Bergstraße. Der Inhaber des Hühnerhotels in Bensheim Klaus Schwinn - besser bekannt als der Eier-Klaus - blickt mit einem guten Gefühl Richtung Ostern. Die Eierkrise, die insbesondere die USA trifft, betreffe ihn nicht, wie er bei einem Besuch auf seinem Hof im Stadtteil Zell erzählt: „Ich habe genug Eier und auch genügend Abenehmer dafür.“ In den letzten vier Wochen habe es tatsächlich etwas weniger Eier gegeben, da er zwei kleine Ställe mit 500 neuen Hühnern besetzt habe und diese Eier hätten gefehlt. „Jetzt sind jungen Hühner aber im Kommen, legen Eier und ich kann die Kundschaft wieder komplett bedienen.
Das sind aber ganz normale Zyklen“, erklärt Schwinn. Anders ist in diesem Jahr, dass das Ostergeschäft früher als geplant begonnen hat: „Das hat meiner Meinung nach etwas mit den Medien zu tun. Die Meldungen über eine angebliche Eier-Knappheit führen dazu, dass die Menschen früher und mehr Eier kaufen - obwohl das gar nicht nötig ist. Statt zehn Eier kauft man dann 30. Und dann entstehen tatsächlich Engpässe.“ Und der Eier-Klaus versichert, dass die Hühner auch am Ostersonntag arbeiten, so dass man auch über das Osterfest hinaus keine Eier „hamstern“ müsse.
Etwa ein Viertel der Eier werden importiert
Nach Angaben des Bundesverbands Ei wurden 2023 in Deutschland fast 20 Milliarden Eier konsumiert. Pro Kopf sind das 236 Eier, 6 Eier mehr als 2022. Hierzulande wurden fast 14,6 Milliarden Eier produziert – ein leichter Rückgang von 0,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. 73 Prozent der Nachfrage in Deutschland wird damit aus dem eigenen Land gedeckt. Das heißt aber auch, dass Deutschland selbst Eier importieren muss und ein Eier-Export in die USA, wie von dort angefragt, nicht im größeren Stil infrage kommt.
„Da sage ich ganz deutlich: Erst meine Kunden, den Rest kann der Trump haben“, sagt Schwimm grinsend. In den USA ist der Grund für die Eier-Krise die Vogelgrippe, wegen der viele Betriebe ihre Tiere massenweise keulen mussten. In Norddeutschland kursiert sie ebenfalls. Hessen ist bislang verschont geblieben. Sollten die Hühner zum Schutz in einen Stall müssen, wäre Schwinn vorbereitet: „Mein Hühnerhotel hat auch einen Wintergarten. Wobei es für Hühner, die immer daran gewöhnt sind draußen zu sein, schwierig ist, sich an einen geschlossenen Stall zu gewöhnen.“ Sollten die Tiere wegen einer Infektion gekeult werden müssen, sei er dagegen pflichtversichert - so wie alle Geflügelhalter.
Zu 90 Prozent verkauft Schwinn seine Eier im Hofladen oder über Automaten an den Endverbraucher. 10 Prozent gehen an mehrere Händler. Kurz vor Ostern, der Hauptsaison, legen die 1700 bis 1800 Hühner vom Eier-Klaus etwa 1300 bis 1400 Eier. Ein Huhn lege bei ihm im Jahr im Durchschnitt zwischen 270 und 300 Eier. Durch die normalen Zyklen, die seine Haltung durchläuft, hat er pro Jahr 400.000 Eier. Im Schnitt sind das aufs Jahr betrachtet rund 1100 Eier am Tag. Trotz höherer Ausgaben hat er seine Preise seit drei Jahren nicht angepasst, wie er erzählt.
