Bergstraße. Bergstraße. In Bürstadt soll sie enden, die neue moderne Gleichstromleitung, die künftig Windenergie von Niedersachsen nach Hessen transportiert. Vielleicht reicht sie aber auch bis nach Lampertheim – noch ist diese Frage nicht endgültig entschieden. Fest steht allerdings für die Bundesnetzagentur: Der Großraum rund um Frankfurt braucht künftig mehr Energie. Und an der Küste wird grüner Strom im Überfluss produziert. Die bestehenden Nord-Süd-Verbindungen sind allerdings jetzt schon ausgelastet. Also muss eine neue, vierte Trasse her.
Die Planungen dazu stehen aber noch komplett am Anfang. So ist der genaue Verlauf der neuen Stromtrasse noch offen, wie im überarbeiteten Netzentwicklungsplan nachzulesen ist. Gerechnet wird mit einer Länge von 528 Kilometern, im Jahr 2035 soll die Leitung in Betrieb genommen werden. Und sie wird höchstwahrscheinlich unterirdisch verlaufen: Einer Erdverkabelung werde Vorrang eingeräumt, heißt es in dem Planwerk.
Wechselspiel
Bei Gleichstrom unter Hochspannung soll die elektrische Energie dabei nach Südhessen transportiert werden. Dieses Verfahren eignet sich besonders für weite Entfernungen, da kaum Übertragungsverluste entstehen, bestätigt das Bundeswirtschaftsministerium. Bislang fließt in Hochspannungsleitungen Wechselstrom. Dabei gehe ein weitaus größerer Anteil an Energie verloren als bei der neuen Technik.
Strombedarf wächst weiter
Den Autoren des Netzentwicklungsplans schwebt deshalb eine Kombination vor: Die Energie aus den Windparks wird in Niedersachsen per Konvertor zum Gleichstrom umgewandelt. Als Standort für diesen „Knotenpunkt“ wird zurzeit Rastede bei Oldenburg angepeilt. Ziel und zweiter Knotenpunkt ist Bürstadt, hier soll die Energie wieder in Wechselstrom zurückverwandelt werden.
Von da aus wird sie weiter an die Endverbraucher verteilt, also vor allem an Haushalte und Unternehmen im Großraum Frankfurt. Hier sei nämlich mit einem wachsenden Strombedarf zu rechnen – angesichts der schon jetzt hohen Bevölkerungsdichte, einer Vielzahl an Fabriken und künftig noch mehr Rechenzentren, nehmen die Planer an.
Ohnehin gehen die Autoren davon aus, dass der Energiebedarf im nächsten Jahrzehnt kontinuierlich ansteigt. Kohle- und Kernkraftwerke sind inzwischen Auslaufmodelle, also kommt den erneuerbaren Energien – und damit vor allem Windkraft- und Photovoltaikanlagen – eine wichtige Bedeutung zu.
Öffentlich einsehbar
Noch handelt es sich beim Netzentwicklungsplan um einen Entwurf, der im April an die Bundesnetzagentur als Genehmigungsbehörde ging. Seit einer Woche ist der Entwurf öffentlich einsehbar.
Landratsamt erwartet grünes Licht
Eine Gelegenheit, die sich auch das Landratsamt in Heppenheim nicht entgehen lassen will. „Behörden und die Öffentlichkeit haben nun bis zum 20. Oktober die Möglichkeit, hierzu Stellung zu nehmen. Der Kreis Bergstraße beabsichtigt – wie bei den vergangenen Beteiligungsverfahren – hierzu eine Stellungnahme abzugeben“, beantwortet die Kreisverwaltung eine Anfrage unserer Redaktion.
Dabei sei abzusehen, dass die Bundesnetzagentur grünes Licht für die neue Stromtrasse gibt: „Die Maßnahme erweist sich in allen betrachteten Szenarien als wirksam und wird somit – vorbehaltlich weiterer Erkenntnisse – als bestätigungsfähig eingestuft“, lautet die Einschätzung aus dem Landratsamt.
Detailplanung steht noch aus
Bis es nach einer endgültigen Genehmigung an die konkrete Planung geht, ist allerdings noch Zeit. Dann erst wird über den endgültigen Verlauf der neuen Trasse verhandelt und auch über die Frage, ob lediglich Erdkabel verlegt oder doch Strommasten gebaut werden.
Behörden und Bürger haben dabei erneut die Möglichkeit, Stellung zu beziehen. /sm
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