Planung

Die Bundesgartenschau in Mannheim ist vor dem Endspurt

Ein Rundgang über das Spinelli-Gelände zeigt, wie weit die Arbeiten an Beeten, Flächen und Gebäuden fortgeschritten sind – und wo es noch hakt.

Von 
Peter W. Ragge
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Die Gleise führen ins Nirgendwo – sie erinnern an den einstigen Güterbahnhof. © Michael Ruffler

Mannheim. Die mobilen Lichtmasten, die gelegentlich zu sehen sind, verraten es. Auf dem Spinelli-Areal wird auch nachts gearbeitet. Der Endspurt hat begonnen, denn am 14. April ist die Eröffnung der Bundesgartenschau. Auf dem Gelände ist mehr fertiggestellt als es, vom Bauzaun aus gesehen, den Anschein hat. „Und was jetzt noch fehlt, hat in Heilbronn 2019 sechs Wochen vorher auch noch gefehlt“, sagt Michael Schnellbach, Geschäftsführer der Mannheimer Bundesgartenschau-Gesellschaft. In den letzten sechs Wochen werde bei Gartenschauen oft Tag und Nacht gearbeitet, um die bereits vorgezüchteten Pflanzen einzusetzen.

„Natürlich gehen auch Dinge schief“, räumt Christian Lerch, Bereichsleiter Parkanlage und Infrastruktur, ein. Doch dafür würden täglich zwei Kolonnen von auf Gartenbau spezialisierten Arbeitern bereitstehen – als zusätzliche Kapazität. Sie könnten dort eingesetzt werden, wo etwa ein Radlader aus Versehen ein fertiges Beet überrollt hat oder einfach noch etwas nachzuarbeiten ist.

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Das milde Wetter sei natürlich günstig, denn Frost könne man nicht mehr gebrauchen, wenn ab Anfang März der Frühlingsflor eingepflanzt wird. „Was für die Bundesgartenschau zu bauen und herzurichten ist, wird alles fertig“, betont Schnellbach. Und ein Rundgang auf dem Spinelli-Gelände bestätigt, wie weit dann doch schon vieles ist – wenngleich einiges noch nicht gezeigt oder fotografiert werden darf. Für das Publikum soll es am 14. April schließlich auch den ein oder anderen Überraschungseffekt geben.

Außengelände U-Halle

Herzstück der Bundesgartenschau auf dem Spinelli-Areal ist die U-Halle, der frühere Güterbahnhof dieser riesigen Kaserne der US-Streitkräfte. Zwischen den beiden Gebäudehälften der U-Halle, wo früher die Schienen verliefen, liegen auf einem Abschnitt noch Gleise. Das ist Absicht, denn an die frühere Nutzung des Geländes soll an mehreren Stellen erinnert werden.

Nun ist ein Bereich mit Bäumen, Beeten, Wegen und einer kleinen Wasserfläche entstanden. Dort wie an anderen Stellen sieht man Reste der früheren Nutzung, etwa alte Lüftungsrohre, die nun die Beete abgrenzen.

Die U-Halle von innen

In der U-Halle werden derzeit neue LED-Lampen installiert. Besonders weit sind die Gestaltung der beiden Gastronomiebetriebe und die beiden Hallenabschnitte für die Blumenschauen. Auch da hat die Bundesgartenschau-Gesellschaft auf Recycling gesetzt: Teilweise werden Polycarbonatplatten wiederverwendet, die an der Fassade des Pflanzenschauhauses abmontiert und durch moderne, wärmedämmende Glasscheiben ersetzt wurden. In dem Teil der Halle, die das Nationaltheater nutzen wird, sind die Wände bereits mit einem Kunstwerk der Initiative „Stadt.Wand.Kunst“ bemalt.

Acht Drehkreuze als Eingangsbereich

Der Umbau der früheren Panzer-Reparaturhalle zur Eingangshalle ist fast fertig. Hier werden nun noch Boxen aus Holz für Kassen eingesetzt, dazu acht Drehkreuze als Eingangsbereich installiert, größere Eingangstore für Behinderte und Kinderwagen. Es wird hier zudem eine Informationstheke, einen Sanitätsbereich, einen Polizeiposten und einen Souvenirverkauf geben.

Über die Bühnen

Die Hauptbühne, die mitten im Experimentierfeld auf dem Spinelli-Gelände liegt, dient den Großveranstaltungen. Das Gelände dafür ist fertig, die Bühne selbst wird erst in einigen Wochen aufgerichtet. Davor ist Platz für gut 2500 Stühle, zudem gibt es viele Stehplätze. Auf der Hauptbühne finden beispielsweise das Joy Fleming-Musical, die Konzertreihe der Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz und die Auftritte von Get Well Soon, Beatrice Egli, Joris und ClockClock statt. Die kleinere Bühne in der Parkschale Käfertal am Rand des Spinelli-Geländes kommt erst kurz vor Veranstaltungsbeginn – wie bei Open-Air-Konzertbühnen üblich.

