Bergstraße. Nach dem doch eher kühlen und nassen Frühling und Frühsommer wird sich so mancher Bergsträßer über die mittlerweile gestiegenen Temperaturen freuen: Eiscafés, Schwimmbäder und schöne Stunden im Garten locken. Dem einen oder anderen dürften die Temperaturen an und über 30 Grad schon wieder zu heiß sein. Dabei kommen die Bürger in weiten Teilen des Kreises schon seit Jahrzehnten überdurchschnittlich ins Schwitzen.
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Für die Gesundheit, das Wohlbefinden und letztendlich die Lebensqualität der Menschen in Hessen ist es nach Einschätzung des Hessischen Landesamtes für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) wichtig, sich sowohl an die extreme Hitze anzupassen als auch Maßnahmen zu ergreifen, um diese abzumildern. Das HLNUG hat daher verschiedene Handlungshilfen, wie Viewer, Tools, Broschüren, Checklisten und Factsheets durch sein Fachzentrum Klimawandel und Anpassung (FZK) entwickeln lassen.
"Hitzeviewer" gewährt Einblick in kommunale Hitzebelastung
Mit Hilfe von Hitzekarten können die einzelnen Kommunen anhand der Landoberflächentemperaturen erste Einschätzungen zur Hitzebelastung tätigen.
Auf einer Karte, in der die mittlere sommerliche Hitzebelastung in den Jahren 2001 bis 2020 ausgewertet wurde, sind unter anderem Bensheim, Heppenheim, Zwingenberg, Lorsch und Einhausen tiefrot unterlegt. Ein Blick in die Legende zeigt, was man schon vermuten könnte: Die Farbe steht für „dauerheiß“.
In den umgebenden Feldern und Wäldern wurden laut Karte sehr warme bis warme Temperaturen gemessen. Kühler wird’s erst im Odenwald. Ist es in Reichenbach im Sommer noch warm, so werden für Gadernheim bereits mäßige Temperaturen ausgewiesen, und Schannenbach und die Neunkircher Höhe sind gar blau hinterlegt, was kühle Temperaturen symbolisiert. In der südhessischen Rheinebene und im Rhein-Main-Gebiet ist es laut der Karte im Bundesland am heißesten.
Gefahren für Menschen und Vegetation
Die Hitze nimmt laut einer Pressemitteilung des Hessischen Landesamtes für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) in den letzten Jahren auch in Hessen „immer extremere Ausmaße“ an. Unter anderem ergebe sich dadurch auch eine nicht unerhebliche Gefährdung für die menschliche Gesundheit: Ältere Menschen, chronisch Kranke und Kinder, aber auch Obdachlose seien hier besonders betroffen. Nicht zuletzt durch den demografischen Wandel werde das Gesundheitssystem durch die zunehmenden Hitzeperioden und sogenannten Tropennächte vor neue Herausforderungen gestellt: „Laut Schätzungen des Robert Koch Instituts, sind beispielsweise 2018 in Hessen 740 Menschen hitzebedingt verstorben“, heißt es in einer Pressemitteilung des HLNUG. Erkrankungen, die auf die Hitzebelastung zurückzuführen sind, sind zum Beispiel Hitzschlag, Hitzekollaps, Sonnenstich und Herz-Kreislauf-Probleme.
De Hitze werde vor allem auch in der Stadt zunehmend zum Problem: In dicht bebauten und versiegelten hessischen Städten seien die Auswirkungen deutlich zu spüren. Dichte Bebauung erschwert den Luftdurchzug. Zudem heizen sich Gebäude, Straßen und Plätze stark auf und strahlen diese Wärme nachts wieder ab. Diese Faktoren führen dazu, dass im Vergleich zum Umland die Temperaturen stärker ansteigen. Sowohl für die Bevölkerung als auch für die Vegetation in den Städten sind diese Temperaturen eine Belastung. Sinken die Temperaturen auch in der Nacht nicht unter 20 ˚C, spricht man von einer sogenannten Tropennacht. Durch Tropennächte sind die Menschen dauernder Wärmebelastung ausgesetzt. Der Körper kann nicht mehr ausreichend abkühlen, und der Schlaf ist weniger erholsam. Anpassungsmaßnahmen können dazu beitragen, die Auswirkungen von Hitzewellen in Städten und Gemeinden abzumildern, ein lebenswertes Umfeld zu erhalten.
