Bergstraße. Wo vor knapp einem Jahr noch leere Wiesen und Felder zu sehen waren, steht nun der Solarpark mit der wohl größten Batterie im Kreis Bergstraße. Der sogenannte „Innovationspark“ zwischen Siedelsbrunn und der Kreidacher Höhe ist bereits seit Mitte Mai in Betrieb und wurde nun offiziell eingeweiht. Auf rund sieben Hektar wird mithilfe von mehr als 8200 Einzelmodulen grüner Solarstrom erzeugt – und auch zwischengespeichert. Es handelt sich also um eine „Hybridanlage“. Die Freiflächen-PV-Anlage hat die GGEW gemeinsam mit dem Projektentwicklungsunternehmen ABO Energy und mit Unterstützung der Gemeinde Wald-Michelbach umgesetzt. Eine landwirtschaftliche Doppelnutzung ist möglich, schon bei der Eröffnung grasten friedlich Schafe unter den Paneelen.
Die Anlage selbst verfügt über etwa 4,7 Megawatt Leistung und erzeugt rund 5,1 Millionen Kilowattstunden im Jahr. Rein rechnerisch entspreche das laut GGEW dem Verbrauch von rund 1700 Haushalten im Jahr. Das Besondere an der Anlage: Gerade nicht verwendeter Strom kann vor Ort gespeichert werden.
Solarstrom wird mit Autobatterien gespeichert
Der Speicher selbst besteht aus zwei Batteriecontainern, die mit dem Transformator verbunden sind, erklärte Roman Pille von der für den Speicher zuständigen TRICERA energy. Insgesamt sind 553 neue Autobatterien verbaut, die auf eine zehnjährige Benutzungsdauer ausgelegt sind. Bei Bedarf können einzelne aber auch vorher ausgetauscht werden.
Der Speicher hat eine Leistung von 1,6 Megawatt und eine Kapazität von 5,8 Megawattstunden. Zum Vergleich: Das sei pro Jahr genug, um 583 Einfamilienhaushalte für ein Jahr mit Strom zu versorgen. Wichtig sei auch, dass im Rahmen der Innovationsausschreibung kein Strom aus dem Netz bezogen werden darf. Es darf also nur Strom, den die Anlage selbst erzeugt hat, gespeichert werden. Das erlaube eine Flexibilität, die dabei helfe, Netzschwankungen auszugleichen und Überlastungen zu vermeiden.
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So könnte auch die wechselhafte Solarenergie effizient genutzt werden. Die Anlage sei ein „Meilenstein“ in Sachen erneuerbare Energie in der Firmengeschichte, sagte Carsten Hoffmann, Geschäftsführer der GGEW. „Die Energiewende wird nicht nur in der Nordsee gewonnen“, fügt er hinzu. Denn die hybride Anlage erlaubt es eben nicht nur, grünen Strom zu erzeugen, sondern auch, ihn für spätere Nutzung zu speichern. Diese Flexibilität sei die Antwort auf die Frage, was passieren solle, wenn die Sonne einmal nicht scheine.
Er bedankte sich auch bei der Gemeinde Wald-Michelbach, die sowohl mit der neuen PV-Anlage als auch mit dem bestehenden Windpark bereits viele Beiträge zur Energiewende leiste. Zu Beginn im Jahr 2019 sei die hybride Freiflächen-PV-Anlage bei der Gemeinde und bei den Bürgern Wald-Michelbachs erst auf Skepsis gestoßen.
Immer „Praktikable Lösungen“ trotz Skepsis gefunden
„Es gab viel zu diskutieren“, sagte Valentin Schulte von der ABO Energy, aber es habe immer einen konstruktiven Austausch gegeben, zum Beispiel in Bezug auf die Sichtbarkeit der Anlage und die Jagdbelange, die zuletzt Thema waren.
Auch die Zusammenarbeit mit dem Kreis beim Abstimmungs- und Genehmigungsverfahren lobte er. Alle Beteiligten hätten immer „praktikable Lösungen“ finden können – etwas, das nicht überall der Fall sei.
Stefan Hackbart von der Volksbank Darmstadt Mainz, die das Projekt als Financier unterstützt hatte, freute sich darüber, als Bank so „tolle Projekte“, die „Technik der Zukunft“ zu unterstützen und dabei Erfahrung mit „kompetenten Partnern“ sammeln zu können. „Wir nehmen die Aufgabe als Financier sehr ernst“, sagte er. Das Geldinstitut habe Spezialisten, die Projekte wie diese finanziell betreuen.
Auch für den hauptamtlichen Kreisbeigeordneten Matthias Schimpf ist der Innovationspark ein „Vorzeigeprojekt“. Er freute sich über so „innovative Lösungen im Kreis“, denn auch für ihn sei klar: „Die Energiewende findet regional und vor Ort statt.“
Die Zusammenarbeit zwischen den Partnern, darunter die Betreiber, den Financiers, den Flächeninhabern, sowie der Standortgemeinde Wald-Michelbach und dem Kreis Bergstraße selbst habe „gut geklappt“. kum/ü
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