Diamantene Hochzeit

Für „Schlappi“ ist seine Frau die Chefmanagerin im Haus

Ob in Jägersburg oder in China – das Ehepaar Schlappner ist in 60 Jahren durch dick und dünn gegangen

Von 
Stephen Wolf
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Irene und Klaus Schlappner in einem VW-Käfer, den der Trainer seiner Frau zum 25. Hochzeitstag schenkte. © Berno Nix

Bergstraße. Wie hält man es 60 Jahre lang mit Klaus Schlappner aus? Eine Frage, die nur die Ehefrau des früheren Fußballtrainers, Sportfunktionärs, Unternehmers und Botschafters der Bergstraße beantworten kann. „Wenn eine Ehe so lange hält, dann hat das natürlich etwas mit Vertrauen und gegenseitigem Respekt zu tun“, sagt die 79 Jahre alte Lampertheimerin. Ohne sie wäre „Schlappi“ wohl nicht so weit gekommen. „Als es in den 90er Jahren darum ging, ob ich als Trainer nach China gehen soll, aber auch bei vielen anderen Entscheidungen war die Meinung meiner Frau immer ausschlaggebend“, betont die mittlerweile 83 Jahre alte Trainerlegende.

Dass es nicht ohne gegenseitige Achtung geht, wird bei einem Besuch des bekannten Ehepaars in Einhausen-Jägersburg deutlich. Hier, im einstigen Kutscherhaus, in dem angeblich schon Friedrich Schiller Station machte, haben die Schlappners in den vergangenen Jahrzehnten zahlreiche Gäste bewirtet. Internationale Sportfunktionäre waren ebenso darunter wie chinesische Diplomaten und natürlich Fußballspieler und Trainer.

China als gemeinsames Abenteuer

Doch bis dahin war es ein weiter Weg für das Paar, das heute drei erwachsene Kinder und eine stattliche Anzahl von Enkeln und Urenkeln hat. Während der frühere Elektromeister in den 70er Jahren seine Fußballlehrer-Lizenz in Köln erwarb und später mit dem SV-Waldhof in der Bundesliga Sportgeschichte schrieb, hielt Irene die Fäden der Familie zusammen. Bei Waldhof Mannheim war der Trainer der Star des Teams.

Und daheim? Zu glauben, der Trainer mit Pepitahut und Mutterwitz sei auch im heimischen Wohnzimmer der Stern gewesen, um den sich seine Frau wie ein Planet dreht, wäre falsch. „Meine Frau ist jedenfalls die Chefmanagerin in unserem Haus“, stellt Schlappner klar. Beinahe jugendlich gekleidet, gelbe Hose und dunkles Polo-Shirt, sitzt er in seinem Korbsessel und blickt zu seiner Frau Irene. Die schmunzelt.

Gleichwohl hält der Patriarch mit seinem Rollenverständnis nicht hinter dem Berg. Der Mann geht arbeiten, die Frau kümmert sich um den Haushalt. Doch so einfach die Formel klingen mag, die Ehe der Schlappners stellt sich vielschichtiger dar. Dort, wo früher der Pferdestall des einstigen Kutscherhauses war, ist heute das Büro von Irene Schlappner untergebracht. An der Wand hängt eine Weltkarte, auf dem Schreibtisch steht der Monitor des Computers.

Hier schreibt und versendet die ausgebildete kaufmännische Angestellte beispielsweise E-Mails im Namen des früheren Trainers. Schlappner selbst weigert sich seit Jahren vehement, solche Nachrichten zu tippen. Er diktiert sie lediglich. Ohne seine Frau würde die Welt wohl weniger über die Ansichten des früheren Trainers erfahren.

Auf der anderen Seite durften die Eheleute in ihrem gemeinsamen Leben auch große Abenteuer erleben. Noch heute erzählt das Paar begeistert über die gemeinsamen Jahre in China. Etwa davon, wie die resolute Südhessin Irene Schlappner schon nach wenigen Tagen den zugewiesenen Chauffeur daheim ließ und stattdessen selbst mit dem Wagen an die Große Mauer fuhr.

Wie Klaus Schlappner heute sagt, war es vor allem Neugierde, die ihn dazu bewog, Anfang der 1990er Jahre das chinesische Nationalteam als Trainer unter seine Fittiche zu nehmen. Jahre zuvor, 1984, hatte sein SV-Waldhof das chinesische Team beim größten Turnier in dem asiatischen Land selbst besiegt. „Eine Sensation“, sagt er noch heute. Auch privat habe das Paar von dieser Lebensphase profitiert. „Wir waren im gesamten Land unterwegs. Meine Frau und ich saßen mehr im Flieger als in unserer Wohnung in Peking“, erinnert sich Schlappner, dessen Name noch heute ein Stadion in der Millionen-Stadt Quingdao trägt.

Irene Schlappner, ebenfalls flott gekleidet mit roter Bluse und weißer Hose, lächelt und nickt wissend. Dabei dürfte sie die Geschichten ihres wortgewaltigen Ehemanns schon oft gehört haben.

Aber langweilig wird es wohl nie. Zu den Stationen in Klaus Schlappners Berufslebens gehörten neben China auch der Iran, die Mongolei und sogar Nordkorea. Für einen Bub von der Bergstraße hat er jedenfalls eine weite Reise hinter sich. Dennoch: „Ich bin Lampertheimer und Kurpfälzer“, sagt er. So legten seine Frau und er auch großen Wert darauf, dass ihr Erstwohnsitz noch immer Lampertheim sei. In der Stadt haben sich die Eheleute vor mehr als 60 Jahren kennengelernt. „Hier sind wir verwurzelt. Wir halten engen Kontakt zur Lukasgemeinde und pflegen enge Kontakte in die Stadt“, bekennt „Schlappi“.

Am heutigen Donnerstag feiern Irene und Klaus Schlappner Diamantene Hochzeit in der Domkirche. Dort, wo sie geheiratet haben und ihre drei Kinder getauft wurden.

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