Das HLNUG stellt für Kommunen verschiedene Handlungshilfen für Stadtklimaanalysen bereit. So können die Kommunen analysieren, wie sich die Folgen des Klimawandels – auch in Bezug auf Hitze – auf die eigene Kommune aktuell und in Zukunft auswirken und wie man sich an die Folgen anpassen kann. kel/red
Geht man ins Detail, kann man sich auf der Webseite des Landesamtes auch besondere kalte und heiße Bereiche innerhalb einer Kommune anzeigen lassen. In diesem „Hitzeviewer“ stellt das Landesamt allen Kommunen Hitze-Hotspot-Analysen zur Verfügung. Die Karten geben einen ersten Einblick in die kommunale Hitzebelastung. Damit können die Städte und Gemeinden abschätzen, ob eine detaillierte Klimaanalyse sinnvoll ist.
Durchschnittliche Oberflächentemperaturen in Bensheim, Heppenheim und Zwingenberg
Für Bensheim wurde beispielsweise am 24. Juli 2019 eine mittlere Oberflächentemperatur von 40 Grad Celsius gemessen. Das hängt auch mit den Waldgebieten in höheren Lagen zusammen. Dort war es bis zu zehn Grad kühler. In vielen Wohngebieten lagen die Temperaturen hingegen fünf Grad über dem Durchschnitt, im Innenstadtbereich (und nicht nur dort) gar zehn Grad darüber. An vereinzelten Flecken wurden sogar bis zu 55 Grad Oberflächentemperatur gemessen.
Auch das Heppenheimer Ergebnis wird bei der genannten Durchschnittstemperatur von 38,9 Grad von den die Stadtteile im Odenwald umschließenden Waldgebieten beeinflusst. In denen ist es bis zu zehn Grad kühler als im Mittel. In vielen Bereichen der Innenstadt war es am Stichtag hingegen bis zu zehn Grad wärmer, auf den Gewerbeflächen entlang der Tiergartenstraße sogar bis zu 15 Grad.
In Zwingenberg gehen nur wenige Freiflächen in die Berechnung ein. Daher lag hier die mittlere Oberflächentemperatur am Stichtag bei hohen 42,7 Grad. In den meisten Wohngebieten war es noch mal um bis zu fünf Grad wärmer.
Richtung Lindenfels wird es an der Bergstraße kühler
Ebenfalls sehr heiß war die mittlere Oberflächentemperatur am Stichtag in Lorsch: 41,4 Grad wurden hier gemittelt gemessen. In den meisten Wohngebieten war es bis zu fünf Grad wärmer.
39,8 Grad betrug die mittlere Oberflächentemperatur am Stichtag in Einhausen. In vielen Wohngebieten war es bis zu zehn Grad wärmer. Die Weschnitz sorgte in ihrer unmittelbaren Umgebung für etwas Abkühlung. Hier war es auch innerorts zumeist nur bis zu 5 Grad wärmer als im Durchschnitt.
37 Grad Oberflächentemperatur wurden für Lautertal berechnet, im Wald war es noch einmal um fünf Grad kühler. Entlang der B 47 bis nach Reichenbach, zeigte das Thermometer hingegen bis zu zehn Grad mehr an.
Mit einer mittleren Oberflächentemperatur von 36,8 Grad war es in Lindenfels am kühlsten innerhalb des BA-Verbreitungsgebietes. In den meisten Ortsgebieten war es hingegen bis zu fünf Grad wärmer, in Teilen von Lindenfels-Stadt und unter anderem in Seidenbach auch schon mal bis zehn Grad.
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