Bergstraße. Wenn es nach GGEW-Chef Carsten Hoffman geht, dann sinken die Strom- und Gaspreise für die Kunden demnächst. Denn das Unternehmen hat Strom und Gas günstiger beschafft als zuvor. Und könnte dies folglich also auch günstiger an seine Kunden verkaufen. Allerdings ist noch nicht klar wie sich zahlreiche staatliche Abgaben und Umlagen entwickeln und damit auch nicht die endgültige Richtung für die Energiepreise. Das wird sich erst im Oktober zeigen, erklärt Hoffmann.
Was nach seiner Aussage allerdings schon klar ist, ist die Tatsache, dass mit 2024 das schlechteste Geschäftsjahr in der 140-jährigen GGEW-Geschichte ein einmaliges Ereignis gewesen sein soll. Keineswegs ein Trend für die Zukunft. Der Gewinn brach von 3,8 auf 0,7 Millionen Euro ein, der Umsatz schrumpfte um drei Prozent auf 234 Millionen Euro und zehn Prozent der Kunden kehrten dem Unternehmen den Rücken.
Der Gewinneinbruch der GGEW habe viele Ursachen gehabt
Gleichwohl schüttet die GGEW an ihre Aktionäre vier Millionen Euro (Vorjahr: 3,8 Millionen Euro) aus, davon 3,3 Millionen aus der Gewinnrücklage. Die speist sich aus Gewinnen der Vergangenheit und ist laut Hoffmann für genau solche Situationen wie im Geschäftsjahr 2024 da. Nach der Entnahme seien noch ausreichend Mittel in der Gewinnrücklage vorhanden. Doch schon heute sei absehbar: „Wir verdienen die Dividende für 2025 aus dem operativen Geschäft“, so Hoffmann. Ein erneuter Rückgriff in die Reserven werde nicht nötig sein.
Der Gewinneinbruch hatte viele Ursachen, zählte er auf. Allen voran die abrupt sinkenden Beschaffungspreise und eine hohe Wettbewerbsintensität, die der GGEW mit ihrem langfristigen Einkauf von Strom und Gas zu schaffen machte. Die hohen Beschaffungspreise wurden nicht an die Kunden weitergegeben, „das habe wir auf die eigene Kappe genommen“, so Hoffmann. Was dann auch den Gewinneinbruch mit verursachte.
Ein Stellenabbau sei bei der GGEW nicht geplant
Zugleich mussten Strom- und Gaspreisbremse umgesetzt und das Zusammengehen mit der Energieried bewerkstelligt werden. Gleichzeitig musste das Versprechen einer kontinuierlichen Dividende an die Trägerkommunen gehalten werden. Größter Aktionär ist Bensheim mit rund 56 Prozent, gefolgt von Bürstadt und Lampertheim mit zusammen rund 15 und Zwingenberg mit rund 11 Prozent.
Der Gewinneinbruch habe auf die Zahl der Mitarbeiter keinen Einfluss, so Hoffmann. Ein Stellenabbau sei nicht geplant. Was sich allerdings für die 331 Beschäftigten ändern werde, sei eine sehr stringente Digitalstrategie. Die will Hoffmann mit Nachdruck verfolgen und auch eine entsprechende Kultur im Unternehmen einführen. Man müsse sich auch fragen, ob die aktuelle Organisation noch zur digitalen Transformation passe. „Da ist nichts in Stein gemeißelt“, sagte er.
Die Reise zu höherer Kundenzufriedenheit habe bereits begonnen
Dynamischer, effizienter und kundenorientierter soll das Unternehmen werden. Die Krise habe ein Brennglas auf die Prozesse gelegt, die erhöhte Wechselbereitschaft der Kunden und deren Preissensibilität zusammen mit der Konkurrenz durch digitale Anbieter erforderten eine umfangreiche Transformation in Kultur und Geschäftsmodell. „Wir wollen bei den Kundenbedürfnissen besser werden“, gibt er vor. Dabei spiele die GGEW-App eine wichtige Rolle. Überhaupt sollen alle Prozesse im Kontakt mit dem Kunden aber auch intern durchgehend digitalisiert werden.
„Ein weiter so, gibt es nicht, wir müssen etwas verändern“, so Hoffmann. Man habe selbstkritisch auf die eigene Organisation gelegt und festgestellt, dass man beim Kundenservice nicht alles richtig gemacht habe. Das wolle man künftig besser machen.
Der Schalter sei schon umgelegt, die Reise habe begonnen. Auf der Kundenseite soll verlorenes Vertrauen nicht nur durch eine höhere Kundenzufriedenheit zurückgeholt werden, sondern mit der Digitalisierung die Zahl der Stromkunden bis zum Jahr 2030 auf 120.000 deutlich steigen.
URL dieses Artikels:
https://www.bergstraesser-anzeiger.de/region-bergstrasse_artikel,-bergstrasse-ggew-wirtschaft-gewinn-_arid,2325674.html