BA-Natürlich - Die fünfte Veranstaltung lud zur Glühwürmchenwanderung ein / Besonders die kleinen Teilnehmer freuen sich über nachtaktive Waldbewohner

Jagd nach dem Funkeln im Dunkeln

Von 
Janina Stengel
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Bergstraße. Nachts sind alle Katzen grau? Das ist Ansichtssache. Dass nachts alles gleich aussieht, stimmt hingegen ganz und gar nicht. Um dem auf den Grund zu gehen, versammelten sich am Samstagabend neugierige Bergsträßer zur fünften Veranstaltung der BA-Reihe "Natürlich" auf dem Parkplatz des Wasserwerks Riedgruppe Ost.

Der Jägersburger Wald lockte an diesem Abend mit einer ganz besonderen Attraktion: Mit einsetzender Dämmerung sollte es auf "Monsterjagd" gehen. Unter fachkundiger Leitung des Nabu-Landesvorsitzenden Gerhard Eppler konnten rund 30 große und kleine Naturforscher auf ein Tier hoffen, das bei Tag unscheinbar und aus der Nähe betrachtet sogar ein wenig gruselig wirkt: das Glühwürmchen.

"Wie sieht es denn für euch aus?", fragte Veronika Lindmayer vom Naturschutzzentrum Bergstraße die kleinsten Entdecker. Nina und Elena hatten das Krabbeltier schon einmal gesehen: "Es ist schwarz und hat einen Punkt auf dem Rücken." Und das Wichtigste? "Es hat geleuchtet."

Spannender Vorgeschmack

Das Warten auf die einbrechende Dämmerung und die damit beginnende Glühwürmchenwanderung wurde mit ersten Informationen über das Waldleben verkürzt. Ein spannender Vorgeschmack, besonders für die Kinder, die der Nachtwanderung mit einer Mischung aus Faszination und vielleicht auch ein wenig Aufregung entgegenblickten.

Auf der Suche nach den verschiedenen Stimmen des Waldes und dem einen oder anderen Aufleuchten zogen die Teilnehmer schließlich mit Taschenlampen ausstaffiert los. Die ersten Meter waren gerade zurückgelegt, als ein Kind bereits den ersten spannenden Fund zu verzeichnen hatte: ein "Minifrosch" in den Augen der Kinder - "eine Erdkröte", korrigierte Eppler. Die Nacktschnecken, die den Weg säumten, wertete der Experte als ersten positiven Hinweis: "Ein gutes Zeichen, denn die Larven der Glühwürmer fressen Schnecken."

Muntere Stimmung, viele Fragen und freudige Ausrufe bei neuen Entdeckungen begleiteten den Weg ebenso wie Mistkäfer und Ohrwürmer, während das Zirpen der Grillen und Heuschrecken für musikalische Untermalung sorgte. "Glühwürmchen lernen ihre Eltern so gut wie nie kennen - wenn sie schlüpfen, sind die Eltern meist schon tot. Bei Ohrwürmern ist es das höchste der Gefühle, dass die Larven die eigene Mutter fressen", spickte Eppler die Wanderung mit leicht gruseligen Details. Die einbrechende Dämmerung tat ihr Übriges.

Wildschwein und Fledermaus

Von Glühwürmchen, deren Leuchten dazu dient, Sexualpartner anzulocken, war jedoch lange nichts zu sehen. Dafür konnte die Waldumgebung während der Suche nach den leuchtenden Irrlichtern mit allerlei Spannendem aufwarten. Nicht nur sehen, auch riechen konnte man den Wald und seine Bewohner: Der für Wildschweine typische Geruch wurde für ein paar Teilnehmer sogar mit der Sichtung einer Bache und ihren Frischlinge belohnt, was die allgemeine Freude auf weitere nachtaktive Bewohner steigerte.

Der eigens mitgebrachte "Fledermausdetektor" rief bei den Kindern Verwunderung und Begeisterung hervor. Jeder wollte das Gerät in den kleinen Händen halten und mittels Ultraschall die Stimmen der Fledermäuse hörbar machen. Was sich mit einer Art Knattern bemerkbar machte, zeigte sich am Nachthimmel in Form einer Zwergfledermaus.

Für das eigentliche Highlight musste man jedoch Geduld und Laufwille aufbringen. Nach knapp zwei Stunden wurden diese schließlich mit einem Aufglühen am Wegrand belohnt, und das erste Glühwürmchen wurde von einem mutigen Vater in ein Glas gesetzt, so dass alle das stecknadelgroße, grünliche Glimmen bewundern konnten.

"Was da glüht, ist eine chemische Substanz. Eine Energiesparlampe ist nichts dagegen", zeigte sich nicht nur Eppler fasziniert. Der Rückweg wurde mit weiterem Flackern spärlich beleuchtet. Eine Handvoll Glühwürmchen fanden den Weg in die Gläser und neugierigen Hände. "Zwar kein Glühwürmchenfestival - aber immerhin eine kleine Party", freute sich Lindmayer über die kleinen Käfer. So war die Glühwürmchenwanderung am Ende nicht nur ein aufregender Erkundungsgang durch die Nacht, sondern auch ein einmaliges, glühendes Erlebnis.

Freie Autorin

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