Experimentierfeld zu „Klima“, „Umwelt“, „Energie“ und „Nahrung“

Das Experimentierfeld, nördlich der U-Halle, ist in erster Linie der Schauplatz der gärtnerischen Wettbewerbe und zugleich innovativer Ausstellungsbeiträge zu den vier Leitthemen „Klima“, „Umwelt“, „Energie“ und „Nahrung“. Die historische Heizzentrale ist zum „i-Punkt-Grün der Deutschen Bundesgartenschau-Gesellschaft“, wo Hobbygärtner beraten werden, umgebaut. Davor entsteht gerade ein Biergarten, daneben bauen die Friedhofsgärtner und Steinmetze ihre 60 Mustergräber auf, wo sie Frühjahrs-, Sommer- und Herbstflor gestalten. Sehr weit gediehen ist der Kirchenbau, der Mitte März fertig sein.

Der Holzpavillon „Seeigel“

Der wegen seiner Form „Seeigel“ genannte futuristische Holzpavillon der Bundesgartenschau Heilbronn ist dort abgebaut und dann eingelagert worden. In dem sieben Meter hohen Pavillon aus Lärchenholzplatten, der eine Fläche von etwa 500 Quadratmetern und eine stützenfreie Spannweite von 30 Metern bietet, will die Metropolregion ihr großes Kultur- und Freizeitangebot, Wirtschaft und Wissenschaft präsentieren.

Auch einen Klimapark soll es geben

Der Begriff „Weite Mitte“ oder Klimapark bezeichnet den westlichen, größeren Teil des Spinelli-Areals, der mit Sandmagerrasenflächen und speziell angelegten Lebensräumen für Mauereidechsen und Wildbienen naturnah entwickelt wird. Das Gelände soll jetzt und in Zukunft dem Naturschutz vorbehalten sein. Daher wird kein Rollrasen verwendet. „Da werden uns Leute fragen, wofür wir das Geld ausgegeben haben“, so Christian Lerchs Befürchtung – denn Naturschutz sei aufwendig, jedoch viel weniger sichtbar als Blumenbeete.

So wird im Klimapark das „Wiesendruschverfahren“ angewendet: auf Wiesen in der Region frisch gemähtes Gras wird so ausgestreut, dass sich die Samen öffnen und neues Gras wächst. Aber das dauert. „Das ist der Bereich, wo man deutlich sehen wird, dass wir das Gelände zweieinhalb Jahre später als geplant übergeben bekommen haben“, sagt Schnellbach.

Spielplätze dürfen nicht fehlen

Im Eingangsbereich, gleich hinter der Seilbahnstation ist der „Musikspielplatz“ entstanden – mit einem Karussell, bei dem während der Drehung Klänge entstehen, und dem „Saitendschungel“ mit seiner Vielzahl an Kletterseilen, wo Kinder ebenso Töne erzeugen können. Von Käfertal-Süd aus von außen erkennbar ist der riesige neue Spielplatz „Vernetzung“: ein Klettergerüst mit Rutsche, von einem 200 Meter langen, langsam ansteigenden Steg umgeben. Aber auch alle anderen Spielplätze sind laut Michael Schnellbach fertig und bleiben dort auch nach der Bundesgartenschau.

Der Panoramasteg ist so gut wie fertig

„Praktisch fertig“ ist laut Christian Lerch der Panoramasteg, der seit Dezember frei über der Au schwebt. Nun werden noch zwei Schwingungsdämpfer eingebaut. Statisch wäre es nicht nötig, heißt es. Aber es gehe um den Komfort für die Besucher, die nicht das Gefühl haben sollen, dass die freitragende Stahlkonstruktion zu sehr ins Schwingen gerät, wenn etwa Kinder darauf herumhüpfen.

Arbeiten an der Seilbahn sind abgeschlossen

Die Arbeiten zur Inbetriebnahme der Seilbahn sind abgeschlossen, es folgen noch letzte Einstellungen und das Training des Betriebspersonals.

Im Luisenpark wird noch gearbeitet

Neue Pinguinanlage, Südamerikahaus, begehbare Großvoliere für Vögel, Seebühnen-Sanierung und vieles mehr – im Luisenpark wird Schnellbach zufolge fast alles fertig. Bei der Unterwasserwelt wird noch gewerkelt, ebenso am neuen Restaurant. „Küche und Theke werden funktionieren, aber womöglich ist noch nicht das ganze Interieur fertig, aber das wird dann schon“, sagt Schnellbach.

Redaktion Chefreporter

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