Er verkauft übrigens nicht gestaffelt nach Größen, bei Klaus Schwinn müssen die Kunden akzeptieren, dass es je nach Jahreszeit unterschiedliche Größen in den Packungen gibt: „Im Sommer sind die Eier immer etwas kleiner, da die Tiere wegen der Hitze weniger Fressen, dafür mehr Trinken. Im Winter ist es genau umgekehrt und dann werden die Eier auch wieder größer.“
Dass Eier irgendwann ein kaum bezahlbares Luxusgut werden, das kann sich der Eier-Klaus nicht vorstellen. Der Preis orientiere sich am Futter und dass der Preis dafür ins Unermessliche steige, glaube er nicht. Er wirbt dafür, dass Eier regional gekauft werden. Das schone auch die Umwelt durch den geringeren Transport-Aufwand. Zudem setzt sich Schwinn dafür ein, dass die Kunden die Verpackungen wieder verwenden. Er selbst darf als Produzent die Verpackungen, laut Vorschrift, nur einmal verwenden. Aber der Kunde darf mit seiner Schachtel gerne jede Woche wiederkommen: „Das hält die Preise länger konstant, da ich weniger Ausgaben habe und schont die Umwelt. Das ist auch völlig unbedenklich. So ein Ei ist insgesamt drei Mal verpackt: Schachtel, Schale und Haut. Da passiert nichts.“
Mit der Legeleistung 2025 zufrieden
Melanie Rettig, Landwirtin aus dem Lautertal, erzählt im Gespräch, dass eine gewisse Eier-Knappheit vor Ostern ganz normal sei, beobachtet aber auch, dass die klassischen Ostereier-Käufe früher beginnen als sonst. Sie macht dafür ebenfalls die über die Medien verkündete Eier-Krise dafür verantwortlich. Aber sie macht deutlich: „Es wird zu Ostern ausreichend Eier geben. Am besten nicht in Panik geraten und regional kaufen.“ Sie berichtet, dass Schwankungen ganz normal seien. Gerade wenn junge Hühner eingestallt werden, dann habe sie viele, kleine Eier. Je älter die Hühner werden, desto größer werden die Eier, die Legeleistung nehme aber mit zunehmenden Alter wieder ab. Auch die Witterung oder Stress können die Hühner beeinflussen.
Bislang sei sie aber mit der Legeleistung ihrer Tiere im Jahr 2025 zufrieden, sie habe im Schnitt rund 600 Eier pro Tag. Auf die Frage, ob sie Eier in die USA liefern würde, muss Melanie Rettig lachen: „Das kommt auf den Preis an. Aber im Ernst, per Schiff würden die Eier sicher mehrere Wochen brauchen und dann müssten sie noch innerhalb der USA verteilt werden. Ich glaube nicht, dass das sinnvoll umzusetzen ist. Und wenn, dann wird das höchstens für Großbetriebe ein Thema sein. Wir schauen lieber, dass wir unsere Kunden vor Ort versorgen.“
Rettig vermarktet ihre Eier ausschließlich auf dem Hof und auf dem Wochenmarkt. Sie hat die letzten zwei Jahre ihre Preise nicht angepasst, obwohl steigende oder zu hohe Preise für Lebensmittel oft diskutiert werden. Die Landwirtin stellt die Futtermischungen für die Hühner aus eigenem Getreide selbst her: „Das macht uns unabhängiger von den Marktpreisen. Aber wir spüren die höheren Preise für Saatgut, Diesel und Energie deutlich.“
Melanie Rettig hat den Betrieb gerade erst im Januar von ihren Eltern übernommen: „Ich bin mit der Landwirtschaft eng verbunden und ich möchte erhalten und weiterführen, was meine Großeltern und Eltern aufgebaut haben.“ Sie erzählt, dass es als kleiner Betrieb grundsätzlich nicht leicht sei, alles zu erfüllen, was von ihr erwartet werde: „Ich muss die Schwankungen bei den Legeleistungen und der Nachfrage auffangen, gleichzeitig wird die Landwirtschaft wird immer stärker kontrolliert und Bürokratie und Dokumentationspflichten nehmen von Jahr zu Jahr zu. Außerdem fehlen Planungssicherheit und Perspektiven für anstehende Investitionen.“
Aber trotz aller Themen, die die Landwirte beschäftigen, vermelden Melanie Rettig und auch der Eier-Klaus, dass sie ihrem Beruf treu bleiben werden und es weiterhin regional produzierte Eier bei ihnen geben werde.
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