Bergstraße. Mit einem Lächeln nimmt Günter Blank die Urkunde entgegen. „Ehrenmitglied“ steht in großen Buchstaben darauf, dazu die Glückwünsche zum 98. Geburtstag. Der Jubilar bedankt sich höflich – und fügt kurz darauf hinzu: „Ich muss jetzt aber trainieren.“ Für Günter Blank ist es ein ganz normaler Donnerstagnachmittag. Er steigt aufs Laufband, läuft fünf Minuten und legt 0,28 Kilometer zurück, bevor er zu den nächsten Geräten wechselt. So war es immer, so soll es bleiben: Bewegung ist sein Lebenselixier. Seit 14 Jahren trainiert Günter im Pfitzenmeier in Bensheim, hier wurde er nun zu seinem 98. Geburtstag zum lebenslangen Ehrenmitglied ernannt. Für Leiter Manuel Limbeck war das eine Herzensangelegenheit: Günther habe hier eine richtige Fangemeinde, junge Menschen seien begeistert, wenn sie sehen, mit welcher Konsequenz er noch trainiere. Das Team finde es wahnsinnig toll, und für ihn sei klar: Sport sei nicht nur Training, sondern auch eine soziale Aufgabe. Unter den rund 6.100 Mitgliedern des Bensheimer Studios ist er der Älteste – und konzernweit, mit rund 140.000 Mitgliedern, ebenfalls, so Studiochef Limbeck.
Sport gehört für Blank seit jeher zum Leben. Schon als Jugendlicher habe er leidenschaftlich Fußball gespielt, später kamen Tennis, Kegeln, Bergwandern und Skifahren dazu. Drei Mal stand er auf der Zugspitze, noch mit 92 Jahren fuhr er Ski, mit 94 setzte er sich auf ein Motorrad. Dann allerdings zwangen ihn seine nachlassenden Augen, Auto- und Motorradfahren aufzugeben. Der Sport aber blieb. In der Jugend habe Sport noch Spaß gemacht, im hohen Alter merke man jedoch, dass man ihn brauche, sagt er. Sein Motto habe er sich über Jahrzehnte bewahrt: „Wer ruht, der rostet.“ Eine Woche ohne Bewegung sei für ihn, als hätte er mehrere Jahre nichts gemacht. Dabei war sein Weg nicht immer gerade. Der Krieg unterbrach seine sportliche Jugend, fünf Jahre verbrachte er in russischer Gefangenschaft. Später engagierte er sich als Vorsitzender einer Behindertensportgruppe, die damals zu 90 Prozent aus Kriegsversehrten bestand. Das sei kein Leistungssport gewesen, man habe dort zum Beispiel Faustball gespielt, erinnert er sich. Er blieb in Bewegung – und übertrug diese Haltung auch auf andere.
Das Training des früheren Bankkaufmanns ist klar strukturiert: erst Laufband, dann Rudern eng und breit, Lastzug, Beinpresse, Übungen für die Beininnenseite und -außenseite, Bauch- und Rumpfübungen. Insgesamt 15 bis 20 Geräte in etwa einer Stunde. Danach gönnt er sich eine Pause. An manchen Tagen müsse er sich in den Hintern treten, um ins Studio zu kommen, sagt er, doch er wisse, wie wichtig es sei: „Wenn man nichts macht, wird man steif.“ Sein Arzt habe ihm empfohlen, das Training auf einmal pro Woche zu beschränken, als er hörte, dass Günter zwei- oder gar dreimal wöchentlich kam. Doch der 98-Jährige macht nach Gefühl – und kommt bei schönem Wetter auch heute noch gerne zweimal.
Günther Blanks Ziel ist Gesundheit
Fester Bestandteil ist sein Donnerstagstermin um 13 Uhr. Dann wird er abgeholt, da er selbst nicht mehr fahren kann. Im Studio angekommen, begrüßt er das Team an der Rezeption, plaudert mit Bekannten, oft auch mit seinem langjährigen Sportfreund Wolfgang Heiligenthal. Die beiden kennen sich noch aus Zeiten im Heppenheimer Sportpark, wo Blank früher mit seiner Saunagruppe regelmäßig eingekehrt war. Heute unterhielten sie sich im Studio über alles Mögliche – über Sport genauso wie über Politik. Heiligenthal agiere als eine Art von Coach und gebe Tipps, wenn Blank Fragen zu den Geräten habe und sei damit längst mehr als nur ein Trainingspartner.
Seine alte Saunagruppe ist im Laufe der Jahre kleiner geworden: Drei Mitglieder sind verstorben, ein weiterer kann aus gesundheitlichen Gründen keinen Sport mehr treiben. Blank und der Jüngste der Gruppe sind die Einzigen, die noch aktiv dabei sind. Er hoffe, dass er es noch eine Zeit lang machen könne, sagt er, bescheiden wie immer. Seine Wünsche seien einfach: einigermaßen gesund bleiben, beweglich bleiben, den Sport so lange wie möglich fortsetzen. Dass er damit Menschen weit über seinen Freundeskreis hinaus inspiriert, ist für ihn eher nebensächlich. Für ihn sei Sport vor allem „eigennützig“. Doch wenn er zwischen den Geräten steht, mit einem Lächeln die Glückwünsche entgegennimmt und dann wieder seine Routine beginnt, wird klar: Günther Blank ist nicht nur Ehrenmitglied des Studios, sondern auch ein lebendiges Beispiel dafür, dass Bewegung jung halten kann – selbst mit 98.
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