Bergstraße. Ein erstes Teilstück von 2,6 Kilometern ist geschafft. Bis die gesamte B 47 zwischen Worms und Lorsch vierspurig ausgebaut ist, können allerdings noch Jahre ins Land gehen. Eine wichtige Rolle spielen dabei streng geschützte Tierarten wie Zauneidechsen und vor allem Fledermäuse.
Vor rund einem Jahr sah es ganz danach aus, als komme der Ausbau ein gutes Stück schneller voran: Beim zweiten Abschnitt der Bürstädter Umgehung – von der Bahnbrücke bis Riedrode – rechnete Hessen Mobil damals mit einem zügigen Baubeginn. Ende 2024 könnte der 2,8 Kilometer lange Abschnitt fertig sein, hieß es. Inzwischen geht die Straßenbaubehörde davon aus, dass die Bauarbeiten frühestens zu diesem Zeitpunkt starten können.
Von der Bahnbrücke bis Riedrode
Vor allem beim Lärm- und Artenschutz muss bei den rund 50 Jahre alten Plänen nachgebessert werden – und das kostet Zeit. Das Planänderungsverfahren ist mittlerweile beim hessischen Verkehrsministerium beantragt, wie Jochen Vogel von Hessen Mobil unserer Redaktion erläutert. Das Anhörungsverfahren soll dann Ende Januar beginnen. Dabei gehe es unter anderem um die Zauneidechsen, die in diesem Bereich leben. Die Art ist streng geschützt. Deshalb heißt es erneut: Einsammeln und Umsiedeln. Genauso wie schon beim ersten Bauabschnitt zwischen der Bahnbrücke und dem Ortseingang Rosengarten. Auch hier mussten die kleinen Echsen umziehen, bevor die Bauarbeiten losgehen konnten.
Der Grundwasserschutz ist ebenfalls Thema bei dem Verfahren, wie Vogel deutlich macht: In der Nähe der Abfahrt Bürstadt-Ost soll künftig in einer kleinen Senke Regenwasser versickern. Zusätzlich geplant ist ein sogenanntes Absatzbecken, das Schadstoffe zurückhält, die beispielsweise bei Unfällen in die Senke gelangen könnten. Als eine große Verbesserung für die Anwohner in Riedrode sieht Hessen Mobil die neue Lärmschutzwand, die bis zu acht Meter hoch werden soll. Die bestehenden Wände vor den Bürstädter Wohngebieten sollen ebenfalls erhöht und ertüchtigt werden – aber auch hier fehlt noch ein Beschluss.
Bauzeit von drei Jahren
Hessen Mobil rechnet mit etwa zwei Jahren, bis das Verfahren abgeschlossen und die Planung der Bauarbeiten fertig ist. Bei einer Bauzeit von etwa drei Jahren könnte diese Strecke frühestens im Jahr 2027 vierspurig ausgebaut sein. Allzu große Beeinträchtigungen sieht Hessen Mobil auf die Autofahrer allerdings nicht zukommen: Die beiden neuen Spuren entstehen parallel zur alten Trasse, der Verkehr kann also weitgehend ungehindert fließen.
Von Riedrode bis Lorsch
Völlig offen ist dagegen, wie es auf den drei Kilometern zwischen Riedrode und Lorsch weitergeht. Hier führt die B 47 durch ein dichtes Waldgebiet, in dem seltene Vögel und auch mehrere Fledermausarten leben, wie der Bürstädter Naturschutzbund-Vorsitzende Michael Held bestätigt. Die Umweltgutachten zu diesem Bereich sind ebenfalls völlig veraltet. Deshalb musste komplett neu kartiert werden, wo welche Tiere leben – ein aufwendiges Unterfangen, das sich über Monate hinzog.
„Die Ergebnisse werden derzeit bewertet“, teilt Jochen Vogel mit. Anschließend werde auch das Konzept für die Ausgleichsmaßnahmen überarbeitet. Fest steht allerdings: Für die Fledermäuse in dem Gebiet stellt die auf vier Spuren verbreiterte Fahrbahn ein riesiges Hindernis dar, sie brauchen besondere Unterstützung. Die meist sehr kurzsichtigen Säugetiere überfliegen Asphaltflächen in nur wenigen Metern Höhe. Damit ist die Gefahr groß, dass sie mit einem Fahrzeug zusammenprallen. Deshalb müssen Querungshilfen eingerichtet werden, macht der Sprecher deutlich.
Ortsumgehung Rosengarten
Diese Hilfen stellen auch einen Knackpunkt in Sachen Ortsumgehung Rosengarten dar. Hessen Mobil hat inzwischen – wie gerichtlich eingefordert – die Fledermausvorkommen in dem Bereich kartiert und bei den Plänen für die Schutzmaßnahmen nachgebessert. Wie Jochen Vogel berichtet, sind mehrere Querungsbauwerke vorgesehen. Ende 2022 sollen die überarbeiteten Unterlagen dem hessischen Verkehrsministerium als zuständiger Behörde vorgelegt werden. Wann hier eine Entscheidung fällt, ist allerdings kaum abzusehen.
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