Bergstraße. „Das fühlt sich richtig toll an“, begrüßte Professor Bruno Weis das Publikum im ausverkauften Parktheater. Dem künstlerischen Leiter des Bergsträßer Jazzfestivals war die Vorfreude auf das erste Gospel-Konzert seit 2019 anzumerken. Bereits seit 2007 gibt es die traditionelle und mittlerweile bis über die Landesgrenzen hinaus bekannte Veranstaltungsreihe, zu der dieses Jahr die Black Harmony Gospel Singers zu Gast waren.
Die französische Gospelgruppe wurde 1994 von ihrem Chorleiter Jérémie Viraye gegründet und hatte seitdem zahlreiche erfolgreiche Auftritte in ganz Europa, unter anderem mit weltbekannten Künstlern wie Andrea Bocelli oder Phil Collins. Dabei verbinden sie Elemente von Blues, Jazz und Soul mit Weltmusik, gepaart mit Gesang über Gott und das Evangelium.
Gänsehaut-Momente
Der Geist von Hoffnung, Freude und Toleranz spiegelte sich auch in der Musikauswahl wider. Mit „We Shall Overcome“ präsentierte die Musikgruppe gleich zu Beginn einen Song aus der Zeit der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung.
Einen echten Gänsehauteffekt gab es mit „Silent Night“ – solo gesungen von Tess Hedreville. Die zugleich kraftvolle wie einfühlsame Interpretation des Weihnachtsklassikers sorgte beim Publikum für tosenden Applaus.
Stehende Ovationen
Es waren vor allem die Frauen, die an diesem Abend immer wieder aus dem Sextett hervorstachen. Besonders Audrey Audel hatte es den Zuschauern angetan. Die quirlige Sängerin mit der gigantischen Stimme löste mit ihrer Interpretation zu „Jesus Oh What a Wonderful Child“ stehende Ovationen aus. Man tritt Mariah Carey sicherlich nicht zu nahe, wenn man sagt, dass die an diesem Abend aufgeführte Version dem Original in nichts nachstand.
Kurz nach der Pause wurde es plötzlich still im Saal – bis einer der Sänger, sichtlich ergriffen, ans Mikrofon trat. „I want to share something with you“, begann Kryss Némel seine emotionalen Worte.
Jazz-Festival 2023
Professor Bruno Weis, künstlerischer Leiter des Bergsträßer Jazz-Festivals, stellte zu Beginn des Gospel-Konzerts am Montagabend die kommenden Veranstaltungen vor.
Am 17. Mai 2023 tritt im Rahmen von „MaiWay“ in der Kirche St. Georg das Lörscher Trio auf. Der Titel ihres Programms lautet: Trisonate – From Bach to Now.
Am 19. August 2023 treten im Rahmen von „Jazz von 10 … bis zehn“ folgende Künstler auf: Dixie Heros – Marching Band, Stefan Ulbrich Trio – Boogie, Magic Ed Combo – Blues sowie die „Original Blütenweg Jazzer“.
Am 26. Dezember 2023 gibt es „Carolines weihnachtliche Saitensprünge“ mit der Ausnahme-Geigerin Caroline Adomeit.
Unterstützt wird das Bergsträßer Jazz-Festival von der Stadt Bensheim, der Sparkasse Bensheim, der GGEW und dem Bergsträßer Anzeiger. red
„Das ist heute Abend mein letzter Auftritt – nach mehr als zwölf Jahren“, fuhr er auf Englisch fort. Immer wieder übermannt von seinen Gefühlen erzählte der Musiker, dass er nun einen Song singen wolle, den er noch nie live performt habe: „Go Down Moses“, auch bekannt als „Let My People Go“.
Mit einer Fusion aus Solopart und Chorgesang gelang es den Künstlern, eine emotionale Bindung zwischen sich und dem Publikum herzustellen, die von nun an nicht mehr abreißen sollte.
Es waren vor allem die rhythmischen Akzente zu „When the Saints“ oder „Oh Happy Day“, die den Funken an diesem Abend zum Überspringen brachten. Zudem verstanden es die sympathischen Musiker aus Frankreich hervorragend, mit den Zuschauern zu harmonieren – und auch die Kommunikation auf Englisch sorgte für manche Heiterkeit.
Abschied nach zwölf Jahren
Für Kryss Némel war der Auftritt in Bensheim es das Ende einer langen Reise. 1999 kam der auf Martinique geborene Sänger, Designer und Maler für sein Studium der Architektur nach Frankreich, wie er auf Nachfrage erzählte. Letztes Jahr habe er seinen Vater verloren, weshalb er 2021 schon mehrere Wochen in der Heimat verbracht habe. „Nun ist es Zeit, endgültig nach Hause zu kehren. Heute war mein letztes Konzert“, blickt Némel ein wenig wehmütig auf seine Musikkarriere zurück, auch wenn er nicht ausschließen möchte, irgendwann wieder auf die Bühne zurückzukehren.
Beim Publikum im Bensheimer Parktheater wird er – wie seine Kollegen auch – nach diesem Auftritt jedenfalls immer mit offenen Armen empfangen werden.
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