Verdacht - Im buddhistischen Kloster in Siedelsbrunn soll sich vor Jahren ein Abt an einem Schüler vergangen haben / Staatsanwaltschaft Frankfurt prüft Verfahren

Ein Schatten fällt auf Buddhas Weg

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nk/ank/ü
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Im Kloster „Buddhas Weg“ in Siedelsbrunn soll es zu sexuellen Übergriffen durch einen Abt gekommen sein. Die vermeintlichen Vorfälle liegen zum Teil über zehn Jahre zurück. Unser Bild entstand beim Lichterfest im vergangenen Jahr. © Reimer/ü

Siedelsbrunn. Gab es im Kloster „Buddhas Weg“ in Siedelsbrunn sexuelle Übergriffe durch einen Abt? Darüber berichtet jedenfalls das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“. In dem Artikel melden sich Betroffene zu Wort. Demnach sollen ein Zwölfjähriger, mehrere volljährige Angehörige der Gemeinschaft sowie externe Schüler missbraucht und belästigt worden sein. Die vermeintlichen Vorfälle liegen zum Teil über zehn Jahre zurück.

Die Taten sollen sich im Kloster Pagode Phat Hue in Frankfurt am Main sowie im dazugehörigen „Buddhas Weg“ im Überwald ereignet haben. Zwei Anzeigen hatte es in den Jahren 2011 und 2014 gegeben. Wie Nadja Niesen von der Staatsanwaltschaft Frankfurt auf Anfrage mitteilte, wurden beide Verfahren aber eingestellt.

Aussage reichte nicht aus

Zuerst habe der betroffene Minderjährige keine Angaben zu dem Vorfall gemacht; eine spätere Aussage habe nicht dazu gereicht, Anklage zu erheben. Aufgrund der aktuellen Nachrichtenlage werden die Vorfälle erneut überprüft. Ob es diesmal zu einer Anklage kommt, steht noch nicht fest.

„Das Verfahren befindet sich in der Schwebe“, so Niesen. Fakt ist, dass der Abt seinen Vorsitz der Deutschen Buddhistischen Ordensgemeinschaft (DBO) im Jahr 2009 niedergelegt hat. Außerdem wurde er dort 2010 als Mitglied ausgeschlossen. Grund sind „fünf eidesstattliche Versicherungen, die beweisen, dass er sexuelle Beziehungen zu einigen seiner Schüler unterhielt“, schrieb die DBO damals in einer öffentlichen Mitteilung, die noch heute auf ihrer Website zu lesen ist.

„Völliger Widerspruch“

Demnach stehe das Verhalten des Abtes „in völligem Widerspruch zum reinen Lebenswandel eines buddhistischen Mönchs“. Er habe die Lehrer-Schüler-Bindung in gravierendem Maße ausgenutzt, da er nicht nur die Nonnen und Mönche leitete, sondern auch Kurse für externe Besucher gab. Laut DBO bezog der Abt Stellung zu den Vorwürfen, was aber nicht dazu führte, dass der Ausschluss zurückgenommen wurde.

Im Jahr 2011 legte ihm die DBO nahe, seinen Mönchsstatus niederzulegen und „öffentlich in den Laienstand zu gehen“. Drei Jahre später kam der Mann dieser Aufforderung nach und gab sein Amt als Abt in den beiden Klöstern in Frankfurt und Siedelsbrunn an seinen Stellvertreter ab, das dieser bis heute ausübt.

Zum Hintergrund: Die DBO ist nach eigenen Angaben ein Zusammenschluss deutschsprachiger buddhistischer Mönche und Nonnen und wurde vom Dachverband Deutsche Buddhistische Union gegründet. Dort sind bundesweit 63 buddhistische Gemeinschaften organisiert. Die Klöster in Frankfurt und Siedelsbrunn sind nicht als Mitglieder gelistet.

Wie geht das Kloster „Buddhas Weg“ mit den schwerwiegenden Vorwürfen um? Eine Sprecherin teilte dazu auf Nachfrage mit, dass gegenüber der Presse keine Stellungnahme abgegeben wird. Auch, ob der betroffene ehemalige Abt noch in Siedelsbrunn praktiziert, wollte sie nicht sagen. Das für kommenden Samstag, 2. Juni, vorgesehene Sommerfest zu Ehren Buddhas findet wie geplant ab 11 Uhr statt. nk/ank/ü

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