Freizeit

Frühlingsfest mit Regenschauern und Wind im Naturschutzzentrum Bergstraße

Viele Familien ließen sich von den Launen des Wetters nicht den Spaß verderben und genossen das vielfältige Angebot auf dem Areal an der Erlache

Von 
Gerlinde Scharf
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Hochbetrieb herrschte beim Frühlingsfest im Naturschutzzentrum Bergstraße an den Basteltischen, an denen die Kinder unter anderem Tontöpfe bemalen konnten. © Thorsten Gutschalk

Bergstraße. Der Frühling ist omnipräsent, keine Frage – auch wenn er dann und wann in den Stottermodus schaltet. So wie am vergangenen Sonntag, als das Naturschutzzentrum Bergstraße (NZB) zum Frühlingsfest an die Erlache eingeladen hatte und Regenschauer und Windböen das Freiluftvergnügen auf eine harte Probe stellten.

Und dennoch ließen sich viele Familien, groß und klein, von den Wetterkapriolen nicht Bange machen, genossen die besondere Atmosphäre auf dem weitläufigen Areal, belagerten Aktions- und Informationsstände, standen Schlange am Kuchenbuffet und versammelten sich bei Wildschweinbratwurst, veganen Würsten und Stockbrot ums offene Feuer.

Viele positive Rückmeldungen

Dass mit einem Besucherrekord angesichts der widrigen Umstände nicht zu rechnen war, versteht sich von selbst. Kerstin Jacobs, die am 1. Januar die Nachfolge von Veronika Lindmayer als pädagogische Leiterin des NZB angetreten hat, zeigte sich dennoch „total begeistert“ von den positiven Rückmeldungen von Gästen, Ausstellern, Referentinnen und Referenten. „Das Naturschutzzentrum ist eine Begegnungsstätte von Mensch und Mensch und von Mensch und Natur“, schwärmte die Diplom-Biologin von ihrer neuen Arbeitsstätte.

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Entsprechend dem Motto des Frühlingsfestes, „Aufbruch in der Natur“, hatten die Akteure ein ebenso informatives wie unterhaltsames und teilweise hochspannendes Programm mit zahlreichen Mitmachangeboten für Kinder zusammengestellt.

Basteln nach Lust und Laune

Die Basteltische beispielsweise waren stets gut besetzt und unter Anleitung der Mitarbeiterinnen des NZB und einer Berufspraktikantin entstanden sowohl dekorative als auch nützliche Geschenkartikel aus Naturmaterialien. Hier nur eine kleine Auswahl: So verschönerten die jungen Künstlerinnen und Künstler Tontöpfe mit ihren Lieblingsmustern, um sie nach dem Trocknen mit Frühlingsblumen zu befüllen. Gleich nebenan beschäftigte sich der kreative Nachwuchs mit dem Bemalen von Holzeiern, denen einen Ehrenplatz auf der österlichen Kaffeetafel gewiss ist.

Aus dünnen Birkenzweigen – der Baum musste wegen mangelnder Standfestigkeit gefällt werden – entstanden hübsche Kränze, die sich mit Bändern und Papier-Häschen aufhübschen lassen. Und wen das Bastelfieber so richtig gepackt hatte, der formte und zupfte mit Hilfestellung von Martina Schaffner wunderschöne, kunterbunte Schmetterlinge aus Filz, fertigte Miniatur-Bienenhotels oder knetete Samenkugeln.

Beim Frühlingsfest konnten sich die Besucher mit einer großen Auswahl an Frühblühern eindecken. © Thorsten Gutschalk

Von der ersten Stunde des Naturschutzzentrums und mit der noch immer gleichen Begeisterung mit dabei sind die Mitarbeiterinnen Melanie Schachner, Christiane Schantz-Heinz und Eva-Maria Herzog-Reichwein, die sich beim Aktionstag für Familien vor allem um die U12-Generation kümmerten.

Zu einem Frühlingsfest gehören natürlich auch Frühlings- und Wildblumen. Birgit Rinke präsentierte eine große Auswahl an Frühblühern wie Küchenschelle, Primeln, Nieswurz, Lungenkraut, Flockenblume und Nachtkerzen, die sie zum Verkauf anbot.

Nistkästen und Wildbienen

Beim Naturschutzbund gab’s Nistkästen für den heimischen Garten. Jan Kirchhein, Regionalberater für Umweltschulen, lenkte die Blicke auf seine „Wiesen-Leinwand“ mit einer Vielfalt von Acker- und Wildkräutern, die oftmals ein stiefmütterliches Dasein fristen.

Am Infostand Wildbienen konnten Besucher unter anderem anhand verschiedener Exponate den Unterschied zur Honigbiene erkennen und sich über Arten-Unterteilung, Lebensdauer und Lebensraum der Insekten kundig machen. Für interessierte Pädagogen stand eine „Wildbienen-Kiste“ – ein Projekt des hessischen Umweltministeriums – zur Ausleihe bereit.

Altem Handwerk verschrieben

Wilfried Reichenbach, Referent für Steinzeit- und Mittelalterthemen, präsentierte ein Sammelsurium an unterschiedlichen Werkzeugen wie den Feuerbohrer, das Nadeldöschen auf Birkenrinde, eine Flöte aus Hirschknochen, eine Sichel zum Getreidemähen, einen Feuerstein, ein Beutelchen aus Lachshaut und Rehleder und viele andere Dinge mehr.

Dem alten Handwerk hat sich auch ein Schmied verschrieben: Sven Seitz demonstrierte die Herstellung von Glückshufeisen, Gartensteckern oder Flaschenöffnern.

Mitglieder des Förderkreises Große Pflanzenfresser gaben interessierten Besuchern Auskunft über die vereinseigenen Rinder und Wasserbüffel, über Beweidungsprojekte an der Erlache, in Groß-Rohrheim und in Einhausen und das Vereinsziel, einen Beitrag zur Revitalisierung der Landschaft und Erhöhung der Biodiversität zu leisten. Neue Mitglieder – so war zu erfahren – sind stets willkommen.

„Ich möchte Bewährtes fortführen, neue Möglichkeiten ausloten, bestehende Vernetzungen ausbauen und zur weiteren Entwicklung der Einrichtung beitragen“, formulierte Kerstin Jacobs, „die Neue“ im NZB, den eigenen Anspruch. Schon heute richtet die pädagogische Leiterin den Blick auf den nächsten Familienaktionstag „Vielfalt braucht Vorbilder“ am 21. Mai, bei dem es um Artenvielfalt und Biodiversität und darum geht, „die Herzen der Menschen für die Schönheit und die Vielfalt der Natur zu gewinnen“.

Freie Autorin Seit vielen Jahren "im Geschäft", zunächst als Redakteurin beim "Darmstädter Echo", dann als freie Mitarbeiterin beim Bergsträßer Anzeiger und Südhessen Morgen. Spezialgebiet: Gerichtsreportagen; ansonsten alles was in einer Lokalredaktion anfällt: Vereine, kulturelle Veranstaltungen, Porträts. Mich interessieren Menschen und wie sie "ticken", woher sie kommen, was sie erreiche haben - oder auch nicht-, wohin sie wollen, ihre Vorlieben, Erfolge, Misserfolge, Wünschte etc.

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