Wirtschaftsförderung

Einzigartige Ideen und ein modernisierter Standort

Die Sieger des 9. Gründerwettbewerbs wurden in Erbach ausgezeichnet: Sartorius Metalltechnik, Idea Distillers und Pflegedienst Kolibri.

Von 
Thomas Tritsch
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Freude bei der Preisverleihung: (v.l.n.r.) Die Sieger Torsten Mayer, Malgorzata Matuska-Mayer und Christian Schrade, Sponsorin Katarina Metz sowie Sieger Simon Weiß. © Bild. TR

Bergstraße. Im Januar hat Torsten Mayer mit seiner Frau und Mitgesellschafterin Malgorzata Matuska-Mayer das 1795 gegründete Unternehmen Sartorius Metalltechnik übernommen. Der Bensheimer Traditionsbetrieb hat 30 Mitarbeiter und lange nach einem Nachfolger gesucht. In kürzester Zeit hat Mayer, gebürtiger Bensheimer, den Werkzeug- und Maschinenpark erweitert und die Außendarstellung des Fachbetriebs für Glas- und Aluminiumbau modernisiert. Für die bislang erfolgreiche Weiterführung des Unternehmens wurden die Gesellschafter jetzt beim Gründerwettbewerb Bergstraße-Odenwald ausgezeichnet.

Der Sonderpreis in der Sparte Handwerk würdigt auch die Pläne der Geschäftsführung, die Wettbewerbsfähigkeit und Kundenorientierung in einem dynamischen Markt noch weiter zu verbessern und das Unternehmen am Standort zu sichern, hieß es bei der Preisverleihung bei der Firma Koziol in Erbach. Gut einhundert Gäste waren zum Finale der 9. Runde des Wettbewerbs gekommen, an dem sich in diesem Jahr 29 Start-ups und Unternehmensnachfolger beteiligt hatten. Das waren etwas mehr als im Vorjahr. Die Sieger erhielten nicht nur Preisgelder, sondern auch eine öffentliche Bühne für ihre Geschäftsideen.

Hochprozentiges Marketing

Mit dem Preis für junge Unternehmen im Wachstum wurde die Marketing-Agentur Idea Distillers aus Heppenheim prämiert. Christian Schrade und Simon Weiß helfen Herstellern, Importeuren und Verkäufern von Premium Spirituosen, ihre Produkte zu entwickeln und erfolgreich am Markt zu positionieren. Die beiden Sommeliers brennen in doppelter Hinsicht für Gin, Rum, Whiskey und andere Edelbrände. Seit 2006 arbeiten sie in unterschiedlichen Projekten zusammen. Zunächst gründeten sie eigene kleinen Firmen in Berlin und Bensheim. In Heppenheim sind nach drei Jahren vier festangestellte Mitarbeiter tätig, ein Pool von freiberuflichen Partnern unterstützt das Team. Und auch die Umsätze wachsen. Der Sonderpreis wurde in diesem Jahr vom Unternehmen Cater Kati gesponsert: Chefin Katarina Metz gehörte bei der ersten Runde der Gründungsoffensive 2010 zu den Preisträgern.

Im Bereich der klassischen Neugründungen hat der Pflegedienst Kolibri in Fürth die Jury überzeugt. Anna Steingrüber und Simone Ay kombinieren klassischen Pflegedienst mit einem Tagespflegeangebot für Senioren. Ein Service, der in der Region einzigartig sei, heißt es von Seiten der Wirtschaftsförderung. Die hohe Nachfrage gebe der jungen GbR Recht. Die Preise für die Region Odenwald wurden separat vergeben.

„Der Wettbewerb ist ein Erfolgsprojekt“, so der WFB-Geschäftsführer Matthias Zürker in der „Glücksfabrik“, wie Stephan Koziol das Outlet seines Unternehmens nennt. „Kunst in den Haushalt bringen“, beschreibt der Geschäftsführer das Credo der Firma, die 1927 als Elfenbeinwerkstatt gegründet wurde und in den 30er Jahren als Hersteller von Kunststoffartikeln bekannt wurde. „Grenzen sind nicht real, sondern selbst auferlegt und akzeptiert“, spornte Koziol Neugründer an, über den Tellerrand zu blicken und innovativ zu denken. Ideen könne man nicht suchen, sondern nur finden. Am aussichtsreichsten neuen Start-ups, wenn sie versuchten, ein Gefühl zu transportieren.

Etwa 250 bis 300 Gründungsberatungen pro Jahr finden in den Regionen Bergstraße und Odenwald statt, wie die Wirtschaftsförderungen mitteilen. Durch die Umsetzung am Markt würden jährlich mehr als 200 Arbeitsplätze neu entstehen. Landrat Christian Engelhardt sprach von einem guten Gründerklima mit einem exzellenten Umfeld. Sein Odenwälder Amtskollege Frank Matiaske betonte, dass es durch die Gründungsoffensive gelungen sei, die geografisch bedingte Konkurrenzsituation beider Wirtschaftsstandorte ein Stück weit konstruktiv zu überwinden und Synergieeffekte zu schaffen.

Hessen sei ein Gründerland, sagte Carolin Friedländer. Die stellvertretende Referatsleiterin im Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung kündigte an, das hessische Fördermittelsystem (Darlehen, Fonds) neu strukturieren zu wollen, um Start-ups noch bessere Bedingungen zu ermöglichen.

"Gründer sind ein bisschen wie kleine Kinder. Sie brauchen viel ...

"Gründer sind ein bisschen wie kleine Kinder. Sie brauchen viel Wärme und Zuneigung, um erfolgreich laufen zu lernen." WFB-Geschäftsführer Matthias Zürker über Sinn und Zweck der Gründerberatung.

Pfiffige Konzepte

Im Rahmen der Gründungsoffensive Bergstraße-Odenwald haben Neugründungen und Unternehmensnachfolger jedes Jahr die Chance, mit einem starken Businessplan Geld zu gewinnen.

Insgesamt werden 10 000 Euro ausgeschüttet. Inklusive der Sonderpreise in der Sparte Handwerk sowie für Jungunternehmen in der Wachstumsphase. Ausrichter sind seit 2009 die Wirtschaftsförderung Bergstraße (WFB) und die Odenwald Regional-Gesellschaft mbH (OREG).

Als Projektpartner sind unter anderen die Sparkasse Starkenburg und die Handwerkskammer Rhein-Main mit im Boot.

Über die pfiffigsten Geschäftsideen entscheidet in jedem Landkreis eine Jury mit Vertretern aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft.

Ziel des Wettbewerbs ist eine Verbesserung des regionalen Gründungsklimas und der allgemeinen Start-up-Qualität.

Finanziell unterstützt wird die Reihe vom Hessischen Wirtschaftsministerium. Die Gründungsoffensive wird maßgeblich vom EU-Fonds für Regionalentwicklung (EFRE) gefördert. tr

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