Bildung

Die Kreisvolkshochschule Bergstraße spürt noch immer die Auswirkungen der Pandemie

Zu Beginn des Herbstsemesters hoffen die Verantwortlichen der Kvhs Bergstraße aber, dass die schwierigste Zeit vorbei ist. Das 50-Jahre-Jubiläum wird am 21. Oktober in Lorsch gefeiert.

Von 
Thomas Tritsch
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Kvhs-Leiterin Iris Hoch und Fachbereichsleiter Matthias Petry bei der Vorstellung des Herbst-Winter-Programms 2022 der Kreisvolkshochschule. © Zelinger

Bergstraße. Weniger Dozenten, kleinere Kurse: Die Kreisvolkshochschule (Kvhs) Bergstraße spürt weiterhin die Auswirkungen der Pandemie. „Wir sind noch längst nicht zurück auf dem Niveau von 2019“, sagt die Leiterin Iris Hoch über die Corona-Spätfolgen im Jubiläumsjahr zum 50-jährigen Bestehen der Einrichtung. Etliche Kursleiter stehen nach über zwei Jahren im eingeschränkten Betrieb nicht mehr zur Verfügung, und auch viele Kunden sind verloren gegangen.

Dennoch geht die Kvhs zuversichtlich ins neue Semester. Die Anzahl der Kurse steigt wieder, das Programmangebot spiegelt nach wie vor die Bedürfnisse und Interessen der Menschen. Gesellschaftliche Trends prägen das Angebot, das seit Beginn der Pandemie eine besondere Dynamik erlebt hat: Neue Themen kamen hinzu, Onlinekurse erlebten einen Boom, der momentan wieder am Abklingen ist. Die Zukunft könnte verstärkt in hybriden Formaten liegen, glaubt auch Landrat Christian Engelhardt, der die Volkshochschulen bei der Vorstellung des Herbstprogramms als gelebten Ausdruck des Konzepts des lebenslangen Lernens bezeichnet.

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Engelhardt ist stellvertretender Vorsitzender des Hessischen Volkshochschulverbandes, der sich aus Landkreisen und kreisfreien Städten sowie den von ihnen beauftragten Trägern einer Volkshochschule zusammensetzt. Aktuell sind 32 Einrichtungen Mitglied. Die Kvhs im Landkreis Bergstraße hatte sich 1972 formiert – der runde Geburtstag wird am 21. Oktober im Paul-Schnitzer-Saal in Lorsch gefeiert. Als offene Veranstaltung mit Musik, Gesprächen und einem Unterhaltungsprogramm. Jeder kann und soll kommen, so Iris Hoch.

Waren in den 70er Jahren noch Nähen, Batik und Sprachkurse en vogue, kamen in den 80ern die ersten Computerangebote hinzu. Das Fremdsprachen-Spektrum wuchs mit der Reiselust der Deutschen – mit aktuell 173 Kursen ist die Sparte auch heute noch eine feste Bank im Portfolio der Kvhs Bergstraße. Übertroffen nur noch vom Bereich Fitness und Gesundheit (180 Kurse), der seit Jahren an der Spitze rangiert. Körpergefühl und Bewegung, Prävention und Mobilität bis ins Alter sind die Funken für die hohe Nachfrage in diesem Genre. „Der Kunde führt Regie“, beschreibt Iris Hoch das Angebot als einen Reflex auf die Wünsche der Kunden.

Künstliche Intelligenz ein Trend

Die aktuellen Trends weisen in verschiedene Richtungen: Künstliche Intelligenz (KI) ist derzeit ein populäres Thema, das an der Volkshochschule als allgemeinverständliche Einführung ins maschinelle Lernen Eingang findet. Die wachsenden Einsatzmöglichkeiten digitaler Geräte, der Bau von Robotern sowie Tiktok-Videos und der gesamte Komplex Smart Home (Intelligente Haustechnik) werden ebenso abgebildet wie die Herausforderungen, die der multimediale Sturm mit sich bringt. Stichwort: Medienkompetenz.

Trotz dieser modernen Kanäle ist laut Iris Hoch auch das klassische analoge Buch weiterhin gefragt. In einer langen Lesenacht in der Heppenheimer Buchhandlung May trifft sich Literatur mit Genuss. So auch im Back- und Brauhaus Drayß in Lorsch, wo ein kulinarisch flankierter Malkurs stattfindet. Matthias Petry (Fachbereich Gesundheit und Fitness) verweist auf die Themen Gesundheitswandern und auf die Naturtage mit den Schwerpunkten Yoga und Achtsamkeit. Körperbewusstsein, Meditation und Angebote zur Entspannung im Alltag sind weiterhin rege nachgefragt.

In der Reihe „vhs on tour“ geht es in diesem Semester unter anderem zum Jüdischen Museum Frankfurt und auf den Nürnberger Christkindlesmarkt. Man genießt Chagall in der Frankfurter Schirn und schaut hinter die Kulissen des Darmstädter Staatstheaters.

„Die Kreisvolkshochschule ist sicherlich vielfältiger geworden“, so Iris Hoch mit Blick auf die vergangenen fünf Jahrzehnte. Diesen Anspruch gelte es weiterhin zu pflegen. Mit 250 Dozenten, einem breit gefächerten Kursangebot und wieder zunehmenden Angeboten in Präsenz. Denn die persönliche Begegnung mit Kursleitern und anderen Teilnehmern sei für viele Kunden – neben dem jeweiligen Thema – eine elementare Motivation, um sich an der Kvhs einzuschreiben, so die Leiterin, die dem Kreis für die Unterstützung während der schwierigen Phase dankt.

Das Landratsamt hatte seit Beginn der Pandemie mehr Mittel zugeschossen, damit auch Kurse mit sehr geringen Teilnehmerzahlen stattfinden konnten. Mit Beginn des Herbstsemesters 2022 sieht die Kvhs Bergstraße die schwierigsten Monate hinter sich.

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