IC werden an der Bergstraße durch ICE ersetzt

Bergstraße. So mancher Pendler mit Wohnsitz an der Bergstraße sieht dem Fahrplanwechsel der Deutschen Bahn am 12. Dezember mit ziemlichem Unbehagen entgegen. Zum dritten Mal innerhalb von vier Jahren stellt die Deutsche Bahn eine Reihe von Fernzügen mit Halt in Bensheim von Intercity auf Intercity-Express um. Einerseits werden also mehr der modernen und geräumigen Schnellzüge über die Bergsträßer Schienen rauschen. Anderseits wird die Fahrt damit teurer.

Betroffen ist dieses Mal auch ein Zug, der täglich um 16.46 Uhr von Heidelberg nach Bensheim fährt – zu einer Zeit, in der viele Bergsträßer nach Hause wollen, die im Rhein-Neckar-Raum in Lohn und Brot stehen. Wollen sie die Verbindung weiter nutzen, müssen sie ordentlich draufzahlen. Ihre VRN-Monatskarten galten bisher mit Aufschlag auch im IC. Im ICE geht das nicht, für die Fahrt in den neuen Zügen brauchen die regelmäßigen Fahrgäste ein ICE-Monatsticket. Ein solches Ticket für die Fahrt zwischen Bensheim und Heidelberg kostet mindestens 164 Euro. Zum Vergleich: Ein VRN-Jobticket mit IC-Aufschlag gibt es schon für 110,50 Euro im Monat.

Übergangsfrist bis zum 31. Januar

„Mit dem Einsatz moderner ICE hat der Fahrgast deutlich höheren Komfort. Zudem bietet der ICE mehr Sitzplätze. Die Fahrzeiten von ICE und IC sind etwa noch dieselben“, erläutert eine Sprecherin der Bahn den Schritt. Zwar erfordere die Fahrt im ICE wegen des höheren Komforts auch den ICE-Fahrpreis. Es werde aber weiterhin günstige Sparpreise geben. Für Abo-Kunden mit IC-Zeitkarten gebe es zudem eine Übergangsfrist, fährt die Sprecherin fort. Bis zum 31. Januar können sie mit ihren Monatstickets auch in den ICE fahren. „Danach können sie auf eine ICE-Zeitkarte mit insgesamt höherem Fahrtenangebot und Komfort wechseln“, fügt sie hinzu. Zudem verweist sie auf verbleibende IC/EC-Züge die etwa alle zwei Stunden angeboten würden.

Die Veränderungen kommen nicht bei allen Pendlern gut an. Ein Arbeitnehmer aus dem Lindenfelser Stadtteil Seidenbuch etwa zeigte sich gegenüber dieser Zeitung stinksauer auf die Bahn. Er pendelt regelmäßig in den Rhein-Neckar-Raum. Schon im Zuge der vorangegangenen Umstellungen musste er einiges auf sich nehmen, um die Mehrkosten zu umgehen. Für die Nutzung derselben Strecke mit denselben Fahrtzeiten mehr zu zahlen, sieht er nicht ein. Zumal er das Jobticket ohne IC-Aufschlag für den Nahverkehr auch noch brauche, wenn er sich ein ICE-Monatsticket leisten würde. Kostenpunkt: 79 Euro. Mit dem ICE-Ticket wären das über 240 Euro im Monat.

Seit der letzten Änderung vom Winter 2019 auf 2020 fahre er immer frühmorgens mit dem Auto nach Kolmbach. Von dort geht es mit Bus nach Bensheim weiter, um dort auf den IC um 5.50 Uhr Richtung Heidelberg zu wechseln, erläutert er – so früh fährt in Seidenbuch in Richtung Bergstraße kein Bus. „Damit ich rechtzeitig in Bensheim bin, müssen sich die Fahrer auch schon ranhalten“, klagt der Pendler.

Alternativen sind zeitaufwendig

Nun fällt also auch der IC weg, der ihn sonst immer nach Feierabend in Richtung Heimat gebracht hat. „Vielleicht kann ich einen Regionalexpress nehmen. Damit wäre ich wahrscheinlich eine Stunde später zu Hause“, fährt der Seidenbucher fort. Ein Blick in die Fahrplanauskunft der Deutschen Bahn zeigt: Die Fahrt von Heidelberg nach Bensheim um 16.46 Uhr dauert mit dem IC und ab Dezember dem ICE planmäßig 22 Minuten. Um 16.20 Uhr fährt eine Regionalbahn, sie braucht 40 Minuten. Mit S-Bahn und Regionalexpress über Mannheim ab 16.55 Uhr sind Fahrgäste nach einer knappen Stunde in Bensheim.

Der Verweis auf den zusätzlichen Komfort besänftigt den Bahnkunden aus Seidenbuch ebenfalls nicht. „Für 20 Minuten Fahrt brauche ich keinen zusätzlichen Komfort. Ich will nach Feierabend einfach nur nach Hause. Das ist doch Abzocke“, schimpft er. Dabei heiße es immer, die Menschen sollten mehr die Bahn und weniger das Auto nutzen, um das Klima zu schützen. Unter diesen Umständen werde er aber in Zukunft mit dem Auto zur Arbeit in Richtung Heidelberg fahren.