenken gegen das Vorhaben vorbringt.
Der Steinbruchbetreiber lud zu einer größeren Informationsveranstaltung der Bevölkerung bereits im November nach Sonderbach ein.
Bei der Informationsveranstaltung am Montag im Feuerwehrgerätehaus auf der Juhöhe waren über 100 Besucher einschließlich Gemeindevertreter zugegen.
Die Sprecher der Aktionsgruppe „Für Schutzwald & Kleines Felsenmeer“ bemängeln, dass gegenüber der Informationsveranstaltung vom November keine neuen Argumente vorgebracht worden seien.
Die Stärke ihrer Mitgliederzahl „auf der kleinen Juhöhe“ beziffern die Sprecher selbst mit gut 60, einem Großteil der erwachsenen Bevölkerung.
Sie haben sich nach dem Verlauf des Informationsabends spontan dazu entschieden, eine Bürgerinitiative zu gründen. mk
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