Digitalisierung

Frühzeitige Warnung bei Starkregen dank Echtzeitdaten und KI

Der Kreis Bergstraße erhält rund 657.000 Euro Landesfördermittel für ein Starkregen-Frühwarnsystem. Der Kreis Bergstraße und Gewässerverband kooperieren miteinander.

Von 
red
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Peter Heuser, vom Dienstleister UI, installierte im Vorgängerprojekt bereits erste Pegelmess-Sensoren an Weschnitz-Zuflüssen, die bereits ab November das bestehende Messnetz verdichten und Echtzeitdaten liefern. © Kreis Bergstraße

Bergstraße. Starkregen-Ereignisse und Überflutungen stellen Städte, Gemeinden und Landkreise zunehmend vor große Herausforderungen. Auch der Kreis Bergstraße ist aufgrund seiner geografischen und topografischen Lage besonders gefährdet. Starkregen-Ereignisse können erhebliche Schäden an der Infrastruktur verursachen. „Die Wahrscheinlichkeit dafür nimmt durch den rasch fortschreitenden Klimawandel weiter zu“, heißt es in einer Pressemitteilung aus dem Bergsträßer Landratsamt. Um solche Ereignisse besser vorhersagen und sich besser darauf vorbereiten zu können, baut der Kreis Bergstraße in Kooperation mit dem Gewässerverband Bergstraße daher ein Starkregen-Frühwarnsystem auf. Dafür startet die Kreisverwaltung zum 1. November 2025 mit dem zweijährigen Projekt „Smarter Kreis Bergstraße – Umsetzung eines kreisweiten Starkregen-Risikomanagements“. Das Projekt ird durch das Hessische Ministerium für Digitalisierung und Innovation mit rund 657.000 Euro aus Steuergeldern des Landes gefördert.

Das geplante Starkregen-Frühwarnsystem basiert auf den Erfahrungen eines ähnlichen Projekts aus dem Landkreis Fulda und wird aus technischen Sensoren einerseits und einer KI-gestützten Software andererseits bestehen. Das System misst in Echtzeit Niederschlag, Pegelstände und Abflussverhalten und kombiniert diese Daten mit Werten des Deutschen Wetterdienstes. Im Bedarfsfall soll das System dann in Sekundenschnelle einen Alarm bei Bürgerinnen und Bürgern, Rettungskräften und Verwaltung auslösen – zum Beispiel per SMS oder E-Mail. Bei der Auswertung der Daten kommt zudem eine künstliche Intelligenz zum Einsatz, die automatisiert die Messergebnisse analysiert, um den Alarmierungsprozess selbstlernend stetig weiter zu optimieren.

Künstliche Intelligenz soll helfen

Ein großer Vorteil eines solchen KI-gestützten, selbstlernenden Systems mit Echtzeitdaten liegt darin, dass dieses sehr präzise und räumlich kleinteilige Prognosen erstellen kann. Diese wiederum ermöglicht eine frühere Alarmierung der Einsatzkräfte und frühere Warnung der Bevölkerung. „Wenn die Einsatzkräfte bei Starkregen-Ereignissen früher alarmiert und zur richtigen Stelle geschickt werden, können sie so ‚vor die Lage kommen‘ – also noch präventiv handeln und so schlimmere Schäden verhindern“, hebt Landrat Engelhardt hervor.

„Auch die Bürgerinnen und Bürger gewinnen so wertvolle Zeit für kurzfristige Vorbereitungsmaßnahmen, um größere Schäden zu vermeiden.“ Zum Beispiel, indem sie gefährdete Gebäudeöffnungen noch abdichten, Elektrik abschalten oder wichtige Dokumente und Vermögenswerte in Sicherheit bringen können. Die Echtzeitdaten schaffen dabei größeres Vertrauen, da sie vor Ort erhoben werden und nicht nur grobe Schätzungen oder Berechnungen sind. Die konkreten, gemessenen Daten führen zudem dazu, dass weniger Einsatzkräfte zur Beobachtung der Lage vor Ort eingesetzt werden müssen. So können vor allem auch ehrenamtliche Helferinnen und Helfer entlastet werden.

Das Projekt „Smarter Kreis Bergstraße – Umsetzung eines kreisweiten Starkregen-Risikomanagements“ startet zwar erst zum 1. November 2025, doch der Kreis Bergstraße und der Gewässerverband nutzen die Zeit bis zum offiziellen Start bereits: Gemeinsam besichtigten Vertreter des Kreises und des Gewässerverbandes bereits die Flusszuläufe entlang der Weschnitz und prüften, wo und welche Messsensoren zum Einsatz kommen sollen. Im Rahmen des Vorgängerprojekts „Smarter Kreis Bergstraße – Aufbau einer interkommunalen Dateninfrastruktur im Kreis Bergstraße“ konnten bereits erste Sensoren angeschafft werden, die für das neue Projekt weiter genutzt werden können.

Als nächste Schritte werden der Kreis Bergstraße und der Gewässerverband ab November die Software- und Hardware-Leistungen, die für das Starkregen-Frühwarnsystem benötigt werden, ausschreiben. Danach beginnt die Umsetzungsphase, in der die Sensoren installiert werden, alle notwendigen Informationen zusammengeführt und das System ausgerollt wird. Ziel ist es, dass das System ab November 2027 im gesamten Kreis Bergstraße im Einsatz ist.

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