Bergstraße. Wenn die wachsende Zahl von Beschäftigten ein Indikator für den Wohlstand einer Region ist, dann geht es der Bergstraße und dem Ried nicht nur gut. Sondern im Vergleich zu den Vorjahren noch besser. Denn zum wiederholten Mal legte auch vergangenes Jahr die Zahl der Mitarbeiter in den 80 größten Unternehmen der Region zu. Das ergab eine Umfrage des Bergsträßer Anzeigers. Insgesamt wuchsen die Belegschaften im Jahr 2021 im Saldo (Mitarbeiterauf- und -abbau) um knapp zwei Prozent auf über 24 000 Beschäftigte.
Bei Dentsply Sirona in Bensheim, dem größten Arbeitgeber der Region, stieg die Mitarbeiterzahl im vergangenen Jahr um mehr als 100. „Die höhere Zahl der Mitarbeiter am Standort Bensheim resultiert aus der erfreulichen Auftragslage sowie aus unserem Investment in die digitale Zahnmedizin als Erfolgsfaktor für die weitere Entwicklung unseres Unternehmens“, sagte Jan Siefert, Geschäftsführer von Dentsply Sirona in Bensheim, dem Bergsträßer Anzeiger.
Sirona will weiter wachsen
Und für dieses Jahr sieht es ebenfalls gut aus. Es ist weiteres Wachstum des Geschäfts geplant, im zweiten Halbjahr sogar mehr als im ersten. Egal, ob es um eine Partnerschaft mit dem Internetgiganten Google oder den 3D-Drucker Primeprint geht: „An diesen Entwicklungen sind wir auch mit Dentsply Sironas größtem Produktions-, Forschungs- und Entwicklungsstandort hier in Bensheim beteiligt“, so Siefert kürzlich bei der Bekanntgabe von Quartalszahlen.
Auftragsmäßig nicht ganz so gut lief es zuletzt beim zweitgrößten industriellen Arbeitgeber der Region, TE Connectivity. Der Elektronikspezialist mit seinem großen Standort in Bensheim, spürte die weltweit rückläufige Autoproduktion bedingt durch die Corona-Pandemie sowie fehlende Chips und andere Teile. Den Rückgang konnte TE zum Teil durch den Trend hin zu mehr Elektronik im Auto und hin zu E-Autos zum Teil auffangen. Der Konzern stellt Steckverbindungen und Sensoren unter anderem für die Autoindustrie her. In Bensheim wuchs die Zahl der Mitarbeiter gleichwohl. Ein Effekt war hier auch der Umzug von Abteilungen von Darmstadt an die Bergstraße.
Neue Geschäftszweige
Viele Gründe für den Beschäftigungsaufbau in den Unternehmen lesen sich durchweg gut. „Wir sind stolz darauf, kontinuierlich zu wachsen“ (Infectopharm in Heppenheim), „mehr Beschäftigte durch Kundenaufbau“ (Fiege in Biblis), „mehr Output, da wurden mehr Mitarbeiter benötigt“ (Bürstadt Furniture), „wir sind ein Wachstumsstandort und expandieren (Rossmann in Bürstadt), „wieder ein bisschen gewachsen“ (Edeka Jakobi in Bensheim) und so weiter.
Beim Bensheimer Traditionsunternehmen Reckeweg sorgte ein neuer Geschäftszweig, die Herstellung von medizinischem Cannabis, für ein Beschäftigtenplus. „Unser neues Werk 3 wurde fertiggestellt, deshalb ist die Mitarbeiterzahl gestiegen und wir benötigen auch weiterhin Personal“, heißt es von dort.
Einen kleinen Zuwachs an Mitarbeitern vermelden unter anderem der Energieversorger GGEW, Sanner aus Bensheim und der Gabelstaplerhersteller Jungheinrich. Stabil blieb die Beschäftigung bei zwei weiteren Schwergewichten der Region, Unilever in Heppenheim mit seiner Eisproduktion (Magnum) und der BASF am Standort in Lampertheim. Dort werden Spezialchemikalien für Kunststoffe, Lacke oder auch Sonnencreme hergestellt.
Einen Rückgang der Mitarbeiterzahl meldet HTV aus Bensheim, als eine der wenigen Ausnahmen im industriellen Bereich. Das Unternehmen teilt mit, dass man Abläufe automatisiert habe. Die Flaute in der Autoindustrie bekam neben TE Connectivity auch KLN Ultraschall in Heppenheim zu spüren, Auftragsrückgänge und Kurzarbeit prägten das vergangene Jahr, hieß es aus dem Unternehmen.
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Mehr Beschäftigte im Finanzamt
Einen Beschäftigungsaufbau, auf den man aus guten Gründen gerne verzichtet hätte, meldet der Kreis Bergstraße. „Die deutliche Steigerung ist im Wesentlichen durch befristete Arbeitsverhältnisse in der Corona-Pandemie im Gesundheitsamt begründet“, teilte der Kreis mit. Gleiches dürfte für das Kreiskrankenhaus in Heppenheim gelten. Weniger Mitarbeiter aktuell muss nicht unbedingt absehbar weniger Beschäftigung bedeuten. So meldet der Caritasverband ein Minus, was aber an zum Zeitpunkt der Umfrage unbesetzten Stellen lag. Bei der Nieder-Ramstädter Diakonie gab es einen Betriebsübergang. Ein angesichts der wachsenden Nachfrage nicht weiter verwunderliches deutliches Plus meldet das Familienzentrum Bensheim, das seit Jahren auf Expansionskurs ist. Gleiches gilt für die Behindertenhilfe Bergstraße, den viertgrößten Arbeitgeber im Kreis Bergstraße.
Im kommunalen Bereich legten die Mitarbeiterzahlen in den Städten Lampertheim und Heppenheim zu. Zur Freude der Steuerzahler blieben die Beschäftigtenzahlen in Bensheim, Lorsch, Bürstadt und Viernheim stabil. Das kräftige Stellenplus beim Finanzamt Bensheim sollte augenzwinkernd keinen Schrecken verbreiten. „Das Finanzamt profitiert von den Strukturreformen der hessischen Steuerverwaltung, mit der wir uns noch effektiver aufstellen“, teilt die Behörde mit.
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